# taz.de -- FDP korrigiert Steuerversprechen: Liberale immer bescheidener | |
> Vor dem Spitzentreffen der Koalition am Freitag rudert die FDP in der | |
> Frage der Steuerentlastungen zurück. Und das Betreuungsgeld lehnen die | |
> Liberalen strikt ab. | |
Bild: Leer wie Flasche, äh, Teekanne: das Entlastungsprogramm der FDP. | |
BERLIN taz | Nun hat es wohl auch die FDP verstanden. Angesichts mäßiger | |
Konjunkturprognosen für die kommenden Monate korrigiert die Partei ihre | |
Steuerversprechen nach unten. Man halte zwar an einer Steuerentlastung für | |
die Mittelschicht fest, sagte Generalsekretär Christian Lindner am Montag | |
in Berlin, warne aber vor übertriebenen Erwartungen. Was so viel heißt wie: | |
Wir nennen uns weiter Steuersenkungspartei, machen aber in dieser Sache | |
erst mal eine strategische Pause. | |
Vorausgegangen waren Berichte, laut denen die FDP auf Druck der Union ihre | |
Vorstellungen von einer Steuerreform drastisch abspecken wolle. Im | |
Wahlkampf hatten die Liberalen Steuersenkungen angekündigt - angesichts der | |
Finanzkrise ist derlei aber aktuell noch weniger vermittelbar als zuvor. | |
Der Spiegel berichtet wenige Tage vor dem Koalitionsspitzentreffen am | |
Freitag, bei dem die Themen für die verbleibenden zwei Regierungsjahre | |
festgezurrt werden sollen, von Bewegung im Steuerstreit. In der FDP-Führung | |
kursiere der Plan, den Solidarzuschlag auf die Einkommensteuer stärker zu | |
staffeln und so die Steuerlast von Bürgern mit mittlerem Einkommen zu | |
senken. Bei diesem Modell wäre Schwarz-Gelb nicht auf die Zustimmung des | |
Bundesrats angewiesen. | |
## "Erst entschulden, dann entlasten" | |
In seinem Pressestatement im Thomas-Dehler-Haus am Montag bemühte sich | |
Generalsekretär Lindner um Haltung in der Steuerfrage. "Seit längerer Zeit | |
sprechen wir davon, dass sich die Prioritäten verschoben haben: Erst | |
entschulden, dann entlasten", sagte er. "Aber es heißt eben nicht: keine | |
Entlastung." In den Koalitionsvertrag hatte die FDP noch Entlastungen von | |
24 Milliarden Euro geschrieben, nun geht es um eine Größenordnung von 4 bis | |
6 Milliarden. | |
Gefragt, ob er 6 Milliarden Euro akzeptabel fände, sagte FDP-Fraktionschef | |
Rainer Brüderle der Bild, sein Ziel sei "ein überzeugendes Gesamtpaket". | |
Über das genaue Volumen der einzelnen Maßnahmen "werden wir uns in der | |
Koalition verständigen". Übereinstimmung klingt anders. | |
Ein weiterer Streitpunkt beim Koalitionsgipfel wird wohl die Frage des | |
Betreuungsgeldes sein. Die FDP lehnt die sogenannte Herdprämie für Eltern | |
ab, die ihre kleinen Kinder zu Hause erziehen, statt sie in eine Kita zu | |
bringen. Die 150 Euro monatlich, die Familienministerin Kristina Schröder | |
(CDU) seit letzter Woche nur noch ein Jahr lang statt wie bisher vorgesehen | |
zwei Jahre zahlen möchte, werden vom FDP-Generalsekretär scharf kritisiert. | |
Sie seien "fachlich" zweifelhaft, sagte Lindner. Zudem bleibe seine Partei | |
dabei, dass das Betreuungsgeld unter Finanzierungsvorbehalt stehe. | |
Dass es in dieser Angelegenheit Streit geben könnte, ist klar, seit sich | |
CSU-Chef Horst Seehofer in die Debatte eingeschaltet hat. Seine Partei | |
pocht trotz des Widerstands bei FDP und CDU auf das Betreuungsgeld. | |
Seehofer mahnte: "Das steht in der Koalitionsvereinbarung." Je nun, da | |
steht manches drin - 24 Milliarden Euro Steuerentlastung etwa. | |
17 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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