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# taz.de -- Proteste in Bolivien: Im Triumphzug durch La Paz
> Die Straßenbaugegner aus dem Tiefland erreichen die Hauptstadt. Sie
> wehren sich gegen die Zerstörung eines Naturschutzgebietes. Der Druck auf
> Präsident Morales steigt.
Bild: Ausdauernder Protest: Nach 66 Tagen Marsch erreichten Gegner eines Fernst…
PORTO ALEGRE taz | So ein Volksfest hat La Paz schon lange nicht mehr
erlebt: Als die gut 1.500 Straßenbaugegner aus dem Amazonastiefland nach 65
Tagen und 600 Kilometer Fußmarsch am Mittwoch in die Andenmetropole
einzogen, wurden sie begeistert von der Bevölkerung empfangen.
Hunderttausende waren auf den Beinen, für die Marschierer gab es Jubel,
Konfetti, Musik, Essen und warme Decken. Immer wieder ertönte der Ruf: "Der
Tipnis wird nicht angerührt" - die Tieflandindianer wehren sich gegen die
Zerstörung des Natur- und Indianerschutzgebiets Isiboro-Sécure (Tipnis)
durch eine Fernstraße, auf der brasilianische Rohstoffe über die
Pazifikküste nach Asien transportiert werden sollen.
Ein Wasserwerfer, der noch am Morgen unweit des Präsidentenpalastes zu
sehen war, wurde abgezogen, ein Regierungssprecher bekräftigte
Dialogbereitschaft. Die Marschierer haben es auch nicht eilig. "Wir sind
nicht von Trinidad hergekommen, um mit leeren Händen zu gehen", sagte
Sprecher Fernando Vargas. "Wir bleiben so lange, bis der Bau von Straßen
durch den Tipnis verboten ist."
Präsident Evo Morales steckt in der Zwickmühle: Bleibt er hart, muss er mit
einer Ausweitung der Proteste rechnen. Gibt er zu schnell nach, könnte ihm
das als Schwäche ausgelegt werden, zumal nach seiner Niederlage bei den
Richterwahlen am Sonntag.
Hin und wieder hatte der Staatschef seine Minister zu den Protestierern
geschickt, doch an der geplanten Route durch den Nationalpark von der Größe
Jamaikas hielt er fest. Die Fronten sind verhärtet.
Unvergessen ist die brutale Auflösung des Marsches durch die Polizei am 25.
September. Im Rückblick erscheint sie als Wendepunkt - seither haben die
Kritiker des Straßenbaus Oberwasser.
## "Der Präsident zerstört die Mutter Erde"
Immer lauter wird der Ruf nach einer Abkehr von der wachstumsbetonten,
wenig ökologischen Regierungspolitik. Morales verfügte einen vorläufigen
Baustopp und kündigte Volksbefragungen an, doch die Modalitäten bleiben
offen.
Im Innenhof der San-Francisco-Basilika wurden die Anführer des Marsches von
ihren Unterstützern empfangen, die dort eine wochenlange Mahnwache
organisiert hatten.
"In den Vereinten Nationen verteidigt der Präsident die Umwelt, die
natürlichen Ressourcen und die Menschenrechte, aber in Bolivien zerstört er
die Mutter Erde und verletzt die Verfassung", rief Fernando Vargas, der
selbst im Tipnis wohnt. "Passt gut auf, wie unser Dialog beginnt."
20 Oct 2011
## AUTOREN
Gerhard Dilger
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