# taz.de -- SPD strukturiert Gefängnisse um: In offenen Vollzug investieren | |
> SPD-Justizsenatorin Schiedek legt Konzept zur Neustrukturierung der | |
> Gefängnisse vor. Offener Vollzug in Glasmoor bleibt erhalten, | |
> Frauengefängnis zieht um. | |
Bild: Auch hinter den Mauern der JVA Fuhlsbüttel sieht es leer aus. | |
Die neue SPD-Justizsenatorin Jana Schiedek hat die schwarz-grünen Pläne | |
gekippt, die Justizvollzugsanstalt (JVA) Glasmoor zum Abbau der | |
Überkapazitäten im Strafvollzug zu schließen. "Wir werden die JVA Glasmoor | |
in Norderstedt als Anstalt des offenen Vollzugs erhalten und | |
weiterentwickeln", sagte Schiedek am Montag während der Vorstellung ihres | |
Konzeptes zur Neustrukturierung des Strafvollzuges. Stattdessen soll das | |
Frauengefängnis Hahnöfersand im Alten Land geschlossen und in die JVA | |
Billwerder integriert werden. | |
Auf dem Gelände in Fuhlsbüttel, wo sich auch das legendäre Gefängnis Santa | |
Fu befindet, soll überdies das leere Haus 1 mit 300 Haftplätzen endgültig | |
abgerissen werden. "Hier soll geprüft werden, ob sich dieses Gelände für | |
eine Wohnungsbebauung eignet", sagte Schiedek. Insgesamt werde die | |
Neustrukturierung Investitionskosten in Höhe von 10 bis 15 Millionen Euro | |
verursachen, so Schiedek. | |
Die Neuorganisation des Strafvollzugs ist seit Jahren überfällig, da die | |
Gefangenenzahlen seit 2003 von 3.000 stetig auf zuletzt rund 1.750 | |
Inhaftierte abgenommen haben. Trotz dieser vorhersehbaren Entwicklung hatte | |
der Schwarz-Schill-Senat die rot-grünen Pläne zum Bau der JVA Billwerder | |
mit 400 Haftplätzen 2001 revidiert und ein Großgefängnis mit 800 Plätzen | |
errichten lassen. | |
Der schwarz-grüne Vorgängersenat hatte dann 2009 die Idee entwickelt, den | |
offenen Vollzug zwecks Kapazitätsabbau von Glasmoor nach Fuhlsbüttel zu | |
verlegen. "Dies hätte im Ergebnis aber zur Aufstockung der Haftplätze | |
geführt", sagt Schiedek. Eine noch vom alten schwarz-grünen Senat in | |
Auftrag gegebene Projektstudie habe offen gelegt, dass mit Kosten in Höhe | |
von bis zu 50 Millionen Euro zu rechnen sei. "Ein Nebeneinander von | |
Hochsicherheitsgefängnis und offenen Vollzug auf dem Gelände der JVA | |
Fuhlsbüttel ist auf erhebliche Sicherheitsbedenken gestoßen", betonte | |
Schiedek. "Zudem waren sich Fachleute darüber einig, dass ein offener | |
Vollzug hinter Mauern wenig sinnvoll ist." Die JVA Glasmoor könne jedoch | |
mit einem verhältnismäßig geringen Kostenaufwand modernisiert werden und | |
sei eine gut funktionierende und bewährte Anstalt des offenen Vollzugs. | |
"Fachleute gehen bisher von einem Bedarf von 250 Plätzen aus", sagte | |
Schiedek | |
Auch durch die Integration der Teilanstalt für Frauen in die nicht voll | |
ausgelastete JVA Billwerder würden 96 überzählige Haftplätze in sinnvoller | |
Weise abgebaut, Betriebs- und Personalkosten gespart und die Arbeits-, | |
Ausbildungs- und Freizeitangebote für Frauen im Strafvollzug verbessert. | |
GAL- und CDU-Fraktion nennen Schiedeks Pläne "Murks" und "unausgegoren". | |
Sie halten die Zahlen für geschönt und wollen zwecks | |
Haushaltskonsolidierung lieber Glasmoor schließen. | |
24 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
Justiz | |
Justiz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nicht genügend Gefängniswärter: Personalnot sorgt für Unruhe | |
In Hamburg-Billwerder können Gefangene nicht ihren Arbeitsplatz aufsuchen. | |
Auch in Schleswig-Holstein protestieren Häftlinge für mehr Personal. | |
Hamburg und Kiel kooperieren: Gefangenenaustausch im Norden | |
Schleswig-Holstein plant Lübecker Frauenstrafvollzug an neues | |
Frauengefängnis in Hamburg abzugeben. Dafür bekäme Neumünster Hamburgs | |
Jugendhäftlinge. | |
Verlegung des Frauenvollzugs: Von der Inhaftierten zur Prostituierten | |
Die Pläne von Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek, den Frauenvollzug im | |
Männerknast unterzubringen, stoßen auf Widerstand. Experten warnen vor | |
Prostitution. Eine Ex-Gefangene bestätigt das. |