# taz.de -- Urteil des Gerichtshofs für Menschenrechte: Eizellenspenden bleibe… | |
> Der Gerichtshof für Menschenrechte wies überraschend eine Klage gegen das | |
> Verbot von Eizellenspenden aus Österreich ab. Das Urteil gilt auch in | |
> Deutschland. | |
Bild: Nicht das Gleiche: künstliche Befruchtung und Eizellspende. | |
FREIBURG taz | Das Verbot der Eizellspende in Deutschland und Österreich | |
kann bestehen bleiben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte | |
lehnte am Donnerstag in zweiter Instanz überraschend eine Klage aus | |
Österreich ab, so dass sich auch in Deutschland kein Anpassungsbedarf | |
ergibt. | |
Geklagt hatte ein österreichisches Paar, das auf natürlichem Wege keine | |
Kinder bekommen kann. Da die Frau keine Eizellen bilden kann, ist auch | |
keine künstliche Befruchtung im Reagenzglas möglich. Die Nutzung von | |
Eizellen einer anderen Frau ist in Österreich allerdings verboten. | |
Bei österreichischen Gerichten hatte die Klage keinen Erfolg. Deshalb | |
wandte sich das Paar an den Straßburger Gerichtshof und berief sich auf den | |
Schutz des "Privat- und Familienlebens" in der Europäischen | |
Menschenrechtskonvention. In erster Instanz hatte die Klage im März 2010 | |
sogar Erfolg. Eine Kammer aus sieben Richtern entschied: Wenn ein Staat | |
künstliche Befruchtung zulässt, darf er die Eizellspende nicht verbieten. | |
Doch die österreichische Regierung legte Rechtsmittel ein. Und die Große | |
Kammer, die aus 17 Richtern besteht, zeigte sich nun deutlich zögerlicher. | |
Die Richter billigten Österreich einen "weiten Beurteilungsspielraum" zu. | |
Zwar sei in den 47 Staaten des Europarats ein klarer Trend zu erkennen, die | |
Eizellspende zuzulassen, dieser entstehende Konsens beruhe allerdings noch | |
nicht auf gefestigten Grundsätzen. | |
Das Verbot der Eizellspende sei zwar ein Eingriff in das Privatleben der | |
Bürger, so die Straßburger Richter. Österreich durfte jedoch das weit | |
verbreitete Unbehagen gegenüber der modernen Fortplanzungsmedizin | |
berücksichtigen und das Prinzip bewahren, dass die Identität der Mutter | |
immer feststehen muss. | |
Die Gefahr, dass sozial benachteiligte Frauen ausgenutzt und zur | |
Eizellspende gedrängt werden, hätte allerdings auch auf andere Weise | |
vermieden werden können, etwa indem eine Entlohnung verboten wird. Der | |
österreichische Gesetzgeber habe aber jedenfalls seine Entscheidung sorgsam | |
abgewogen und seinen Beurteilungsspielraum nicht überschritten, erklärten | |
die Richter. | |
Auch in Deutschland ist die Eizellspende verboten. Bei einem Verstoß drohen | |
laut Embryonenschutzgesetz Geldstrafen oder Haft bis zu drei Jahren. | |
Experten gehen davon aus, dass pro Jahr einige tausend deutsche Paare in | |
ausländischen Kliniken eine Eizellspende empfangen. (Az.: 57813/00) | |
3 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
FDP will neues Fortpflanzungsgesetz: Die Freiheit der Entscheidung | |
Die FDP-Abgeordnete Ulrike Flach möchte ein "Fortpflanzungsmedizingesetz" | |
auf den Weg bringen. Darin soll unter anderem die Eizellspende erlaubt | |
werden. | |
Kommentar Eizellspende: Keine guten Gründe für ein Verbot | |
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte überlässt den Staaten die | |
Entscheidung über Eizellspenden. Die Entscheidung hat vor allem mit | |
politischem Kalkül zu tun. | |
Urteil zu Stammzellen: Kein Patent erlaubt | |
Der Europäische Gerichtshof verbietet Patente auf embryonale Stammzellen | |
und legt damit den Schutz von Embryonen weit aus. Das Urteil schmälert die | |
Aussicht auf Profite. | |
Urteil des Europäischen Gerichtshofes: Keine Patente auf Stammzellen | |
Menschliche embryonale Zellen dürfen nicht für die Forschung patentiert | |
werden, hat der EuGH entschieden. Das Gericht legte den Begriff "Embryo" | |
weit aus. | |
Streit um In-vitro-Fertilisation in Costa Rica: Drohen mit Höllenqualen | |
In Costa Rica tobt ein Kulturkampf um die In-vitro-Fertilisation. Dem Land | |
droht eine Menschenrechtsklage, die Regierung lässt sich von Opus Dei | |
vertreten. | |
Genetiker über die PID-Debatte: "Eine sehr deutsche Furcht" | |
Das designte Wunschbaby wird es auch in Zukunft nicht geben, aber die | |
Kriterien für die Diagnostik werden sich verändern, glaubt zumindest der | |
niederländische Genetiker Joep Geraedts. |