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# taz.de -- Tiger Woods von Ex-Caddie beschimpft: War doch nur ein Witz
> Tiger Woods' Caddie Steve Williams, der seinen ehemaligen Chef
> rassistisch beschimpft hat, kommt ohne Bestrafung davon. In der Golfszene
> stört das fast keinen.
Bild: Ein Bild aus besseren Tagen: Woods und Williams bei den US Masters 2005.
Spätestens am Donnerstag werden sie sich begegnen. Tiger Woods, der
abgestürzte Golfdominator, und Steve Williams, sein ehemaliger Caddie, der
Woods bei 72 Turniersiegen betreut hat und im Juli gefeuert wurde. Beide
werden bei den Australian Open ihrer Arbeit nachgehen. Woods wird golfen,
Williams seinen neuen Arbeitgeber, den Australier Adam Scott, über den
Platz in Sydney begleiten.
Für viele ist das die Fortsetzung eines Skandals, den Williams in der
vergangenen Woche ausgelöst hatte, als er Tiger Woods bei einer
Preisverleihung für Caddies in Schanghai ein "schwarzes Arschloch" genannt
hatte. Der Caddie bleibt straffrei. Weder die Organisatoren der US-Tour
noch die der europäischen Tour wollen Williams bestrafen. Und auch Scott
will seinen neuen Caddie nicht rausschmeißen.
Der hatte zuvor ein Statement veröffentlicht, in dem er zugab, dass seine
Äußerung als "rassistisch interpretiert" werden könnte. Das habe aber nicht
in seiner Absicht gelegen. Und überhaupt sei alles irgendwie ein Witz
gewesen. Für die Tour-Veranstalter reichte das als Entschuldigung aus. Die
saubere Golf-Gesellschaft, die in anderen Fällen durchaus darauf achtet,
dass kein schlechtes Licht auf ihre Sportart fällt, erklärte den Fall
offiziell für beendet.
Zwar weiß kaum einer, wie oft die Professional Golfers Association (PGA)
Strafen verhängt, weil es zur Politik des Verbandes gehört, diese nicht zu
veröffentlichen. Dennoch geht man davon aus, dass regelmäßig Profis und
Caddies zur Kasse gebeten werden. Bekannt wurde etwa eine
10.000-Dollar-Strafe, die die European PGA gegen Tiger Woods ausgesprochen
hat, weil er es gewagt hatte, während der Turniers in Dubai auf die
heiligen Halme des Greens zu spucken.
## Alle schweigen – bis auf Fred
Auch Adam Scott, der mit Williams als Caddie in diesem Jahr den Sieg bei
den World Golf Championships in Akron einfuhr, was den größten Erfolg in
dessen Karriere bedeutete, mag über Konsequenzen für seinen Begleiter auf
dem Platz nicht nachdenken. Am Tag nach Williams Arschloch-Äußerung spielte
er die letzte Runde des Turniers von Schanghai, ohne seinen Caddie auf den
Vorfall anzusprechen.
"Es gibt immer gleich eine Story, wenn es um Tiger geht", sagte er nach dem
Turnier, das der Deutsche Martin Kaymer gewonnen hat, und schwenkte aufs
Allgemeine über: "Ich schätze Steves Beitrag zu meinem Spiel und bin froh,
ihn an meiner Seite zu wissen."
Die meisten aktiven und ehemaligen Profis sehen das wie der Australier. Nur
Fred Couples, ein ehemaliger Weltranglistenerster, vertritt eine dezidiert
andere Position. Der Amerikaner, der das US-Team in der nächsten Woche beim
Presidential Cup, einem Teamwettkampf USA gegen den Rest der Welt, als
Kapitän anführen wird, meinte im Fachmagazin Golf World unmissverständlich:
"Ich würde meinen Caddie wegen rassistischer Äußerungen feuern." Er fügte
hinzu, dass er einen Caddie, der einen derartigen Hass auf einen
"anständigen Kerl" hat, nicht gerne in seiner Nähe hätte.
## Williams' Wut auf Woods
In der Tat wunderte man sich in der Golf-Szene schon länger über die Wut
auf Woods, die Williams einfach nicht unterdrücken konnte. Als Adam Scott
besagte World Championships gewann, hatte Williams gesagt, das sei der
schönste Sieg in seiner Laufbahn gewesen. Die 13 Majors, bei denen er Woods
Tasche getragen hatte, wären demnach weniger toll gewesen.
Zudem ließ er beinahe keine Gelegenheit aus, der Öffentlichkeit
mitzuteilen, dass er den Respekt gegenüber Woods verloren habe, seit er von
dessen Betrügereien und Sexskandalen wisse. Auch die Veröffentlichung eines
Buches über seinen ehemaligen Chef kündigte er an, kurz nachdem ihm von
Woods nach 12-jähriger Zusammenarbeit gekündigt worden war.
Auch ohne die Beleidigungen vom Wochenende ist eine Begegnung von Woods und
Williams also pikant. Gerüchte, Woods und Scott nebst Williams würden am
Donnerstag gemeinsam auf die Platzrunde geschickt, wurden von den
Veranstaltern der Australian Open übrigens dementiert.
7 Nov 2011
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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