# taz.de -- Klimaschutzgesetz in Australien: CO2-Schleudern müssen zahlen | |
> Gegen die Stimmen der Konservativen hat der australische Senat eine | |
> CO2-Emissionssteuer verabschiedet. Mit dem Geld sollen alternative | |
> Energien gefördert werden. | |
Bild: Fragwürdiger Slogan: Trucker protestieren gegen die CO2-Steuer. | |
CANBERRA taz | Die Oberkammer des australischen Parlaments hat am Dienstag | |
ein Gesetz zur Einführung einer Abgabe auf Kohlendioxidemissionen | |
verabschiedet. Danach werden die 500 größten Umweltverschmutzer ab 1. Juli | |
nächsten Jahres pro produzierte Tonne CO2 23 Australische Doller (rund 17 | |
Euro) bezahlen müssen. | |
Das Geld soll unter anderem in die Förderung alternativer Energieformen | |
investiert werden. Zudem hat die Regierung Steuererleichterungen für | |
Familien in Aussicht gestellt. Ab 2015 soll ein Emissionshandelssystem | |
eingeführt werden. Laut Beobachtern handelt es sich bei den Plänen um das | |
umfassendste System zum Kauf und Verkauf von Verschmutzungszertifikaten | |
außerhalb Europas. | |
Betroffen von der Abgabe sind vor allem Rohstoffunternehmen, allen voran | |
die energieintensiven Kohle- und Aluminiumproduzenten. Der historische | |
Entscheid war nur möglich geworden, weil sich nach den Wahlen im | |
vergangenen Jahr das politische Gleichgewicht zu Gunsten der Grünen und | |
unabhängiger Parlamentarier verschoben hatte. | |
Die regierende Laborpartei unter Premierministerin Julia Gillard legte das | |
Gesetz nicht zuletzt auch vor, um sich im Parlament die Unterstützung der | |
Minderheitspartei bei anderen Vorlagen zu sichern. Nach ihrer Wahl zur | |
Premierministerin hatte Gillard noch gesagt, sie werde keine CO2-Abgabe | |
einführen. | |
## Murdoch fürchtet Ruin der Volkswirtschaft | |
Die konservative Opposition hatte die Vorlage vehement bekämpft. Mit | |
Unterstützung der Rohstoffindustrie und der konservativen Medien von Rupert | |
Murdoch behauptete Oppositionsführer Tony Abbott unter anderem, die Abgabe | |
werde die Volkswirtschaft "ruinieren" und zum Verlust tausender | |
Arbeitsplätze führen. | |
Unabhängige Experten glauben dagegen, dass der verstärkte Fokus auf | |
erneuerbare Energien die Konjunktur stimulieren könnte. Abbott rief zu | |
einer "Volksrevolte" gegen die Pläne auf und versprach, die Maßnahme | |
rückgängig zu machen, sollten die Konservativen 2013 die Macht übernehmen. | |
Die Wirtschaft ist in der Sache gespalten. Während die großen | |
Rohstoffkonzerne sich eindeutig gegen die Klimaabgabe positionierten, | |
beklagen sich Unternehmen, die in nachhaltige Industrien investieren | |
wollten, seit Jahren über die chronische politische Unsicherheit. | |
Die eskalierende Polemik um eine Abgabe auf Schadstoffemissionen trug mit | |
dazu bei, dass der frühere Premier Kevin Rudd im letzten Jahr in den | |
Meinungsumfragen auf ein Allzeittief gefallen war und Julia Gillard Platz | |
machen musste. | |
## Rohstofflobby kippt Klimapolitiker | |
Rudd hatte vor seiner Wahl 2007 das Problem des Klimawandels als "größte | |
moralische Herausforderung unserer Generation" bezeichnent. Als er eine | |
Steuer auf die Rekordgewinne für die Rohstoffindustrie forderte, brach ihm | |
eine vehemente Negativkampagne von Rohstoffförderern wie BHP Billiton, Rio | |
Tinto und Xstrata politisch das Genick. | |
Christine Milne, Chefin der Grünen Partei im Senat sagte: "Australien hat | |
seine von fossilen Brennstoffen abhängige Vergangenheit hinter sich und | |
schaut nun in eine Zukunft der erneuerbaren Energien." | |
Dass sich diese Prognose bald bewahrheiten wird, ist eher unwahrscheinlich. | |
Das Rohstoffland Australien produziert rund 80 Prozent seines Stroms mit | |
dem Verbrennen besonders umweltschädlicher Kohle. Nicht zuletzt deswegen | |
ist das Land pro Kopf der Bevölkerung einer der größten CO-2 Emittenten der | |
Welt. | |
8 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Urs Wälterlin | |
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