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# taz.de -- Das Krisenglossar Teil 8: Troika
> Was macht eigentlich die Troika – und warum ist Griechenland von ihrem
> Wohlwollen abhängig? Die taz stellt die wichtigsten Vokabeln der
> Finanzkrise vor.
Bild: Die Griechenland-Troika schaut ganz genau hin. Diese drei Löffelhunde in…
Der Begriff Troika kommt aus dem Russischen und bedeutet so viel wie
"Dreiergruppe". Eine Troika war in der Sowjetunion eine Kommission von drei
Personen, die Verhaftete ohne Gerichtsverhandlung verurteilen konnte. In
den späten 1930er Jahren schickten diese Kommissionen tausende Menschen ins
Gulag oder zum Erschießungskommando.
Jüngstes Beispiel für eine solche Dreiergruppe ist die sogenannte
Griechenland-Troika. Sie setzt sich zusammen aus Vertretern der
[1][Europäischen Zentralbank] (EZB), des [2][Internationalen Währungsfonds]
(IWF) und der Europäischen Kommission.
Die Troika fährt regelmäßig nach Athen, um die griechischen Sparbemühungen
zu kontrollieren. Sind die Inspektoren unzufrieden, verordnen sie keine
Lagerhaft, sondern können der griechischen Regierung kurzerhand den
Geldhahn zudrehen.
Hintergrund sind die Hilfskredite für das hochverschuldete Griechenland.
Auf den Euro-Gipfeln im Juli und Oktober 2011 hatten die Staats- und
Regierungschefs der Euro-Zone ein Hilfspaket beschlossen. Es besteht aus
vergleichsweise günstigen Krediten. Sie sollen der griechischen Regierung
helfen, ihre auslaufenden Anleihen durch neue zu ersetzen.
Die Gelder stellen der Euro-Rettungsschirm (EFSF), also ein Geldtopf für
kriselnde Euro-Staaten, sowie der Internationale Währungsfonds zur
Verfügung. Das aktuelle Rettungspaket soll den griechischen Geldbedarf bis
ins Jahr 2014 hinein sichern. Die Kredite werden aber nicht auf einmal
ausgezahlt, sondern scheibchenweise – in Tranchen, wie es im Finanzjargon
heißt.
Im Gegenzug für die günstigen Kredite wird Griechenland bei der Umsetzung
seines Spar- und Reformprogramms genau überwacht. Die Troika stellt
Griechenland Bedingungen und erst wenn diese erfüllt sind, geben die
Inspektoren die Auszahlung der nächsten Tranche frei. Die Troika überwacht
beispielsweise, wie viele Beamtenstellen die griechische Regierung abgebaut
hat und ob sie Staatseigentum privatisiert, also verkauft hat, um
zusätzliches Geld einzunehmen.
Die Dreiergruppe prüft insbesondere, ob es Griechenland dadurch gelingt,
sein hohes Haushaltsdefizit zu senken. Ein solches Defizit bedeutet, dass
ein Staat mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Tut ein Staat nichts gegen
sein Haushaltsdefizit, steigt seine Verschuldung und damit die
Zinsbelastung. Eine [3][Schuldenspirale] droht.
In Griechenland ist die Troika wegen ihrer harten Bedingungen höchst
unbeliebt. Seit Monaten protestieren viele Griechen gegen die harten
Sparauflagen aus Brüssel und die Reformbemühungen der eigenen Regierung. So
gab es im Oktober einen Generalstreik, später legten Bus-, Bahn- und
Tramfahrer in Athen die Arbeit nieder, auch die Fährschiffer hatten
tagelang gestreikt.
Nach jedem Besuch schreiben die Inspekteure von EZB, IWF und Europäischer
Kommission einen Bericht über Griechenlands Fortschritte beim Sparen.
Befürworten sie die Überweisung der nächsten Kredittranche, müssen noch die
Euro-Finanzminister der Zahlung zustimmen.
11 Nov 2011
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## AUTOREN
Jakob Schulz
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