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# taz.de -- Gewalt in Syrien: Granaten auf Regierungsgebäude
> Im Damaskus wurde ein Büro der regierenden Baath-Partei mit Granaten
> angegriffen. Machthaber Assad hatte zuvor ein Ultimatum der Arabischen
> Liga vertreichen lassen - und droht lieber weiter.
Bild: Assads Konterfei auf einer Flagge. Der syrische Machthaber will kämpfen …
KAIRO/LONDON dpa/dapd | In Syrien eskaliert der Konflikt zwischen Regierung
und Opposition weiter. In der Hauptstadt Damaskus wurde nach
Oppositionsangaben am Wochenende erstmals ein Gebäude der regierenden
Baath-Partei mit Granaten angegriffen. Das Haus im Zentrum der Stadt sei
von mehreren Geschossen getroffen worden, teilte die syrische Opposition
mit. Präsident Baschar al-Assad ließ derweil ein Ultimatum der Arabischen
Liga verstreichen. US-Außenministerin Hillary Clinton warnte vor einem
Bürgerkrieg in Syrien.
In einem Interview mit der britischen Zeitung Sunday Times machte der
syrische Präsident deutlich, dass sich Damaskus nicht dem Druck aus dem
Ausland beugen werde. Im Falle einer ausländischen Intervention werde er
"kämpfen und sterben", sagte er. Er warnte zugleich, ein solcher
Militäreinsatz würde die gesamte Region destabilisieren.
Bereits vor der jüngsten Eskalation hatte US-Außenministerin Hillary
Clinton vor einem Bürgerkrieg in Syrien gewarnt. Der TV-Sender NBC zitierte
Clinton am Freitag (Ortszeit) mit den Worten, Präsident Assad habe mit
seinem Vorgehen gegen die Opposition "das Volk provoziert, gegen das Regime
Waffen zu ergreifen". "Es könnte einen Bürgerkrieg mit einer sehr
entschlossenen und gut bewaffneten und letztlich gut finanzierten
Opposition geben." Diese Opposition könnte von Überläufern aus der Armee
"beeinflusst, wenn nicht gar angeführt" werden.
Die syrische Regierung sollte sich bis zum späten Samstagabend entscheiden,
ob sie Beobachter der Arabischen Liga ins Land lässt. Nachdem es diese
Frist verstreichen ließ, drohen dem Regime nun Sanktionen seitens der
früheren arabischen Partner. Die syrische Regierung forderte zuletzt in
einem Brief an den Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi,
Änderungen an dem Protokoll der Liga, das die Einzelheiten dieser
Beobachtermission regeln soll. Ein arabischer Diplomat sagte der dpa im
Libanon, dass die Organisation dies zurückgewiesen habe.
## Razzien der syrischen Truppen
Zu dem Angriff auf das Büro der Baath-Partei bekannte sich zunächst
niemand. Augenzeugen hätten nach dem Anschlag den Oppositionellen aber
berichtet, dass Explosionen zu hören gewesen seien und Rauch aus dem
Gebäude aufstieg. Die britische BBC berichtete am Sonntag, dass von außen
kein Schaden zu erkennen sei. In der Vorwoche hatten Deserteure der
syrischen Armee nach eigenen Angaben einen Militärposten bei Damaskus sowie
in der Stadt Hama angegriffen.
Oppositionsanhänger berichteten am Wochenende von erneuten Angriffen auf
die Protesthochburg Homs. Bei Razzien der syrischen Truppen sind darüber
hinaus nach Angaben von Menschenrechtsgruppen am Wochenende mindestens 15
Menschen getötet worden. Die Sicherheitskräfte hätten am Samstag auf der
Suche nach Oppositionellen die Ortschaft Schesar in der Provinz Hama
gestürmt und seien in die Region Dschabal al Sawija an der Grenze zur
Türkei eingerückt, hieß es in übereinstimmenden Berichten der in London
ansässigen Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights
und der Örtlichen Koordinationskomitees LCC.
In Dschabal al Sawija seien zudem die Strom- und Telefonverbindungen
gekappt worden. In der Region sind seit Monaten abtrünnige Einheiten der
Streitkräfte aktiv. In Kusair in der Nähe der Grenze zum Libanon seien bei
Gefechten mit Regierungstruppen zwei abtrünnige Soldaten getötet worden,
berichtete das Syrian Observatory for Human Rights.
20 Nov 2011
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