# taz.de -- Sanktionen gegen des Assad-Regime: Die Sanduhr ist bald durchgelauf… | |
> Für Syriens Präsident Baschar al-Assad wird es eng. Heute endet das | |
> Ultimatum der Arabischen Liga. Erste Reaktionen zeigen - man denkt | |
> offenbar nicht ans Einlenken. | |
Bild: Die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen des Ultimatums treffen vor… | |
BEIRUT/KAIRO/DAMASKUS/ISTANBUL dapd/dpa | Syrien hat ein Ultimatum der | |
Arabischen Liga zur Annahme eines Friedensplans scharf zurückgewiesen. Die | |
amtliche syrische Nachrichtenagentur SANA berichtete am Freitag, die | |
Arabische Liga sei zu einem "Werkzeug für die ausländische Einmischung" | |
geworden. Sie diene einer westlichen Agenda, um Unruhe in die Region zu | |
tragen. | |
Dem Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad drohen weitere | |
Sanktionen. Sollte Assad am heutigen Freitag nicht der Entsendung einer | |
Beobachtermission nach Syrien zustimmen, will die Arabische Liga | |
schmerzhafte Strafmaßnahmen beschließen und einen neuen Vorstoß bei den UN | |
gegen Syrien unternehmen. Ein entsprechendes Ultimatum hatten die | |
Außenminister der Liga am Vortag bei einem Treffen in Kairo um einen Tag | |
verlängert. | |
Ursprünglich hatte Assad das Protokoll für die Entsendung einer | |
Beobachtermission bis Donnerstag unterzeichnen sollen. Die Arabische Liga | |
will das syrische Regime zwingen, die Gewalt gegen die Protestbewegung zu | |
beenden. Mehr als 3500 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen | |
seit März getötet worden. Die syrische Opposition spricht von mindestens | |
4200 Toten. | |
## Scharfe Sanktionen drohen | |
Falls Assad nicht zustimmen sollte, werden sich die Komitees der Liga für | |
Wirtschaft und Soziales am kommenden Samstag treffen, um konkrete | |
Sanktionen vorzuschlagen. Im Gespräch sind: Keine Flüge aus arabischen | |
Staaten nach Syrien, kein Handel mit der syrischen Regierung, keine | |
Zusammenarbeit mit der syrischen Zentralbank, Einfrieren von | |
Vermögenswerten der syrischen Regierung in den arabischen Staaten. Am | |
Sonntag sollen die Außenminister dann erneut in Kairo zusammenkommen, um | |
über die Sanktionen abzustimmen. | |
Syrien hatte das Protokoll, das die Entsendung von 500 Menschenrechtlern, | |
Militärexperten und anderen Beobachtern vorsieht, in seiner ursprünglichen | |
Form mit der Begründung abgelehnt, es sei ein Verstoß gegen die | |
Souveränität. Wie Diplomaten in Kairo mitteilten, wurden einige Punkte des | |
Protokolls auf Betreiben Algeriens nun leicht geändert oder "deutlicher | |
gefasst". Den meisten Forderungen der Syrer entsprach die Liga jedoch | |
nicht. | |
Eine harte Linie gegenüber Syrien hatten bei der Sitzung am Donnerstag dem | |
Vernehmen nach Katar, Saudi-Arabien und der ägyptische Generalsekretär der | |
Liga, Nabil al-Arabi, vertreten. Für mehr Nachsicht mit Assad, der wegen | |
der brutalen Gewalt gegen die Protestbewegung unter Druck steht, warben | |
Algerien und das Sultanat Oman. Al-Arabi soll von der syrischen Führung | |
wegen seiner deutlichen Worte über die Menschenrechtsverletzungen in Syrien | |
schon persönlich bedroht worden sein. | |
## Erneute Gewaltexzesse | |
Die Mitgliedschaft Syriens in der Liga war wegen der Gewalt des Regimes | |
gegen Demonstranten bereits vorübergehend suspendiert worden. Auch am | |
Donnerstag wurden nach Angaben der Opposition elf Zivilisten getötet. | |
Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, bei Kämpfen | |
zwischen Regierungstruppen und Deserteuren in der Provinz Homs seien elf | |
Angehörige der Armee und der Sicherheitskräfte sowie ein Zivilist ums Leben | |
gekommen. Während einer Razzia in einem Dorf zwischen den Städten Al-Rastan | |
und Telbisa seien 73 Menschen festgenommen wordenen ums Leben gekommen. | |
Aktivisten berichteten am Freitag, seit Donnerstagmorgen seien 33 Menschen | |
ums Leben gekommen. | |
25 Nov 2011 | |
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