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# taz.de -- Vor "Millionen-Marsch" in Kairo: Wieder Verletzte auf dem Tahrir-Pl…
> Nach tagelangen Protesten mit Toten und Verletzten ist die ägyptische
> Übergangsregierung zum Rücktritt bereit – wenn der Militärrat sie lässt.
> In Kairo gab es erneut Ausschreitungen.
Bild: In Kairo kehrt keine Ruhe ein.
KAIRO dpa | In Kairo hat es vor dem angekündigten "Millionen-Marsch" der
Gegner des Militärrats erneut Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der
Polizei gegeben. Nach Angaben von Medizinern wurden dabei am Dienstag
mindestens 20 Menschen verletzt. Einige seien mit Gummigeschossen im
Gesicht getroffen worden. Die Ärzte haben eine provisorische Klinik in der
Nähe des Tahrir-Platzes eingerichtet, um Demonstranten dort zu behandeln.
Rund 38 Oppositionsgruppen haben zu dem Massenprotest am Dienstagnachmittag
aufgerufen. Zahlreiche Demonstranten waren bereits am Morgen auf dem
Tahrir-Platz, sie hatten dort übernachtet. Die Aktivisten wollen den
regierenden Militärrat zwingen, die Verantwortung an eine zivile Regierung
zu übergeben.
Die einflussreiche Muslimbruderschaft hat indes angekündigt, nicht an der
Kundgebung teilzunehmen. Die Islamisten rechnen sich bei den am Montag
beginnenden Parlamentswahlen gute Chancen aus.
## 33 Tote und tausende Verletzte
Nach dreitägigen Protesten mit 33 Toten und tausenden Verletzten rief der
Militärrat am späten Montagabend alle politischen Kräfte des Landes zum
Dialog auf. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete,
wurden die Bürger in der Erklärung aufgefordert, Ruhe zu bewahren, um eine
Fortsetzung des Demokratisierungsprozesses sicherzustellen.
Zugleich habe der Militärrat sein "tiefes Bedauern" über die Opfer der
letzten Tage geäußert. Außerdem sei die Einrichtung einer Kommission zur
Untersuchung der gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und
Sicherheitskräften angekündigt worden.
## Rücktritt der Übergangsregierung
Die Übergangsregierung von Ministerpräsident Essam Scharaf hatte am
Montagabend ihren Rücktritt eingereicht. Offen blieb jedoch, ob der
Militärrat den Rücktritt akzeptieren wird. Ein Militärsprecher sagte der
regierungsnahen Nachrichtenwebsite "Al-Ahram Online", der Rat habe noch
keine Entscheidung gefällt. Angeblich wollen die Generäle erst einen neuen
Ministerpräsidenten suchen, bevor sie Scharaf und seine Mannschaft ziehen
lassen.
Bereits vor dem Rücktrittsangebot der Regierung hatte Kulturminister Emad
Abu Ghasi aus Protest gegen den Umgang mit den Demonstranten sein Amt
niedergelegt. Er werde diese Entscheidung nicht zurücknehmen, sagte Ghasi
"Al Ahram".
## Wahl des neuen Parlaments
Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz fordern vom Militärrat eine
schnellere Übergabe der Verantwortung an eine zivile Regierung. In Ägypten
wird vom kommenden Montag an in drei Phasen ein neues Parlament gewählt.
Anschließend soll das Land eine neue Verfassung bekommen.
Auch am Montag dauerten die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen
Demonstranten und Sicherheitskräften an. Immer wieder waren rund um den
Tahrir-Platz Schüsse zu hören. Von Gummigeschossen verletzte Demonstranten
wurden in Krankenhäuser gebracht.
Amnesty International wirft dem Militärrat vor, friedliche Proteste
regelmäßig gewaltsam aufzulösen. Außerdem sei in den vergangenen Monaten
mehr als 12.000 Zivilisten vor Militärgerichten ein unfairer Prozess
gemacht worden, heißt es in dem 62 Seiten langen Bericht. Folter gehöre
ebenfalls zu den Methoden des Militärs.
"Die neuen Machthaber haben einfach die Tradition der Unterdrückung aus der
Mubarak-Ära fortgesetzt", sagte Henning Franzmeier, Ägypten-Experte bei
Amnesty International. Das ägyptische Militär sei dem Versprechen, die
Menschenrechte zu achten, in keiner Weise nachgekommen. "Ganz im Gegenteil.
Die Menschenrechtslage ist in einigen Fällen sogar schlechter als früher",
sagte Franzmeier.
Der Militärrat hatte die Macht in Ägypten im Februar nach dem Sturz von
Langzeitherrscher Mubarak übernommen. Auch diesem Machtwechsel waren
wochenlange Proteste auf dem Tahrir-Platz vorausgegangen.
22 Nov 2011
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