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# taz.de -- Protest in Ägypten gegen Militärrat: "Verschwinde, verschwinde!"
> 2012 will der Militärrat in Ägypten die Macht in die Hände einer zivilen
> Regierung legen. Doch den Demonstranten reicht das nicht. Sie harren auf
> dem Tahrir-Platz aus und verlangen mehr.
Bild: Die Demonstranten verlassen den Tahrir-Platz auch in der Nacht nicht.
KAIRO dpa/rtr | In der Nacht zum Mittwoch ist es in Ägypten zu weiteren
Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten gekommen. Dabei kam in
Alexandria ein 38-jähriger Mann ums Leben. Dem Gesundheitsministerium
zufolge wurde er von einer Kugel am Kopf getroffen. In der Hauptstadt Kairo
verharrten trotz Zugeständnissen des Militärs, die Macht bis Mitte nächsten
Jahres an eine ziviele Regierung zu übergeben, in der Nacht Tausende auf
dem Tahrir-Platz. In den Seitenstraßen kam es zu Auseinandersetzungen. Die
Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein.
Am Mittwochmorgen berichten Augenzeugen, die Zahl der Protestierenden habe
nach dem Massenprotest gegen den Militärrat in der Nacht deutlich
abgenommen. Die Militärpolizei habe Polizisten und Demonstranten getrennt.
Am Abend hatte der Vorsitzende des Militärrats, Feldmarschall Mohammed
Hussein Tantawi, in einer Fernsehansprache einen Zeitplan für die
Machtübergabe vorgelegt und Präsidentenwahlen bis spätestens Ende Juni
angekündigt.
Auf nächtlichen Live-Bildern des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira
waren Demonstranten zu sehen, die die sofortige Absetzung Tantawis
verlangten. "Verschwinde", skandierten sie und kündigten an, den
Tahrir-Platz solange besetzt zu halten, bis ihre Forderungen erfüllt seien.
Den Berichten zufolge kam es in den Seitenstraßen auch in der Nacht zu
Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.
## Wahlen sollen nicht verschoben werden
In der Fernsehansprache hatte Tantawi vergeblich versucht, Vertrauen bei
den Demonstranten zu gewinnen. "Die Streitkräfte wollen nicht an der Macht
bleiben (...) Wir sind bereit, die Macht sofort abzugeben, notfalls auch
nach einem Referendum", sagte der General. Der für kommenden Montag
geplante Beginn der Parlamentswahlen soll trotz der Proteste und Gewalt
nicht verschoben werden.
Scharfe Kritik äußerte Tantawi an den Demonstranten. Ägypten habe wegen der
unsicheren Lage viele Investoren verloren, monierte er. Angesichts der
fortdauernden Gewalt waren die Börsenkurse in Ägypten weiter gefallen.
Bei den seit Samstag andauernden Krawallen sind nach Angaben von Medizinern
und Juristen mindestens 35 Menschen allein rund um den Tahrir-Platz ums
Leben gekommen. Tausende sollen verletzt worden sein, viele durch
Tränengas.
Am Dienstag waren zigtausende Anhänger von Linken, Liberalen, Islamisten
sowie der Jugendbewegung "6. April" dem Aufruf von 38 Oppositionsgruppen
gefolgt und waren auf den Tahrir-Platz gezogen. Am Rande gab es immer
wieder blutige Zusammenstöße mit der Polizei.
Der Militärrat hatte nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni
Mubarak im Februar dieses Jahres die Herrschaft übernommen. Der
Tahrir-Platz war damals zum Symbol des Arabischen Frühlings geworden.
23 Nov 2011
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