# taz.de -- Aufstand in Syrien: Zwei Kinder erschossen | |
> Bei Demonstrationen in den Städten Homs, Deir al Sur und in den | |
> Vorstädten von Damaskus sind sechs Menschen ermordet worden. Der | |
> Nationalrat fürchtet ein Massaker in Homs. | |
Bild: Frauen demonstrieren in Homs gegen Assad. | |
BEIRUT dapd/afp/dpa | Syrische Truppen haben bei mehreren Demonstrationen | |
mindestens sechs Menschen erschossen, darunter zwei Kinder. Der Syrische | |
Nationalrat wirft dem Regime vor, in Homs ein Massaker zu planen. | |
Nach Angaben des Syrischen Observatoriums für Menschenrechte mit Sitz in | |
Großbritannien sind in den Städten Homs, Deir al Sur und den südlichen | |
Vorstädten von Damaskus Schüsse gefallen. In Daraa nahe der jordanischen | |
Grenze fielen Telefon und Internet aus. | |
In Homs wurden zwei zehn und zwölf Jahre alte Jungen in der Nähe von | |
Kontrollposten der Armee erschossen. Homs gilt als eine der Hochburgen des | |
neun Monate andauernden Aufstands gegen das Regime von Baschar Assad, | |
dessen Familie das Land seit mehr als 40 Jahren regiert. Nach UN-Angaben | |
sind bei der Niederschlagung der Proteste bislang mindestens 4.000 Menschen | |
ums Leben gekommen. | |
Der oppositionelle Syrische Nationalrat hat der Regierung von Präsident | |
Baschar el Assad vorgeworfen, in der Protesthochburg Homs "ein Massaker" zu | |
planen. "Alle Informationen, darunter Videos und Berichte von Aktivisten | |
vor Ort, weisen darauf hin, dass das Regime eine kollektives Massaker | |
vorbereitet, um die Revolution in Homs zu ersticken und ein Beispiel für | |
andere Regionen zu setzen", erklärte der Nationalrat am Freitag. Die Armee | |
habe mehr als sechzig Straßensperren in Homs errichtet und tausende | |
Soldaten rund um die Stadt zusammengezogen. | |
Die syrische Protestbewegung will nicht, dass bewaffnete Zivilisten das | |
Regime von Präsident Baschar al-Assad stürzen. "Wir sind kein bewaffnetes | |
Volk, unsere Bewegung ist friedlich und sie soll es auch bleiben", sagte | |
ein Sprecher der "Revolutionskomitees" im arabischen Exil am Freitag der | |
dpa in einem Telefoninterview. | |
Bei der "Freien Syrischen Armee" handele es sich hingegen nicht um eine | |
Truppe bewaffneter Zivilisten, sondern um desertierte Soldaten, "die es | |
sich zur Aufgabe gemacht haben, das Volk zu schützen", fügte er hinzu. | |
Das Land ist weitgehend isoliert. Auch die traditionell guten Beziehungen | |
zu anderen arabischen Ländern und der Türkei sind auf einem Tiefpunkt | |
angelangt. Da Syrien weder internationale Beobachter noch unabhängige | |
Journalisten ins Land lässt, können die Berichte der | |
Menschenrechtsorganisationen nicht überprüft werden. | |
9 Dec 2011 | |
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