# taz.de -- Parteispende von Waffenkonzern: FDP streitet Gegenleistung ab | |
> Laut "Stuttgarter Nachrichten" haben die Südwest-Liberalen von Heckler & | |
> Koch 20.000 Euro erhalten. Geschah dies im Gegenzug für die Erlaubnis | |
> eines Rüstungsdeals? Auf keinen Fall, sagt die FDP. | |
Bild: Hinter hohen Zäunen: Waffenhersteller Heckler & Koch im schäbischen Obe… | |
BERLIN sfp | Die FDP hat Vorwürfe zurückgewiesen, von der | |
baden-württembergischen Firma Heckler & Koch im Gegenzug für die | |
Unterstützung eines Rüstungsgeschäfts Spenden entgegengenommen zu haben. | |
FDP-Bundeschatzmeister Patrick Döring erklärte am Wochenende in Berlin, die | |
Partei habe die Spenden annehmen dürfen, "weil sie nicht in Erwartung oder | |
als Gegenleistung für einen bestimmten wirtschaftlichen Vorteil gewährt | |
wurden". Döring verwies darauf, dass im deutschen Parteiensystem Spenden | |
nach geltendem Recht nicht nur erlaubt, "sondern ausdrücklich erwünscht" | |
seien. | |
Die Stuttgarter Nachrichten hatten zuvor unter Berufung auf Partei- und | |
Ermittlerkreise berichtet, dass der Oberndorfer Rüstungshersteller den | |
Liberalen von 2009 bis 2011 insgesamt 20.000 Euro gespendet habe. Allein | |
15.000 Euro seien an den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen geflossen. Diesen | |
vertritt auch der FDP-Abgeordnete Ernst Burgbacher, der seit 2009 | |
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ist. Das | |
Ministerium hat die politische Federführung bei Rüstungsgeschäften. | |
Dem Bericht der Stuttgarter Nachrichten zufolge beschlagnahmten Ermittler | |
bei einer Durchsuchung bei Heckler & Koch im November firmeninterne Mails, | |
in denen die Spende ausdrücklich in Verbindung mit Waffenlieferungen nach | |
Mexiko gebracht wird. Die Firma lieferte demnach von 2005 bis 2010 | |
Sturmgewehre nach Mexiko. Danach untersagte das Wirtschaftsministerium dem | |
Konzern bis auf weiteres die Geschäfte. | |
Dem Bericht zufolge ging es bei einer noch 2010 getätigten Spende von 5000 | |
Euro an die FDP möglicherweise darum, die Lieferungen nach Mexiko | |
fortsetzen zu dürfen. Parteispenden müsse erst veröffentlicht werden, wenn | |
sie den Betrag von 10.000 Euro jährlich überschreiten. | |
Döring wies in einer Erklärung darauf hin, dass den Parteien unter | |
Androhung schwerer Sanktionen die Annahme von Spenden verboten sei, die | |
"erkennbar in Erwartung oder als Gegenleistung für einen bestimmten | |
politischen oder wirtschaftlichen Vorteil gewährt werden". Daran halte sich | |
"selbstverständlich" auch die FDP. Heckler & Koch habe zudem nach Kenntnis | |
der Liberalen "immer an mehrere Parteien gespendet". Sollte die Firma gegen | |
gesetzliche Bestimmungen verstoßen haben, wäre die Ahndung "Angelegenheit | |
der Gerichte und nicht der politische Parteien", hob er hervor. | |
Linken-Chef Klaus Ernst bekräftigte in Berlin die Forderung seiner Partei | |
nach einem generellen Verbot von Parteispenden durch Unternehmen und | |
Wirtschaftsverbände. Im vorliegenden Fall bekämen die Bürger "zu Recht den | |
Eindruck, dass man bei der FDP für Geld alles kaufen kann", erklärte er. | |
Das Gebaren der Liberalen beschädige zudem das Vertrauen in alle Parteien. | |
11 Dec 2011 | |
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