# taz.de -- Volksbegehren: S-Bahn braucht Unterschriften | |
> Wenige Tage vor Ablauf der Frist müssen die Initiatoren des | |
> Volksbegehrens S-Bahn noch mindestens tausend gültige Unterschriften | |
> sammeln. | |
Bild: Bahnsteig zu leer? Der S-Bahn-Tisch wünscht sich mehr Personal. | |
Zehn Tage vor dem Ablauf der Frist fehlen den Initiatoren des | |
Volksbegehrens S-Bahn noch rund tausend Unterschriften. "Aktuell haben wir | |
19.000 gezählte und einigermaßen überprüfte Unterschriften", sagt Rouzbeh | |
Taheri, Sprecher der Initiative. 20.000 gültige Unterschriften müssen die | |
Aktivisten bis kurz vor Weihnachten einreichen, um im Anschluss die zweite | |
Stufe des Volksbegehrens starten zu können. | |
Die Initiative will unter anderem eine Offenlegung des Vertrags zwischen | |
der S-Bahn und dem Land Berlin erreichen. Darüber hinaus steht in ihrem | |
Gesetzesentwurf eine lange Liste an Forderungen, beginnend mit mehr | |
Aufsichtspersonal auf Bahnhöfen über mehr und länger geöffnete | |
Fahrkartenschalter bis hin zur Barrierefreiheit. Grundsätzlich bekennt sich | |
die Initiative dazu, eine "Privatisierung und Zerschlagung der S-Bahn" | |
verhindern zu wollen. | |
Nach der Abgeordnetenhauswahl habe das Interesse der Bevölkerung an dem | |
Anliegen spürbar zugenommen, so Taheri. Die S-Bahn fährt seit zweieinhalb | |
Jahren nach verschiedenen Notfallfahrplänen. Wegen mangelnder Wartung und | |
Sicherheit zog das Eisenbahnbundesamt mehrere hundert Züge aus dem Verkehr, | |
im Winter sorgten kalte Temperaturen und Schnee für zusätzlichen Ärger. | |
Die rot-schwarze Koalition hat sich in ihren Koalitionsverhandlungen darauf | |
geeinigt, mit der Deutschen Bahn über einen Kauf der S-Bahn zu verhandeln. | |
Parallel dazu soll der Senat prüfen, ob der Betrieb ohne Ausschreibung | |
vergeben werden kann. Für den Fall, dass beides nicht möglich ist, hat sich | |
die Koalition auf eine Ausschreibung geeinigt. Die wollen die Aktivisten | |
des S-Bahn-Tischs verhindern. Der Fahrgastverband Igeb hingegen steht einer | |
Ausschreibung aufgeschlossen gegenüber - wenn zuvor gute soziale Standards | |
für die Beschäftigten und Qualitätsstandards für den Betrieb festgelegt | |
würden. | |
Für das Volksbegehren könnte es auf der Zielgeraden noch eng werden: Taheri | |
zufolge rechnet die Initiative damit, am 23. Dezember 23.000 Unterschriften | |
übergeben zu können. Der Verein Mehr Demokratie empfiehlt jedoch, ein | |
Viertel mehr Unterschriften als eigentlich notwendig einzureichen - da | |
erfahrungsgemäß 25 Prozent der gesammelten Unterschriften ungültig seien, | |
beispielsweise durch fehlerhafte oder unvollständige Angaben. | |
Bekommt die Initiative die erforderlichen 20.000 Unterschriften zusammen, | |
berät das Abgeordnetenhaus über den Gesetzentwurf. Beschließt das Parlament | |
kein Gesetz auf Grundlage der S-Bahn-Tisch-Vorlage, haben die Initiatoren | |
vier Monate Zeit, um in der zweiten Stufe rund 172.000 Unterschriften zu | |
sammeln. "Da müssen wir es schaffen, dass sich die größeren Organisationen | |
wie Parteien und Verbände stärker beteiligen", sagt Taheri. | |
Angesprochen seien damit vor allem Linkspartei und Piratenpartei, die als | |
einzige der im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien das Anliegen | |
unterstützen. Schafft die Initiative die zweite Stufe, kommt es zum | |
Volksentscheid, bei dem die Wahlberechtigten über den Gesetzentwurf | |
abstimmen. | |
12 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
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