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# taz.de -- Ägyptischer Blogger verurteilt: Scharfer Kritiker des Militärs
> Ein Militärgericht verurteilte den Blogger Maikel Nabil Sanad zu zwei
> Jahren Haft – wegen Beleidigung der Armee. Der 26-Jährige ist seit mehr
> als 100 Tagen im Hungerstreik.
Bild: Der erste politische Gefange des "neuen" Ägyptens: Maikel Nabil Sanad.
Das könnte sein Todesurteil sein. Am Mittwoch hat ein Militärgericht den
ägyptischen Blogger und Militärkritiker Maikel Nabil Sanad in einem
Berufungsverfahren zu zwei Jahren Haft verurteilt – ein Jahr weniger als
ein erstes Militärgericht im April.
Eine Enttäuschung für Familie und Unterstützer, die einen Freispruch
erhofft hatten. Und ein lebensgefährliches Urteil für den unbeugsamen
26-Jährigen, der seit über 100 Tagen im Hungerstreik und geschwächt ist.
Viele Freunde hatte er zeit seines Lebens nicht, dafür umso mehr Feinde.
Seine Jugend widmete er den Büchern, er las europäische, arabische,
östliche Philosophie. Sanad, der aus einer koptischen Familie stammt,
bezeichnet sich heute als Atheist – ebenso ein Affront wie seine Kritik am
Antisemitismus und seine Kontakte mit israelischen Aktivisten.
Schon 2005 begann er, in oppositionellen Gruppen mitzuarbeiten, doch
wirklich heimisch wurde er in keiner, er blieb ein Einzelkämpfer. Dass er
es vorzog, mit internationalen Medien und Organisationen zu arbeiten,
nahmen ihm viele übel.
Wie für viele Aktivisten wurde das Internet seine Waffe. 2006 schrieb er
seinen ersten Blogpost, heute sind es über 1.000. Sein Thema war die
ägyptische Armee, die seit 1952 mehr oder weniger offen Politik und
Wirtschaft bestimmt.
Im April 2009 gründete er die Kampagne "Nein zum verpflichtenden
Wehrdienst". Als Erster in Ägypten verweigert er den Wehrdienst. Mehrmals
wurde er inhaftiert. Nach Mubaraks Sturz schrieb er: "Wir sind den Diktator
losgeworden, aber nicht die Diktatur."
Kurz darauf stürmte Militärpolizei seine Wohnung, ein Militärgericht
verurteilte ihn zu drei Jahren Haft "wegen Beleidigung der Armee". Sanad
wurde der erste politische Gefangene des "neuen" Ägypten.
Am 23. August trat Sanad in den Hunger-, zeitweise auch in den Durststreik,
immer wieder wurde er ins Krankenhaus gebracht. Er erzwang ein
Berufungsverfahren - ohne Erfolg, wie sich jetzt herausstellte.
Wenn Armeechef Tantawi die Macht übernehme, prophezeite er kurz nach der
Revolution im Interview mit der taz, "bin ich ein toter Mann". Man mag ihm
wünschen, dass er am Ende nicht recht hat.
15 Dec 2011
## AUTOREN
Juliane Schumacher
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