# taz.de -- Die Wahrheit: "Sein Fuß hat mich im Herzen berührt!" | |
> Die schönsten Anekdoten über den sympathischen nordkoreanischen Hefekloß | |
> Kim Jong Un. | |
Bild: Kim Jong Un. | |
Am Samstag der vergangenen Woche starb plötzlich, überraschend und | |
unerwartet der nordkoreanische Herrscher Kim Jong Il. Nach dem Tod seines | |
Vaters, des "großen Führers" Kim Il Sung, hatte der "liebe Führer" die | |
kleine Demokratische Volksrepublik in eine blühende Landschaft verwandelt. | |
Nun wird der dritte Kim der letzten Perle des Kommunismus unter der Sonne | |
seinen Blütenstempel aufdrücken: Kim Jong Un. Nach der Tradition der | |
Juche-Lehre wird der ungefähr 29-Jährige die Familiennachfolge antreten und | |
schon bald zum "führenden Führer" ernannt werden. Dieses große historische | |
Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, die besten Anekdoten aus dem jungen | |
Leben des bedeutenden Nordkoreaners zu erzählen. | |
Während seiner Schulzeit auf einem Internat in der Schweiz schlenderte Kim | |
Jong Un einmal durch die Gassen der idyllischen Stadt Bern, als sich ihm | |
ein Hund in den Weg stellte und bellte. Da musste Jong Un laut lachen, | |
erinnerte ihn der struppige Mischling doch an Dieter Bohlen, dessen Musik | |
er sehr verehrte. "Youre my heart, youre my soul", trällerte der | |
Nordkoreaner laut los, der Kläffer aber trollte sich mit eingeknickten | |
Ohren davon. | |
*** | |
Seinen wahren Namen musste Kim Jong Un in seiner Schweizer Jugend gegenüber | |
seinen Mitschülern verschweigen. Die nannten den künftigen Stern am Himmel | |
der koreanischen Geschichte deshalb nur "Heidi". Der kleine Jong Un aber | |
liebte das Schwizerdütsch so sehr, dass er sich selbst den Namen "Gonfi" | |
gab, was "Marmelade" bedeutet. | |
*** | |
Eines schönen Tages trat Kim Jong Un bei der nordkoreanischen Ausgabe von | |
"Das Supertalent" an und führte vor, wie er ohne Hände nur mit seinem | |
Gesicht Reisbällchen formen konnte. Das Publikum tobte und verschlang alle | |
seine Reisbällchen mit Genuss. Doch dann schreckte Jong Un schweißgebadet | |
hoch und war etwas enttäuscht, dass alles nur ein Traum gewesen ist. | |
*** | |
Es begab sich ebenfalls zu der Zeit, als Kim Jong Un in das Reich seiner | |
Vorväter zurückgekehrt war, um die Feinheiten des Diktatoren-Handwerks zu | |
erlernen, da er unvermittelt in der Fußgängerzone von Pjöngjang auf seinen | |
Vater zu treffen glaubte. Vor Freude und Schreck ließ er die mit Käse | |
überbackene Schokowaffel fallen, die er immer aß, wenn er durch Pjöngjang | |
lief, und warf sich dem geliebten Führer zu Füßen. Er war bass erstaunt, | |
als er dann bemerkte, dass es gar nicht sein Vater, sondern dessen | |
offizielles Double war, das dort aus voller Brust die nordkoreanische Hymne | |
sang. | |
*** | |
Einmal geriet Kim Jong Un auf einem romantischen Abendspaziergang unbemerkt | |
ins Nachbarland Südkorea und schlenderte geradewegs auf den Blumengarten | |
einer zauberhaften jungen Gärtnerin zu. Von der Schönheit der Flora und der | |
Frau berauscht, rief er verzückt: "Ach, habt ihrs herrlich hier!" Die | |
Gärtnerin aber stellte ihre Harke beiseite und erwiderte mit Nachdruck: | |
"Ja, da habt ihr recht, junger Herr!" Dann pflückte sie für Kim Jong Un | |
einen Strauß Rosen. Es war der wunderbarste Tag in seinem noch sehr jungen | |
Leben. | |
*** | |
Was die wenigsten wissen: In Nordkorea wird jeder Führer geehrt, indem man | |
ein traditionelles Gericht nach ihm benennt. Schon Kim Jong Uns Großvater | |
Kim Il Sung bekam zur Machtergreifung sein ganz eigenes Leibgericht: "Reis | |
mit Rüben". Sein Vater Kim Jong Il hingegen durfte sich über "Reis mit | |
Soße" freuen. Und schon kurz nach der Ausrufung Kim Jong Uns als künftigem | |
Führer des großen nordkoreanischen Volkes füllten sich die Rezeptbücher mit | |
Anleitungen für "Reisball mit Ohren". | |
*** | |
Da sein Vater bereits der größte Filmregisseur Nordkoreas war, wollte sich | |
Kim Jong Un einer anderen Kunst zuwenden. Aber was sollte er werden? Der | |
größte Dirigent, der wichtigste Landschaftsmaler oder der bedeutendste | |
Dichter der Demokratischen Volksrepublik? Lange überlegte er hin und her | |
und wälzte sich manche Nacht schlaflos unter den schweren Daunen seines | |
Oberbetts. Wehmütig erinnerte er sich an seine Auftritte in der | |
Kleinkunstbühne von Pjöngjang, an der Jong Uns Herz so sehr hing. Also nahm | |
er all seinen Mut zusammen, trat an seinen Vater heran und erklärte ihm, | |
der größte Kabarettist Koreas werden zu wollen. "Ach was!", bügelte der | |
strenge Vater den Wunsch seines empfindsamen Sohnes ab und machte ihn per | |
Dekret zum größten Bildhauer. | |
*** | |
Einmal trat Kim Jong Un einer alten Frau auf die Füße. Bewegt rief die | |
Greisin: "Sein hoher Fuß hat mich tief im Herzen berührt!" Da nickte der | |
brillante Genosse und schenkte der weisen Frau ein gütiges Lächeln. Ihr | |
Ausruf aber ging in den Wortschatz der Juche-Lehre ein und gilt seit jenem | |
Tag als enges Zeichen der Verbundenheit von Jung und Alt, Volk und Führung, | |
Herz und Nieren. | |
*** | |
Schon als Kind liebte es Jong Un, sich zu verkleiden. Er trug die schönsten | |
Kostüme: Kugelfisch, Luftballon, Käserad, Ersatzreifen. Noch heute spielt | |
er am liebsten den herrschenden Hefekloß. | |
AUFGEZEICHNET VON MICHAEL GÜCKEL | |
UND MICHAEL RINGEL | |
20 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Gückel | |
Michael Ringel | |
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