# taz.de -- Portal zeichnet Aktivität von IP-Adressen auf: "Du wirst beobachte… | |
> Ein Internetportal zeichnet Inhalte auf, die unter einer IP-Adresse | |
> geladen wurden. Dazu zählen Musik, TV-Serien und Pornos. Jetzt ist auch | |
> die Musik-Lobby auf der Liste aufgetaucht. | |
Bild: Spuren im Internet. | |
Einfach Mal gucken, wer was im Internet heruntergeladen hat - mit dem | |
Angebot "[1][you have downloaded...]" ist das einfach. Die Website hat | |
Millionen Tauschvorgänge im Peer-to-Peer-Netzwerk Bittorrent abgespeichert | |
und spuckt die Ergebnisse nun nutzerfreundlich wieder aus. Einfach eine IP | |
eingeben und der Service verrät, welche Dateien von hier heruntergeladen | |
wurden. | |
Im Prinzip unterscheidet sich das Vorgehen der russischen Entwickler der | |
Website nicht von den Firmen, die im Auftrag der Musikindustrie die | |
Tauschbörsen überwachen, um die Nutzer anschließend [2][kostenpflichtig | |
abzumahnen]. | |
Bittorrent verknüpft Internetnutzer, die die selben Dateien tauschen | |
wollen. Das sorgt zwar einerseits für sehr schnelle Downloads, da ein | |
Downloader auf viele Quellen gleichzeitig zugreifen kann. Andererseits wird | |
der Tauschvorgang aber auch sehr öffentlich sichtbar, da jeder Teilnehmer | |
in den ganzen Schwarm kommuniziert, welche Dateien er herunterlädt. Diese | |
Daten kann man einfach mitschneiden und abspeichern. | |
## Schlaue Nerds beobachten Dich | |
"Du sitzt allein in Deiner Wohnung, klickst auf Links, liest Dinge, schaust | |
Filme – Du fühlst Dich ziemlich unbeobachtet. Aber in Wahrheit wirst Du | |
beobachtet von schlauen Nerds", heißt es auf der Webseite. Fein säuberlich | |
wird festgehalten, welche Datei wann von welcher IP-Adresse heruntergeladen | |
wurde. | |
Wer die Website besucht, wird entweder mit der Botschaft begrüßt "Hi. We | |
have no records on you" oder man erhält eine Liste von Dateien, die von der | |
eigenen IP heruntergeladen wurden. Zusätzlich kann man die | |
Download-Statistik jeder anderen IP abrufen. Die Daten erscheinen | |
schlüssig: in der Datenbank finden sich einfach Downloads von Filmen, | |
TV-Serien und auch Pornos. | |
Beweiskräftig ist das natürlich nicht. Gerade in Deutschland wechseln die | |
IP-Adressen von Privatkunden häufig. Ergebnis: Wer hierzulande die Webseite | |
aufruft, erhält mit großer Wahrscheinlichkeit keine Liste der eigenen | |
Downloads, sondern von anderen Kunden des eigenen Providers. | |
Gleichzeitig werden auch bei weitem nicht alle Bittorrent Downloads | |
erfasst: Die Entwickler schätzen, dass sie derzeit 20 Prozent aller | |
öffentlichen Verbindungen im Bittorrent-Netz erfassen. Zudem wird nicht der | |
genaue Zeitpunkt der Datenverbindung ausgegeben. | |
## Französische Regierung und Musik-Lobby auf Liste | |
Immerhin: wenn eine Organisation feste IP-Adressen besitzt, lassen sich | |
Downloads so einfach zuordnen. So fanden eifrige Blogger schnell heraus, | |
dass unter den IP-Adressen der französischen Regierung Downloads | |
verzeichnet waren – dabei hatte die mit dem [3][umstrittenen Hadopi-Gesetz] | |
den illegalen Downloads den Kampf angesagt. | |
Noch brisanter: Die Website "Torrentfreak" fand auch Downloads unter | |
[4][IP-Adressen, die der US-Musiklobby RIAA zugeteilt sind]. Die | |
Organisation ist weltweit einer der verbissendsten Kämpfer gegen | |
unerlaubtes Filesharing und hat mit seinen Mitgliedsfirmen in den USA mehr | |
als 26.000 Nutzer verklagt. | |
Die RIAA reagiert mit einem Dementi – zumindest einem halben. [5][Gegenüber | |
dem US-Dienst CNet] erklärte ein Sprecher der Organisation, man habe die | |
IP-Adressen überprüft, die von den eigenen Angestellten genutzt werden und | |
die seien sauber. Die IP-Adressen, die Torrentfreak gefunden habe, seien | |
zwar der RIAA zugeteilt. "Diese Adressen werden aber von einem | |
Dienstleister benutzt, der unsere öffentliche Website betreibt", lässt die | |
Lobbyorganisation mitteilen. | |
Mit einer solchen Ausrede hätten Privatnutzer freilich nur wenig Erfolg. So | |
hat das Amtsgericht München gerade eine Rentnerin zur Zahlung von [6][650 | |
Euro Abmahnkosten verurteilt], weil von ihrem Internet-Anschluss ein | |
Hooligan-Film kopiert worden sei. Dass die pflegebedürftige Frau zu dem | |
Zeitpunkt weder Computer noch WLAN-Router hatte, reichte nicht aus, um sie | |
von dem Verdacht des Filesharings zu befreien. | |
23 Dec 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youhavedownloaded.com | |
[2] /Filesharing-ist-Kulturfoerdernd-aber-teuer/!36350/ | |
[3] /Franzoesische-Behoerde-Hadopi/!71003/ | |
[4] http://torrentfreak.com/riaa-and-homeland-security-caught-downloading-torre… | |
[5] http://news.cnet.com/8301-27080_3-57345342-245/bittorrent-downloads-linked-… | |
[6] http://www.wbs-law.de/abmahnung-filesharing/kein-computer-kein-wlan-trotzde… | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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