# taz.de -- US-Kulturindustrie verbündet sich mit ISPs: Tauschbörsen im Visier | |
> Die Verbände der Film- und Musikindustrie in den USA wollen gemeinsam mit | |
> Anschlussanbietern gegen Tauschbörsen vorgehen. Geplant ist ein | |
> Verwarnmodell – ganz ohne Gerichtsbeteiligung. | |
Bild: Erst wird verwarnt, bewiesen wird später: Wird da illegal getauscht? | |
BERLIN taz | Rechteinhaber in den USA wollen ab Sommer verstärkt gegen | |
Tauschbörsen im Netz vorgehen – ganz ohne Gerichte oder andere Behörden. | |
Gemeinsam von Internetanschlussanbietern und den Verbänden der US-Musik- | |
und Filmindustrie ein „Zentrum für Urheberrechtsinformationen“ (Center for | |
Copyright Information) beginnen, Nutzer abzumahnen, denen die | |
Industrieverbände Urheberrechtsverletzungen vorwerfen. Dabei können als | |
letzte Maßnahme auch Internetverbindungen suspendiert werden. | |
Das neue Zentrum basiert auf einer Abmachung zwischen den | |
Industrieverbänden und Anschlussanbietern vergangenen Juli. Eines der Ziele | |
des Zentrums ist es, die Öffentlichkeit über Urheberrechtsverletzungen im | |
Netz zu informieren. Zentraler ist allerdings das [1][sogenannte „Copyright | |
Alert System“] für Online-Tauschbörsen, das eine Staffelung von | |
Verwarnungen an Internetnutzer vorsieht, die vermeintliche | |
Urheberrechtsverletzungen begehen. | |
Ausgelöst werden soll der Prozess durch eine Meldung der Industrieverbände | |
an die Internetanschlussanbieter, wenn aus ihrer Sicht ein Urheberrecht | |
verletzt wird. Zunächst würden die Nutzer drei Onlineverwarnungen bekommen. | |
Danach sollen zwei weitere Verwarnungen ausgesprochen werden, die vom | |
Nutzer bestätigt werden – bei der fünften Warnung sollen Anschlussanbieter | |
auch die Bandbreite des Anschlusses drosseln oder den Anschluss | |
suspendieren können. | |
Nutzer, die sich zu Unrecht verfolgt fühlen, können die Überprüfung durch | |
eine unabhängige Kommission beantragen – allerdings nur gegen die Zahlung | |
einer [2][Bearbeitungsgebühr in Höhe von 35 Dollar]. Die Gebühr wird | |
zurückgezahlt, wenn die Überprüfung ergibt, dass dem Nutzer zu Unrecht eine | |
Urheberrechtsverletzung vorgeworfen wurde – Konsequenzen für die | |
Industrieverbände gibt es in diesem Fall nicht. | |
Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation hatte | |
[3][//www.eff.org/deeplinks/2011/07/graduated-response-deal-what-if-users-h | |
ad-been:bereits im vergangenen Jahr kritisiert], dass in dem Zentrum die | |
Internetnutzer nicht vertreten seien, durch das Verwarnmodell die | |
Unschuldsvermutung umgekehrt werde und keine Strafen für falsche | |
Verletzungsmeldungen vorgesehen seien. | |
3 Apr 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.copyrightinformation.org/alerts | |
[2] http://www.copyrightinformation.org/sites/default/files/Momorandum%20of%20U… | |
[3] http://https | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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