# taz.de -- Studie zur Bekämpfung von Onlinepiraterie: Hinweisschild gegen Sch… | |
> Eine Studie des Wirtschaftsministeriums will Onlinepiraterie mit | |
> Warnhinweisen der Internetprovider bekämpfen. Sie stellt auch fest: | |
> Machbar ist das ausschließlich in Tauschbörsen. | |
Bild: Piraten unerwünscht. | |
BERLIN dpa | Nach jahrelanger Verzögerung will die Regierung zu einer | |
Neufassung im Urheberrecht gelangen. Dazu legte das | |
Bundeswirtschaftsministerium am Freitag eine Studie vor, die bei Verstößen | |
[1][eine Kombination von "Prävention und Repression" empfiehlt]. Die | |
Autoren untersuchen die bisher in Europa umgesetzten Modelle mit gezielten | |
Warnungen bei Verstößen und kommen zu dem Schluss, dass "ein aufklärendes | |
Warnhinweismodell" in Verbindung mit verbindlichen Auskünften von | |
Internet-Providern zu Nutzerdaten als rechtlich zulässig zu bewerten sei. | |
Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto (FDP), | |
begrüßte das Papier, das von der Forschungsstelle für Medienrecht an der | |
Fachhochschule Köln erstellt wurde. Dies sei eine wertvolle Grundlage für | |
die weitere Diskussion "in puncto Bekämpfung der Internetpiraterie". Auf | |
der Basis dieser Erkenntnisse solle es noch im im ersten Halbjahr zu einer | |
Entscheidung kommen. | |
Neben der rechtlichen Bewertung wurden für die Studie auch die technischen | |
Möglichkeiten geprüft. Dabei kamen die Verfasser zu dem Schluss, dass eine | |
konkrete Rechtsverletzung mit einer eindeutigen Zuordnung zu einer | |
bestimmten IP-Adresse nur für Peer-to-Peer-Netze nachzuweisen sei. | |
In solchen Netzen wie eMule oder Gnutella stellen die Teilnehmer eine | |
wechselseitige Verbindung her, über die Daten sowohl anderen bereitgestellt | |
als auch heruntergeladen werden. "Andere Technologien bleiben derzeit aus | |
technischen Gründen außen vor, so dass unrechtmäßiges Verhalten im Internet | |
von vorne herein nur in begrenztem Rahmen überhaupt erfasst werden kann", | |
heißt es in der Studie. | |
Als "vollkommen unsinnig" kritisierte der Verein Digitale Gesellschaft die | |
Einführung eines solchen Warnmodells. Mit der Einbeziehung von | |
Internet-Providern werde ein ehernes Prinzip im Internet durchbrochen, | |
wonach der Provider nicht für die transportierten Inhalte haftbar sei und | |
sich ausdrücklich nicht um diese kümmern solle, erklärte der | |
Vereinsvorsitzende Markus Beckedahl. | |
"Die Post schickt Ihnen auch keinen Warnbrief, wenn Sie eine Kopie eines | |
Zeitungsartikels verschicken", fügte Beckedahl hinzu. Die Digitale | |
Gesellschaft stellte der Studie [2][einen eigenen Schattenbericht] | |
entgegen, wonach bestehende Warnmodelle in Frankreich, Großbritannien und | |
Irland zeigten, "dass die Maßnahme erhebliche grund- und | |
datenschutzrechtliche Probleme aufwirft". | |
Bedenken wurden auch innerhalb der FDP-Fraktion laut. Der Abgeordnete | |
Sebastian Blumenthal, wie Beckedahl Mitglied der | |
Internet-Enquete-Kommission des Bundestags betonte, dass ein | |
"Three-Strikes-Modell" mit einer Bestrafung nach zwei Verwarnungen ebenso | |
wie Netzsperren kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung von | |
Urheberrechtsverletzungen sei. "Berechtigte Schutzinteressen der Urheber | |
werden wir deshalb jedoch nicht vernachlässigen." | |
3 Feb 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=474200.html | |
[2] http://digitalegesellschaft.de/wp-content/uploads/2012/02/schattenbericht-d… | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Urheberrecht | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Justizministerin über Netz-Warnhinweise: „Das ist ein Angstmodell“ | |
Inhalte-Anbieter wollen mit Hinweisen Netznutzer warnen, wenn sie | |
möglicherweise illegale Dateien herunterladen. Für die Justizministerin | |
kommt das nicht in Frage. | |
US-Kulturindustrie verbündet sich mit ISPs: Tauschbörsen im Visier | |
Die Verbände der Film- und Musikindustrie in den USA wollen gemeinsam mit | |
Anschlussanbietern gegen Tauschbörsen vorgehen. Geplant ist ein | |
Verwarnmodell – ganz ohne Gerichtsbeteiligung. | |
Verbraucherschützer warnen vor Abzocke: Song gesaugt, abgemahnt | |
Hunderttausende Nutzer sind bereits abgemahnt worden, weil sie angeblich | |
illegal Songs oder Videos aus dem Netz geladen haben. Verbraucherschützer | |
beschweren sich über Abzocke. | |
Pro und Contra: Gehört das Urheberrecht abgeschafft? | |
International wird an Gesetzen gearbeitet, die das illegale Herunterladen | |
von Musik und Filmen bekämpfen. Wie gehen wir künftig mit geistigem | |
Eigentum um? | |
Abmahnung wegen Hooliganfilm: Offliner-Oma soll "Raubkopiererin" sein | |
Kein PC, kein W-Lan und trotzdem soll eine 64-jährige einen Hooligan-Film | |
zum Download angeboten haben. Über ein verrücktes Urteil und wie es | |
zustande kam. | |
Schwarzkopie von "Werner" im Netz: Youtube muss keine Namen nennen | |
Ein Youtube-Nutzer hatte mehr als die Hälfte des neuen "Werner"-Films ins | |
Netz gestellt. Doch ein Gericht urteilte, dass Youtube seine Daten nicht an | |
die Filmfirma weitergeben muss. |