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# taz.de -- Anonymous startet Outingportal: Onlinepranger für Neonazis
> Auf einer neuen Website werden Kundennamen und -adressen von einem
> rechten Versandhandel veröffentlicht. Sie zeigen, dass Netzwerke wie
> Blood & Honour weiter bestehen.
Bild: Anonymous will böse Buben bestrafen.
HAMBURG taz | Das Projekt ist neu. Die Methode nicht. Auf der Website
[1][Nazi-leaks.net] finden sich aus dem Umfeld von NPD, "Blood & Honour"
(B&H) und verschiedenen rechtsextremen Versandhandelsfirmen vollständige
Namen, Adressen und Telefonnummern.
Mehrere E-Mail-Verkehre von mutmaßlichen Neonazis bis zum Ende des Jahres
2011 sind dort auch dokumentiert. In der rechtsextremen Szene dürfte das
gestartete Outingportal zu größeren Verunsicherungen führen.
Auf der Startseite ist eine Zeichnung: Ein Herr mit Guy-Fawkes-Maske -
weißes lächelndes Gesicht, schwarzer dünner Bart - der einen Bengel mit
Hakenkreuzbinde am Arm über das Knie liegt, die Hand zum Klaps erhoben. Das
Bild deutet es an: Das Portal stammt aus dem Umfeld der
Netzaktivistengruppe Anonymous.
## Blood and Honour Kontakte bestehen weiter
Die Aktion ist der Teil der "Operation Blitzkrieg", heißt es von den
anonymen Betreibern. Unter dieser Losung hatte Anonymous seit mehreren
Monaten dazu aufgerufen die Websites von rechtsextremen Organisationen
anzugreifen. In den vergangenen Wochen und Tagen waren auch Projekte wie
das rechte Internetportal DeutschlandEcho nicht mehr erreichbar und es
kursierten Autorendaten der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit.
Die Daten auf Nazi-leaks.net sind nach den Namen der Organisationen und
Projekte sortiert. Beim "Odin-Versand" oder dem "Nationalen Versandhaus"
steht beispielsweise eine Liste mit Kundennamen. "Diese Versandhandel
gehören mit zu den bedeutenderen in der Szene", sagt Martin Langebach,
Rechtsextremismusexperte von der Universität Düsseldorf.
Eine alte "Größe" ist "isdrecord" - der Name des Musikversandes erinnert an
den verstorbenen Rechtsrockstar Ian Stuart Donaldson. Deutsche wie
internationale Adressen finden sich beispielsweise bei "americannaziparty"
und "bloodandhonour" (B&H). Die deutsche Sektion des internationalen
B&H-Netzwerkes wurde im Jahr 2000 verboten, doch die Kontakte bestehen
offenbar weiter, denn auch deutsche Namen sind angeführt. Von der in der
Szene beliebten Modemarke "Erik & Sons" sind gleich hunderte Kundendaten
einzusehen: Namen und Emailadressen.
## Umstrittene Aktion
In den vergangenen Jahren haben antifaschistische Initiativen immer wieder
Neonazis geoutet. Flugblätter vor den Wohnungen verteilt, Informationen ins
Netz gestellt. Die Aktionen betrafen vor allem Kader und Aktivisten aus der
NPD oder den Kameradschaften. In der Öffentlichkeit sind Outings nicht
unumstritten: Mancher Nachbar freute sich über die "Warnung", andere
Anwohner schimpften über die "Steckbriefe".
Auf Nazi-leaks.net sind auch Daten und Informationen von früheren Hacks zu
finden, die verschiedenen Redaktionen auch schon zugespielt wurden. So
liegen hier auch E-Mails der NPD, die zu den [2][über 60.000 internen Mails
gehören], die im Februar 2011 an die taz verschickt wurden. Zudem findet
sich eine Namensliste von NPD-Spenden. Die Liste stimmt mit einer älteren,
bereits bekannt gewordenen Liste überein.
Dass nicht alle Daten für manche Redaktionen neu sind, dürfte die
Betroffenen schon jetzt wenig beruhigen. Im Netz stehen nun ihre vollen
Namen. Über hunderte Neonazis sind für alle öffentlich gemacht - inklusive
Anschrift, Emailadresse und Telefonnummern.
2 Jan 2012
## LINKS
[1] http://nazi-leaks.net/
[2] /1/politik/deutschland/npd-mails/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
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