# taz.de -- Outingportal Nazi-Leaks: Nicht nur Applaus für Neonazi-Outings | |
> Auf Nazi-Leaks werden die Kontaktdaten von vermeintlichen Neonazis | |
> veröffentlicht - bald sollen weitere folgen. Doch der Sinn der Outings | |
> ist in die Kritik geraten. | |
Bild: Nazis im Visier - aber nicht besonders differenziert. | |
HAMBURG taz | Namen, Adressen, E-Mailkontakte und Telefonnummern. In den | |
nächsten Tagen will die [1][Hackerinitiative "Nazi-Leaks"] weitere Daten | |
aus der rechten Szene ins Netz stellen. Vor Neujahr hatten die anonymen | |
Netzaktivisten ihre "Operation Blitzkrieg" gestartet, sprich: Kundendaten | |
von Versandhandel und Kontaktadressen von Neonazigruppen veröffentlicht. | |
Doch diese Datenkombination auf "Nazi-Leaks" löst nicht bloß Applaus aus. | |
"Warum diese Daten veröffentlicht wurden, ist nicht erkennbar", sagt Simone | |
Rafael vom "Netz gegen Nazis" der taz. Bei der Aktion würde nicht mehr | |
unterschieden, ob wirklich relevante Informationen zur Szene öffentlich | |
würden – wie Namen von Kader einer Struktur. Nicht jeder, der ein T-Shirt | |
bei einem Nazi-Versand bestelle, müsste mit voller Adresse öffentlich | |
gemacht werden. | |
"Virtuelle Pranger zu errichten, auf denen dann auch noch ungeprüfte Daten | |
veröffentlicht werden, sind keine geschickte Erwiderung auf rechtsextreme | |
Aktivitäten" sagt Rafael. "Hacker können doch mit Nazi-Websites viel | |
schönere und wirkungsvollere Sachen machen". So könnten diese etwa mit | |
Anti-Nazi-Grafiken aufgepeppt, Kommentarspalten mit Humor in Bild und Text | |
überschwemmt oder Internetportale einfach lahmgelegt werden. | |
Auf dem Outingportal haben die Hacker, die sich zu dem Netzwerk "Anonymous" | |
zählen, unter anderem Daten der Modemarken "Eric & Sons" und "Thor Steinar" | |
und von den Internetversandhandel "odin-versand" und "nationales | |
Versandhaus" veröffentlicht. Eine vermeintliche Spenderliste der NPD und | |
unüberprüfte Namensliste von Anhänger von "Blood & Honour" wurden ins Netz | |
gestellt sowie eine angebliche "Autorenliste" der Jungen Freiheit (JF). Die | |
Redaktion stellte Strafanzeige gegen Unbekannt. | |
## Nazi-Leaks will besser prüfen | |
Mehrere Datenblöcke waren bereits vor ihrer Veröffentlichung durch | |
"Nazi-Leaks" bekannt. Nach dem Bekanntwerden der Taten des Neonazitrios NSU | |
hatte "Nazi-Leaks" beschlossen "einfach mal alles zentral anzubieten". Die | |
Kritik an den Veröffentlichungen scheint die Gruppe, deren Kern bis zu zehn | |
Personen bilden sollen, inzwischen zu teilen: Sie sei "berechtigt" heißt | |
es. Weitere Daten, auch aus dem internationalen Spektrum, würden | |
veröffentlicht werden - aber nach besserer Überprüfung. Einige Daten, die | |
nicht überprüft werden konnten, habe sie bereits zurückgehalten. | |
Der Umgang mit gehackten Daten beschäftigt Redaktionen regelmäßig. Im | |
vergangenen Jahr spielten Hacker auch der taz oft Informationen zu. Nach | |
Sichten und Auswerten, wie bei den rund 64.000 internen NPD-Mails wurden | |
private Daten und Dialoge nicht veröffentlicht. Nur die [2][politischen | |
relevanten Informationen wurden aufgegriffen]. | |
Bei "Operation Blitzkrieg" haben die Hacker aber nicht bloß Daten | |
veröffentlicht. Auch Websites und Internetportale der Szene wurden | |
lahmgelegt. Die rechtsextreme Szene rief längst auf verschiedenen Websites | |
zum "Gegenangriff" auf: "OP-takedown". So erklärte die Gruppe "Weiße Wölfe | |
Terrorcrew / Hamburger Nationalkollektiv" die "'Anons' mit ihren eigenen | |
Waffen zu schlagen". Auch bei den Szeneportal "Altermedia" werden | |
Informationen zum Netzangriff veröffentlicht. Ein nachhaltiger Effekt ist | |
bei "Nazi-Leaks" aber nicht eingetreten. | |
9 Jan 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://nazi-leaks.net/ | |
[2] /npd-mails | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Hamburg | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
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