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# taz.de -- Mubarak-Prozess in Ägypten: Der Ex-Präsident soll hängen
> Der Staatsanwalt beantragt für den gestürzten ägyptischen Präsidenten die
> Todesstrafe. Mubarak soll die Gewalt gegen friedliche Demonstranten
> angeordnet haben.
Bild: Die Demonstranten vor dem Gericht gehen mit dem Staatsanwalt d'accord.
BERLIN taz | Im Prozess gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni
Mubarak hat die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe gefordert. Laut Gesetz
stehe auf Mord die Todesstrafe, sagte Chefankläger Mustafa Suleiman am
Donnerstag in seinem Eröffnungsplädoyer in Kairo. Mubarak solle gehängt
werden.
Staatsanwalt Mustafa Khater forderte auch die Todesstrafe für den
ehemaligen Innenminister Mustafa al-Adli und sechs hohe Polizeioffiziere.
Der Richter vertagte den Prozess auf Montag. Die Angeklagten wiesen die
Vorwürfe zurück.
Zuvor hatte Suleiman Mubarak, al-Adli und die Polizeioffiziere als die
"eigentlichen Anstifter" und damit Mitschuldige an dem Tod von über 800
Demonstranten bei der breiten Protestbewegung gegen das alte Regime Anfang
vergangenen Jahres bezeichnet. Der Prozess hatte am 3. August begonnen und
sich seither mit Verfahrensfragen, Befangenheitsanträgen und längeren
Pausen dahingeschleppt.
Wie Suleiman am Mittwoch sagte, hätten die Angeklagten zweifelsfrei den
Einsatz von scharfer Munition und Schießen ohne Vorwarnung gegen friedliche
Demonstranten autorisiert. Ziel sei es gewesen, viele Personen zu töten,
damit die anderen flüchten. Die Entscheidung sei am 27. Januar 2011
gefallen, dem dritten Tag der Proteste auf dem Tahrirplatz in Kairo und
unmittelbar vor den gewaltsamsten Auseinandersetzungen im Zuge des
ägyptischen Aufstands, der zum Sturz Mubaraks führte.
## Es wurde gezielt auf Köpfe und Augen geschossen
Der 28. Januar war von den Aufständischen zum "Tag des Zorns" deklariert
worden. Die Sicherheitskräfte gingen mit Schusswaffen und Tränengas gegen
die Demonstranten vor, Schläger prügelten und warfen Steine, worauf einige
der Protestierenden sich zur Wehr setzen, Polizeifahrzeuge anzündeten und
das Gebäude der Regierungspartei in Brand steckten.
Staatsanwalt Mustafa Khater führte aus, dass Polizisten einer
Spezialeinheit gezielt auf Kopf, Brust und Augen der Demonstranten
geschossen hätten. Die Identität der Schützen sei aber noch nicht bekannt.
Die Staatsanwaltschaft zeigte auch Videos der Gewaltszenen, die von
Fernsehstationen stammten.
Sie zeigen, wie Polizeioffiziere ihre Gewehre mit scharfer Munition luden
und wie Polizei- und Feuerwehrwagen Demonstranten jagten und sie
überfuhren. Ein Video zeigt einen Polizeioffizier auf dem Dach eines
Polizeiautos, der einen Mann mit einem Kopfschuss tötete.
## Sicherheitsbehörden wollten nicht kooperieren
Suleiman wies darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft ihre eigene
Untersuchung einleiten musste, weil die Sicherheitsbehörden nicht
kooperiert hätten. 2.000 Zeugen, darunter Demonstranten, Ärzte und
Polizeioffiziere seien befragt und Filmmaterial ausgewertet worden.
Forensisches Material habe bewiesen, dass die Tötungen auf dem Tahrirplatz
und an anderen Orten systematisch gewesen seien.
Wie die Zeitung al-Masry al-Youm berichtete, waren es das Innenministerium
und der Geheimdienst, damals unter Leitung von Omar Suleiman, die eine
Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden verweigert hätten.
Die von der Staatsanwaltschaft präsentierten Videos wurden Aufnahmen
gegenübergestellt, die der Geheimdienst an einem früheren Prozesstag im
September zur Verfügung gestellt und vorgeführt hatte. Auf diesen sechs
Filmen waren undeutliche Aufnahmen von Protestierenden sowie andere Szenen
zu sehen, die mit der Revolution nichts zu tun hatten.
5 Jan 2012
## AUTOREN
Beate Seel
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