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# taz.de -- Öl-Embargo gegen den Iran: Der schwarze Bumerang
> Die EU plant neue Sanktionen gegen Iran. Diese jedoch könnten vor allem
> die krisengeplagten Südländer treffen: Sie können sich kein verteuertes
> Öl leisten.
Bild: Ein Öl-Embargo gegen den Iran kann vor allem die EU selbst treffen.
Brüssel taz | Nach massivem Drängen der USA und Frankreichs bereitet nun
auch die Europäische Union ein umfassendes Ölembargo gegen Iran vor. Es
soll den Druck auf das iranische Regime erhöhen, im Streit über sein
Atomprogramm einzulenken - und die Reihen mit den US-Amerikanern schließen.
Doch zunächst könnte das Embargo Europa selbst treffen. Vor allem die von
der Schuldenkrise gebeutelten Südländer sind verletzlich. Ausgerechnet
Griechenland, Italien und Spanien importieren besonders viel Öl aus Iran.
In Italien liegt der Anteil am Gesamtverbrauch bei 14 Prozent, bei
Griechenland sprechen einige Quellen sogar von 50 Prozent.
Die drei Südländer haben deshalb Bedingungen gestellt, die einen
offiziellen EU-Beschluss hinauszögern sollen. So möchte Griechenland
erreichen, dass das Embargo erst in einigen Monaten in Kraft tritt. Italien
fordert, den Ölhahn erst nach und nach zuzudrehen.
## Rasches Handeln
Außerdem müsse gesichert sein, dass der staatliche Ölkonzern ENI so lange
weiter versorgt wird, bis Iran seine Schulden beglichen hat. "Wir müssen in
einen offenen Dialog mit Iran eintreten", forderte Premier Mario Monti im
Figaro. Erst wenn alle Vermittlungsversuche scheitern, sei Italien bereit,
neue Sanktionen mitzutragen.
Frankreich fordert jedoch rasches Handeln. "Am 30. Januar werden die
Europäer hoffentlich ein Öl-Embargo verabschieden", sagte Außenminister
Alain Juppé. Dieses werde "den Iran schmerzen, denn er wird Schwierigkeiten
haben, sein Öl anderweitig zu verkaufen". Die Lieferausfälle könnten von
Saudi-Arabien ausgeglichen werden.
Allerdings sind die ausfallenden Lieferungen nicht das einzige Problem. Das
Embargo dürfte auch den Ölpreis weiter in die Höhe treiben. Zwar gab er am
Donnerstag leicht nach; wegen der Spannungen hatte er aber in den Tagen
zuvor stark zugelegt. Teures Öl wäre Gift für die Konjunktur in Europa.
Besonders anfällig sind die Südländer, wo bereits Rezession herrscht.
## EU setzt auf Dialog
Die Krise belastet auch den Euro, da einige Anleger in die angeblich
"sicheren Häfen" Dollar und Yen flüchten. Sollte der Atomstreit eskalieren
und der Iran, wie angedroht, die strategisch wichtige Straße von Hormuz
blockieren, könnte dies nach Ansicht von Analysten die Märkte erschüttern
und die Eurokrise auf die Spitze treiben.
In Brüssel weist man diese Sorgen jedoch weit von sich. Die EU setze
schließlich nicht nur auf Sanktionen, sondern auch auf Dialog. Diese
"zweigleisige" Strategie werde fortgesetzt, sagte der Sprecher von
Außenvertreterin Catherine Ashton. Allerdings dementierte er Meldungen aus
Teheran, dass Ashton schon bald wieder Gespräche mit der iranischen Führung
führen werde.
Letztere reagierte beleidigt - und warnte vor einem "Handelskrieg". "Alle
Staatsbeamten werden zu Soldaten, um sich den Plänen der Feinde
entgegenzustellen", kündigte der Minister für Wirtschaft und Finanzen,
Shamseddin Hosseini, am Donnerstag nach Angaben der amtlichen
Nachrichtenagentur Irna an.
5 Jan 2012
## AUTOREN
Eric Bonse
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