# taz.de -- Räumung des Atommülllagers Asse: Atomklo bleibt verstopft | |
> Beim Besuch der Asse wirft SPD-Chef Gabriel dem Bund und Niedersachsen | |
> vor, die Rückholung der Abfälle zu sabotieren. Und Umweltminister Röttgen | |
> spielt weiter auf Zeit. | |
Bild: "Das ist ein ganz mieses Spiel": Sigmar Gabriel in der Asse. | |
REMLINGEN taz | Der Bohrer vor Kammer 7 im Atommüllager Asse ist schon vor | |
etlichen Wochen installiert worden. Doch er darf sich nicht in die mehrere | |
Meter dicke Wand fressen, hinter der vor 40 Jahren tausende Fässer mit | |
schwach radioaktivem Atommüll deponiert wurden. Mit dieser Probebohrung | |
will das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erkunden, ob die Fässer noch | |
intakt sind. | |
Und vor dem Bohrer baute sich am Mittwoch der SPD-Vorsitzende und ehemalige | |
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf und erhob einen schweren Vorwurf: | |
Die schwarz-gelben Regierungen in Hannover und Berlin wollten die | |
Rückholung des Strahlenmülls aus der Asse verhindern: "Das ist ein ganz | |
mieses Spiel", sagte Gabriel. | |
Seine Kritik: Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) und | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) verzögerten das Verfahren, bis | |
eine Räumung nicht mehr möglich sei und das Bergwerk geflutet werden müsse. | |
Sander und Röttgen "warten ab, bis das, was man sich nicht öffentlich zu | |
sagen traut, dann doch passiert". | |
Dabei sei der Beschluss, die Asse zu räumen, vor zwei Jahren auf | |
wissenschaftlicher Grundlage entschieden worden. Niemand habe das damals in | |
Zweifel gezogen. Jetzt brauche es den Willen aller Beteiligten, um dieses | |
"größte Strahlenschutzproblem Europas in den Griff zu kriegen". | |
## Eine gigantische Aufgabe | |
## | |
Seitdem geht es aber kaum voran. Vor einem Jahr beantragte das BfS beim | |
Niedersächsischen Umweltministerium die Genehmigung zum Bohren. Das | |
Ministerium prüfte und prüfte und versah den Antrag im April mit mehr als | |
50 umfassenden Auflagen, die die Arbeit bremsten. Und in der Tat denkt | |
Sander inzwischen darüber nach, das Lager mit Geröll aufzufüllen. | |
Röttgen dagegen wies Gabriels Vorwurf zurück. Für ihn habe "Sicherheit | |
höchste Priorität", deshalb sei noch nicht sicher, ob der atomare Abfall | |
aus der Asse zurückgeholt werden könne. Erst wenn man den Zustand der | |
Fässer und der Lagerstätte kenne, "kann über die Option der Rückholung | |
entschieden werden". | |
Dagegen wehren sich die Anwohner. Für sie ist die Rückholung beschlossene | |
Sache. Und in der Tat ist das eine gigantische Aufgabe. Für die Bergung | |
braucht es Roboter und Maschinen, die noch niemals gebaut wurden. Es muss | |
ein Zwischenlager her, um den Müll vorübergehend zu verwahren. Und eine | |
dauerhafte Lagerstätte: denn das Endlager Konrad, das erst im Bau ist, | |
scheidet schon aus Kapazitätsgründen aus. | |
5 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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