# taz.de -- USA rüsten chemische Kampfstoffe ab: C-Waffen-frei? Noch lange nic… | |
> Die USA verkünden die Vernichtung von 90 Prozent ihrer C-Waffen. Den Rest | |
> schafft sie aber erst 2021 – genau wie Russland verfehlen sie | |
> internationale Abrüstungsabkommen. | |
Bild: Ende Gelände: Die C-Waffen-Depots in Stockton, Utah, sind größtenteils… | |
GENF taz | Die USA haben nach eigenen Angaben fast alle ihre Chemiewaffen | |
zerstört. Entsprechende Arbeiten auf dem bisher mit 13.600 Tonnen | |
hochtoxischer Substanzen größten C-Waffendepot des Landes in Stockton | |
(Utah) stünden vor dem Abschluss, so die Verantwortlichen am Mittwoch. Am | |
Samstag soll das Depot mit der Ankündigung schließen, 90 Prozent der | |
Chemiewaffen der USA seien vernichtet. Doch zur Vernichtung der | |
verbleibenden 10 Prozent in zwei Arsenalen in Colorado und Kentucky sehen | |
sich die USA erst bis 2021 in der Lage. | |
Am 29. April 2012 sollte die Welt eigentlich endlich frei sein von | |
chemischen Massenvernichtungswaffen. Das sieht das Abkommen zur weltweiten | |
Ächtung von Chemiewaffen (CCW) vor, das nach 24-jährigen Verhandlungen in | |
der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz 1993 unterzeichnet wurde. Am 29. April | |
1997 trat das Abkommen in Kraft und wurde inzwischen von 188 Staaten | |
ratifiziert. | |
Doch die 15-jährige Frist zur Umsetzung des Abkommens durch Zerstörung | |
sämtlicher Chemiewaffen wird nicht ausreichen, teilt die Organisation für | |
die Verhinderung Chemischer Waffen (OPCW) in Den Haag mit, die für die | |
Überwachung des Abkommens zuständig ist. | |
Seit Inkrafttreten des Abkommens hatten sieben der 188 Vertragsstaaten der | |
OPCW den Besitz von insgesamt 71.200 Tonnen extrem toxischer Substanzen | |
gemeldet, die unter das Verbot fallen. Davon waren nach Angaben der | |
Organisation bis gestern erst knapp 72 Prozent zerstört. Und von den | |
gemeldeten 8,67 Millionen Stück Munition zum Verschuss der Chemikalien sind | |
erst 46 Prozent vernichtet. | |
Am meisten im Rückstand mit der Erfüllung ihrer Vertragsverpflichtungen | |
sind Russland und die USA, die im Kalten Krieg die größten | |
Chemiewaffenvorräte weltweit angehäuft hatten. Dabei hat Russland erst 60 | |
Prozent seiner C-Waffenvorräte zerstört und für den Rest noch Zeit bis 2016 | |
beansprucht. Grund für die Verzögerungen in Russland wie in den USA waren | |
technische und Umweltprobleme, Einsprüche aus der Bevölkerung in der Nähe | |
der Vernichtungsstätten sowie Geldmangel. | |
In Libyen unterbrach der Bürgerkrieg die Zerstörung der C-Waffenbestände. | |
Während der Kämpfe 2011 wurden noch zwei C-Waffendepots gefunden, die das | |
Gaddafi-Regime der OPCW nicht gemeldet hatte. Im Irak, das der | |
Verbotskonvention erst 2007 beitrat, gibt es nach Angaben eines | |
OPCW-Sprechers gegenüber der taz noch zwei Depots mit Altbeständen aus den | |
1980er Jahren. Diese Bestände seien zwar "versiegelt und gut bewacht", ihr | |
Abtransport und die Zerstörung seien unter den Umständen aber zu unsicher. | |
Die Vernichtung ihrer gegenüber der OPCW deklarierten C-Waffen fristgemäß | |
erfüllt haben Indien, Albanien und ein dritter Staat, der gemäß einer | |
Vereinbarung mit der OPCW nicht namentlich genannt werden darf. Acht | |
Staaten sind dem Abkommen nicht beigetreten: Angola, Somalia, Birma, | |
Syrien, Nordkorea, Israel, Ägypten und Südsudan. Darunter verweigern Syrien | |
und Nordkorea bislang jegliche Kommunikation mit der OPCW. | |
19 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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