# taz.de -- Gespräche gescheitert: Neuwahlen im Saarland | |
> Jamaika hinüber und auch mit der großen Koalition wird es nichts im | |
> Saarland: Die Gespräche zwischen SPD und CDU sind geplatzt. Bald wird neu | |
> gewählt. | |
Bild: Zwei, die nicht zusammenfinden: Annegret Kramp-Karrenbauer und Heiko Maas. | |
BERLIN taz | So schnell kann es gehen. Am Donnerstagabend kam die | |
Nachricht, dass es im Saarland Neuwahlen geben wird und zunächst keine | |
große Koalition unter Führung von CDU-Ministerpräsidentin Annegret | |
Kramp-Karrenbauer. Und schon am Freitag liefen die Vorbereitungen, waren | |
fast alle wichtigen Weichen dafür gestellt. | |
Die Landtagsfraktionen von CDU und SPD beantragten eine Sondersitzung des | |
Parlaments. Wenn in dieser Sitzung zwei Drittel der Abgeordneten für die | |
Auflösung des Parlaments stimmen, ist der Weg für Neuwahlen frei. | |
Die Sitzung wird voraussichtlich in der kommenden Woche am Donnerstag | |
stattfinden. Weil anschließend innerhalb von 60 Tagen gewählt werden muss, | |
wird von vielen Seiten der 25. März als möglicher Termin genannt. | |
Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer und der saarländische SPD-Chef Heiko | |
Maas gaben sich nach dem Scheitern der Sondierungsrunde dennoch | |
friedfertig. "Viele gute Gründe" gebe es für eine große Koalition, sagte | |
Maas. Kramp-Karrenbauer sagte, sie sei der festen Überzeugung, dass man | |
nach den Wahlen wieder verhandeln werde. | |
Tatsächlich sieht es so aus, als würde es eine große Koalition geben. | |
Infratest Dimap sieht in einer - allerdings vor dem Koalitionsbruch bereits | |
im November erhobenen - Umfrage die SPD mit 35 Prozent vor der CDU mit 32 | |
Prozent. Doch kann es sein, dass Kramp-Karrenbauer von enttäuschten | |
FDP-Wählern profitiert, die der FDP den Bruch der schwarz-gelb-grünen | |
Jamaika-Koalition nicht verzeihen und zur CDU wechseln. Wer am Ende das | |
Rennen macht, scheint nicht ausgemacht zu sein. | |
## Duell eröffnet | |
Ganz abschreiben lassen wollen sich die Grünen auch nicht. Über die Nähe | |
von CDU und SPD spottet der einzige saarländische grüne | |
Bundestagsabgeordnete Markus Tressel: "Wir können uns den Wahlkampf gleich | |
sparen, wenn vorher schon feststeht, dass es eine große Koalition gibt". Er | |
selbst sieht die Grünen in einer strategisch günstigen Situation. Man wolle | |
"keinem der beiden Partner die Tür zuschlagen", sagt Tressel, "wir werden | |
keine Koalitionsaussage machen." Es komme allein auf die Inhalte an. | |
Klar ist, dass es für den Grünen-Chef an der Saar, Hubert Ulrich, | |
Konkurrenz gibt. Parteikollegin Simone Peter wird sich ebenfalls um die | |
Spitzenkandidatur bewerben. Unterstützung erhielt die ehemalige | |
Umweltministerin im Land von den jungen Grünen. "Simone Peter sollte nach | |
unserer Vorstellung die Grünen als 'Spitzenfrau' in den Wahlkampf führen", | |
ließen sie per Pressemitteilung am Freitag verbreiten. Das Duell scheint | |
also eröffnet. | |
Wer bei SPD und Linkspartei in der Saar noch vage an die Möglichkeit einer | |
rot-roten Zusammenarbeit gehofft hat, den hat Oskar Lafontaine indes eines | |
Besseren belehrt. Die große Koalition sei "unter Dach und Fach", erklärte | |
Lafontaine, eine rot-rote Zusammenarbeit daher unwahrscheinlich. | |
Auch SPD-Chef Heiko Maas lässt wenig Spielraum für die Zusammenarbeit mit | |
Lafontaine. Er will die Schuldenbremse einhalten, Lafontaine eher nicht. | |
Die geplanten Kürzungsprogramme und Einschnitte seien nicht der richtige | |
Weg, um den Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. "Wir plädieren für einen | |
anderen Weg." | |
19 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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