# taz.de -- Niebels skandalöse Personalpolitik: Ein Pool für Gescheiterte | |
> Seit Wochen steht Minister Dirk Niebel wegen seiner Stellenbesetzungen in | |
> der Kritik - nun befasste sich auch der Bundestag mit den umstrittenen | |
> Jobs. | |
Bild: Steht immer noch in der Kritik: Dirk Niebel. | |
Dass die Opposition mit der Personalpolitik des Entwicklungsministers ein | |
Thema zum Ausschlachten gefunden hat, war Thomas Oppermann am Mittwoch | |
anzumerken. Dirk Niebel mache aus seinem Haus einen "Stellenpool für | |
gescheiterte FDP-Politiker", fletschte der SPD-Fraktionsgeschäftsführer vor | |
Pressevertretern. Deswegen sollte sich der Bundestag mit dem Thema an | |
diesem Tag befassen. | |
Und so wurde auf Drängen der SPD die Beobachtung von Abgeordneten der | |
Linkspartei durch den Verfassungsschutz kurzerhand von Mittwoch auf | |
Donnerstag verschoben - und eine Fragestunde und eine Aktuelle Stunde zur | |
Personalpolitik im Entwicklungsministerium anberaumt. | |
## Fit für den Wahlkampf | |
Ursache der Diskussion war die Kritik in der vergangenen Wochen an Niebel: | |
Zunächst beschwerte sich die CDU-Politikerin Sibylle Pfeiffer über | |
fachfremde Stellenbesetzungen mit FDP-Parteileuten bei der Bundeskanzlerin. | |
Dann prangerte der Personalrat die "Aufblähungspolitik" an und fragte, ob | |
das Ministerium mit den Neueinstellungen "fit gemacht" werde für den | |
Wahlkampf. | |
In der Fragestunde des Bundestags drehte sich die Debatte vor allem darum, | |
ob FDP-Parteizugehörigkeit bei Stellenbesetzungen Vorrang vor Fachkompetenz | |
hatte. Doch wirklich weitergekommen ist die Opposition nicht. "Kriterien | |
sind Eignung, Befähigung und fachliche Leistung", betonte Staatssekretärin | |
Gudrun Kopp (FDP), die für das Ministerium die Fragen der Abgeordneten | |
beantwortete, "die Parteizugehörigkeit darf nicht abgefragt werden." | |
Die zusätzlichen Stellen seien legitim, so Kopp, weil durch die Reform der | |
Entwicklungsorganisationen die politische Steuerung gesichert werden müsse. | |
Auch die 24 zusätzlichen Leitungsposten seien gerechtfertigt: "Am Ende soll | |
ein hocheffizientes Ministerium stehen." | |
Eine harte Auseinandersetzung lieferten sich Opposition und Kopp um die | |
Frage, ob im Ministerium eine Pro-forma-Ausschreibung für die Leitung der | |
neuen Servicestelle für bürgerschaftliches Engagement stattgefunden habe. | |
Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die ehemalige Ettlinger | |
Oberbürgermeisterin Gabriela Büssemaker den Zuschlag erhalten habe - eine | |
FDP-Frau. | |
Büssemaker hatte im Oktober vor dem offiziellen Verfahren in einer | |
Lokalzeitung gesagt, dass ihr neuer Job in trockenen Tüchern sei. Hätte | |
sich das Ministerium also das Casting von 133 Personen durch eine eigens | |
engagierte Personalagentur sparen können? | |
## Kein Wort gewechselt | |
Kopp ließ sich in der Beantwortung der Frage eine Hintertür offen. Zwar | |
betonte sie, es seien ihr "keine Zusagen bekannt", die Büssemaker vorab | |
erhalten habe. Jedoch konnte sie dies nicht endgültig ausräumen, weil sie | |
noch kein Wort mit der Frau gewechselt habe, die am 1. Februar ihren Job | |
übernimmt. | |
Für Thomas Oppermann war am Morgen schon alles klar. "Es gibt den | |
Anfangsverdacht auf Vortäuschung eines Bewerbungsverfahrens", sagte er, man | |
werde "dranbleiben". Da war es wieder, das Lieblingsthema. | |
25 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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