# taz.de -- Versicherung "Costa Concordia": Gedeckelt auf eine Milliarde | |
> Kreuzfahrten gelten unter Versicherungen als Großrisiken und werden | |
> untereinander aufgeteilt. Die Havarie der "Costa Concordia" trifft | |
> deutsche Versicherer hart. | |
Bild: "Ein Schiff ist versichert wie ein Auto." | |
HAMBURG taz | Im Grunde ist es ganz einfach: "Ein Schiff ist versichert wie | |
ein Auto", sagt Volker Bergeest, weltweit im Allianz-Konzern für | |
Transportrisiken zuständig. Der Eigentümer - im Fall der "Concordia" eine | |
italienische Tochter der US-amerikanischen Carnival-Gruppe - hat eine | |
Kasko- und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. | |
Großrisiken wie die "Concordia" oder das milliardenschwere Disney-Schiff, | |
das die Papenburger Meyer-Werft im Januar an die US-Reederei Disney Cruise | |
Line auslieferte, würden eine einzelne Assekuranz überfordern. Sie lassen | |
sich nur in einem gemeinsamen Versicherungskonsortium schultern. Die | |
Unternehmen schließen sich dazu in jedem Einzelfall zusammen. | |
In den Konsortien gibt es einen oder mehrere "Führungsversicherer", die den | |
Vertrag mit der Reederei aushandeln. Weitere Versicherungsunternehmen | |
beteiligen sich dann an der Police. Diese Beteiligten übernehmen gegen | |
einen Teil der Prämie jeweils einen Teil des Risikos. | |
Als ein solcher Beteiligter wird - wie vor hundert Jahren nach dem | |
Untergang der "Titanic" - beim "Concordia-Unglück" nun die Allianz zur | |
Kasse gebeten. Auch die weltgrößte Rückversicherung, die bayerische Munich | |
Re, sitzt mit im Boot ebenso wie die Hannover Rück. Der Konzern, weltweit | |
die Nummer drei, hatte schon vor einer Woche mitgeteilt, das Schiffsunglück | |
bedeute für das niedersächsische Unternehmen einen Großschaden. | |
Für die Haftung gegenüber Dritten unterstützen sich die | |
Schifffahrtsunternehmen gegenseitig über "Protection & Indemnity | |
Associations" (P&I). Bei den P&I handelt es sich um Versicherungsvereine | |
auf Gegenseitigkeit, erklärt Olaf Fölsch. Fölsch ist Seefahrtsexperte des | |
internationalen Versicherungsmaklers Aon. Die Reeder-Clubs haben allerdings | |
die Versicherungssumme auf eine Milliarde Dollar gedeckelt. "Bislang ist | |
jedoch noch kein solcher Fall vorgekommen", sagt Fölsch, "in dem diese | |
Summe nicht ausgereicht hätte", auch nicht bei der "Exxon Valdez". Der | |
Öltanker von Esso hatte 1989 vor Alaska die bislang wohl größte | |
Umweltkatastrophe in der Seefahrt ausgelöst. Daran dürfte die "Costa | |
Concordia" nicht heranreichen. | |
Zu den Kosten für das Schiff aus der Kaskoversicherung und der | |
Umwelthaftpflicht kommen noch die Haftpflichtansprüche der Passagiere und | |
Mannschaften sowie die Kosten der Bergung des Wracks hinzu. | |
Dessen Höhe, grob geschätzt 100 Millionen Euro, wird stark davon abhängen, | |
ob es gelingt, das Schiff wieder flottzumachen, oder ob das Wrack im | |
schlimmsten Fall vor Ort in seine Einzelteile zerlegt wird. Daher, da sind | |
sich die Experten einig, lässt sich die genaue Schadenssumme noch nicht | |
beziffern. | |
26 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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