# taz.de -- Streit der Woche: Grüne will Solarausbau bremsen | |
> Bärbel Höhn fordert, dass die Solarförderung in schnelleren Schritten | |
> gekürzt wird als bisher. Den kräftigen Ausbau der Solarenergie im Jahr | |
> 2011 hält sie für überzogen. | |
Bild: Schweiß und Fördergeld: Sauberer Strom ist nicht umsonst. | |
Die Grünen-Spitzenpolitikerin Bärbel Höhn spricht sich dafür aus, dass in | |
diesem Jahr ein Drittel weniger neue Solarzellen auf Deutschlands Dächer | |
kommen als im vergangenen Jahr. Die stellvertretende | |
Grünen-Fraktionsvorsitzende kommentiert in einem Gastbeitrag für die | |
sonntaz, die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz habe die | |
Neuinstallation von Solaranlagen im Jahr 2011 auf "überzogene 7,5 Gigawatt | |
hochgetrieben". Höhns Ansicht nach sollte es in diesem Jahr deutlich | |
weniger neue Solaranlagen geben: "5 Gigawatt wären für 2012 ein | |
vernünftiges Ziel." | |
Höhn fordert "häufigere, über das ganze Jahr verteilte Kürzungsschritte" | |
bei der Solarförderung. Derzeit wird die Höhe der Solarförderung nur | |
zweimal pro Jahr angepasst, im Juli und im Januar. Dies habe im Jahr 2011 | |
zu einer "Torschlusspanik am Jahresende" geführt, schreibt Höhn. | |
In ihrem Beitrag betont die Grünen-Politikerin, dass sie die im | |
Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegte Solarstromförderung für angemessen | |
hält. Die von Bundewirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) geforderte | |
Begrenzung des Baus neuer Solaranlagen auf ein Gigawatt pro Jahr findet | |
Höhn falsch: "Der Solarmarkt würde crashen, zehntausende Arbeitsplätze in | |
Industrie und Handwerk vernichtet." | |
Claudia Kemfert, Energie-Abteilungsleiterin am Deutschen Institut für | |
Wirtschaftsforschung, hält es für notwendig, die Zuschüsse für Solaranlagen | |
schneller zu senken als bisher geplant: "Da sich die Kosten massiv | |
vermindert haben, müssen die Vergütungssätze und somit die Kosten für die | |
Verbraucher reduziert werden." Beim Erneuerbare-Energien-Gesetz gehe es | |
nicht um eine Dauersubventionierung, sondern darum, die Technologien bis | |
zur Marktreife finanziell zu unterstützen. | |
Der Energie-Abteilungsleiter beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, | |
Holger Krawinkel, hält die Fördergelder für Solarstrom angesichts des | |
Preisverfalls für Solaranlagen ebenfalls für überhöht: "Anstatt sich über | |
den Erfolg – auch der Förderpolitik – zu freuen, hält die Solarlobby im | |
Verbund mit dem Umweltminister an einer reflexartig daherkommenden | |
Subventionsmentalität fest." Er fordert, die Vergütungen an die | |
Kostenentwicklung anzupassen. Sowohl Bundesumweltminister Norbert Röttgen | |
(CDU) als auch Wirtschaftsminister Rösler seien mit dieser vergleichsweise | |
einfachen mathematischen Aufgabe überfordert. | |
Im "Streit der Woche" in der aktuellen sonntaz erklärt außerdem Matthias | |
Willenbacher, Vorstand beim Energie-Projektentwickler juwi, warum er es für | |
sinnlos hält, die Solarstromförderung zu kürzen. Weitere Beiträge kommen | |
von Katharina Reuter (klima-allianz Deutschland) und taz.de-Leser Thomas | |
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28 Jan 2012 | |
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## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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Solarenergie | |
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