# taz.de -- Bildung in Baden-Württemberg: Öney will Pflegekräfte statt Putzk… | |
> Die Integrationsministerin in Baden-Württemberg will die Teilhabe von | |
> Migranten an Bildung und Arbeit verbessern. Ein Testprojekt mit | |
> anonymisierten Bewerbungen soll helfen. | |
Bild: Bei der Einstellung häufig diskriminiert: deutsche Ärztin mit Kopftuch. | |
STUTTGART taz | Baden-Württemberg ist das Flächenland mit dem höchsten | |
Anteil an Migranten - Grund genug also, endlich an einigen Stellschrauben | |
deutlich zu drehen, findet Integrationsministerin Bilkay Öney. | |
"Migrantinnen und Migranten sollen Verantwortung für die Zukunft | |
Baden-Württembergs übernehmen", sagt die SPD-Politikerin. Am Montag hat sie | |
in Stuttgart ihre politischen Schwerpunkte für das laufende Jahr | |
vorgestellt. | |
"Wir brauchen gesellschaftliche, rechtliche und wirtschaftliche | |
Verbesserungen", sagte Öney. Jeder vierte Einwohner Baden-Württembergs habe | |
schließlich einen Migrationshintergrund. Für das Jahr 2012 hat sie sich | |
sechs Schwerpunkte vorgenommen, allen voran die Teilhabe an Bildung und | |
Arbeit. Um diese zu verbessern, will Öney unter anderem Projekte für und | |
mit den Eltern fördern. "Wir müssen die Eltern erreichen, wenn wir die | |
Bildungschancen der Kinder verbessern wollen", sagte die Ministerin. | |
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Anerkennung von Bildungsabschlüssen. | |
Anfang April tritt ein Bundesgesetz zur Feststellung der | |
Berufsqualifikation in Kraft. Öney will dieses auf Landesebene umsetzen - | |
"eine große Baustelle", wie sie selbst sagt. Immerhin würden mehr als 200 | |
Berufe auf Landesebene geregelt, etwa im Pflege- und im pädagogischen | |
Bereich. Die Bedeutung der Anerkennung unterstrich Öney mit Verweis auf den | |
Fachkräftemangel. "Wir verschenken viel, wenn wir Leute als Putzkräfte | |
arbeiten lassen, obwohl sie auch als Pflegekräfte arbeiten könnten." | |
Zudem will die Ministerin im Laufe des Jahres mit Firmen ein Testprojekt | |
für anonymisierte Bewerbungen durchführen. "Wenn in der Bewerbung der Name | |
schon fremd klingt, haben viele gar nicht die Möglichkeit, sich persönlich | |
vorzustellen", gab die Sozialdemokratin zu bedenken. | |
Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Bekämpfung von | |
Zwangsverheiratung, eine Einbürgerungskampagne sowie die Verbesserung der | |
politischen Teilhabe. Lob für das Programm kam von der Türkischen Gemeinde | |
in Baden-Württemberg. "Die Ministerin hat mit ihrem Vorhaben die | |
wichtigsten Punkte aufgegriffen", sagte der Landesvorsitzende der | |
Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu. | |
31 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
## TAGS | |
Integration | |
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