# taz.de -- Internationale Filmfestspiele Berlin: Etwas fahrig, aber glamourös | |
> Berlinale-Leiter Dieter Kosslick zeigt sich bei der ersten | |
> Pressekonferenz ein wenig huschig. Dabei ist das Programm in diesem Jahr | |
> vielversprechend. | |
Bild: Dieter Kosslick stellte bei der Pressekonferenz das Berlinale-Programm vo… | |
Im vergangenen Jahr ist Berlinale-Leiter Dieter Kosslick viel Kritik | |
entgegengeschlagen. Das Programm sei zu beliebig, das Profil zu unscharf, | |
das Festival zu sehr auf Event getrimmt. Seine Reaktion fiel äußerst | |
dünnhäutig aus. | |
Vielleicht zeigte sich Kosslick auch deswegen auf der gestrigen | |
Pressekonferenz für die 62. Internationalen Filmfestspiele etwas fahrig – | |
selbst noch, als er darum gebeten wurde, die Namen einiger Stars zu nennen, | |
die zwischen dem 9. und 19. Februar auf dem roten Teppich zu erwarten sind, | |
eine Aufgabe, die Kosslick normalerweise im Schlaf meistert. | |
Ja, der Glamourfaktor kommt auch in diesem Jahr nicht zu kurz, dank | |
Charlotte Gainsbourg und Jake Gyllenhaal soll davon sogar etwas auf die | |
Jury abstrahlen. Aber im direkten Vergleich mit Cannes und Venedig muss | |
sich die Berlinale noch immer an seinem Wettbewerb messen lassen. Und der | |
sieht in diesem Jahr auf den ersten Blick immerhin recht vielversprechend | |
aus – gerade weil nicht auf bekannte Namen gesetzt wird. | |
Achtzehn Weltpremieren kündigte Kosslick an, von denen allein Billy Bob | |
Thorntons Regiearbeit "Jayne Mansfields Car" mit Hollywood-Bonus nach | |
Berlin kommt. Stephen Daldrys Jonathan-Safran-Foer-Verfilmung "Extrem laut | |
und unglaublich nah" läuft außer Konkurrenz, genauso wie Tsui Harks Martial | |
Arts-Epos "Flying Sword of the Dragon Gate", dem einzigen 3-D-Film im | |
Programm. | |
## "Gesellschaften im Aufbruch" | |
Besonders erfreulich ist die Ankündigung, dass der philippinische Regisseur | |
Brillante Mendoza erstmals einen Film in Berlin vorstellt. Augenmerk sollte | |
man außerdem auf die Schweizerin Ursula Meier, den portugiesischen | |
Regisseur Miguel Gomes und Spiros Stathoulopoulos aus Griechenland legen, | |
die mit antizipierten Zweit- und Drittwerken im Wettbewerb vertreten sind. | |
Wenig Überraschendes gibt es dagegen von den deutschen | |
Wettbewerbsteilnehmern zu vermelden: Mit Hans-Christian Schmid und | |
Christian Petzold kehren verdiente Regisseure zurück, Matthias Glasner | |
macht das Trio komplett. | |
Unter das Motto "Gesellschaften im Aufbruch" stellte Kosslick das | |
politische Programm der diesjährigen Berlinale. Dabei spielt der Arabische | |
Frühling eine entscheidende Rolle; Filme aus Ägypten sind sowohl im | |
Wettbewerb als auch im Panorama vertreten, wo mit "Children of Srikandi" | |
auch ein Kollektivfilm über die queere Bewegung in Indonesien zu sehen ist. | |
Es wird sich zeigen, wie viel sich von dieser Aufbruchstimmung nach dem | |
mauen letzten Jahr auf die diesjährige Berlinale überträgt. Kritik an | |
seiner Person kann Dieter Kosslick erst einmal in gewohnter Manier | |
weglächeln, nachdem sein Vertrag gerade bis 2016 verlängert wurde. | |
1 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Busche | |
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