# taz.de -- Studienplatzmangel in Deutschland: Der Studentenberg bleibt hoch | |
> Die Kultusminister korrigieren Fehler der Vergangenheit: Laut ihrer | |
> aktuellen Studienanfängerprognose werden deutlich mehr Plätze benötigt | |
> als bisher angenommen. | |
Bild: Eins ist sicher: An deutschen Unis bleibt es voll. | |
BERLIN taz | Die Kultusminister erwarten eine deutlich höhere Zahl an | |
Studienanfängern als bisher verkündet. So gehen sie davon aus, dass die | |
Zahl der neu Immatrikulierten bis zum Jahre 2020 über der Marke von 450.000 | |
bleiben wird. Dies geht aus der aktuellen Vorausberechnung der | |
Studienanfängerzahlen hervor, die am Donnerstag in der Amtschefkonferenz | |
beraten wurde. Offiziell beschlossen werden die Zahlen voraussichtlich erst | |
beim Plenum der Minister im März. | |
Die Annahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) über die Zahl der künftigen | |
Erstsemester sind entscheidend, weil Bund und Länder auf dieser Basis | |
vereinbart haben, wie viel zusätzliche Studienplätze sie über gemeinsame | |
Hochschulpakte finanzieren. Die bisherigen Prognosen der KMK erwiesen sich | |
dabei stets als zu niedrig. Die letzte stammt aus dem Jahr 2009 und sagte | |
etwa für das vergangene Jahr rund 100.000 Studienanfänger weniger voraus. | |
Insgesamt immatrikulierten sich aber 2011 über 515.000 Menschen, mehr als | |
je zuvor. | |
In ihrer neuen Prognose korrigieren die Kultusminister ihre alten | |
Voraussagen nun durchgängig nach oben. Bis zum Jahre 2020 werden demnach | |
noch einmal fast 750.000 Studienplätze mehr gebraucht, als die | |
Finanzminister von Bund und Ländern bisher per Hochschulpakt zugesagt | |
haben. So werden sich in diesem und im nächsten Jahr nach neuer | |
KMK-Statistik 120.000 Anfänger mehr als bisher berechnet immatrikulieren. | |
Auch der große Einbruch bleibt wohl aus. Bis 2025 werden wohl jedes Jahr | |
über 400.000 Menschen ein Studium beginnen. | |
## Mehr ausländische Studienanfänger | |
Ursachen für diesen Boom sind den KMK-Statistikern zufolge vor allem die | |
erhöhte Studierneigung der jungen Leute, der steigende Anteil an Schülern | |
mit Abitur oder Fachabitur und eine wachsende Zahl von ausländischen | |
Studienanfängern. | |
SPD und Grüne fordern nun dringend, das Plus auch finanziell abzufedern. | |
"Dem 'Studierendenberg' folgt keine Talfahrt, sondern ein dauerhaftes | |
Hochplateau", sagte der Bildungsexperte der Grünen, Kai Gehring, und | |
appelliert an Bundesministerin Annette Schavan (CDU), umgehend einen | |
weiteren Studienplatzausbau mit den Ländern auf den Weg zu bringen. | |
Auch die grüne Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg, Theresia | |
Bauer, sieht dringenden Handlungsbedarf. Der Zeit sagte sie, dass das Geld | |
aus dem bis 2020 angelegten Hochschulpakt wahrscheinlich schon im | |
übernächsten Jahr aufgebraucht sein werde. "Uns fehlen Milliarden", so | |
Bauer. | |
9 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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