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# taz.de -- Aufstand in Syrien: Rückkehr in die Hauptstadt
> Begonnen hatte der Aufstand gegen Assad mit einer Demonstration in
> Damaskus. Jetzt kehrt der Protest in die Hauptstadt zurück. Zwei
> Kriegsschiffe aus Iran sollen in Syrien eingetroffen sein.
Bild: "Nieder mit Bashar" heißt es an einer Wand in Damaskus.
DAMASKUS/ISTANBUL dpa/afp | Die Truppen des syrischen Regimes haben ihre
Präsenz in den Straßen von Damaskus verstärkt, um eine Ausweitung des
Aufstandes auf die Hauptstadt zu verhindern. Nach Angaben von Aktivisten
nahmen Angehörige der Sicherheitskräfte am Montag in einer Handelsschule im
Stadtteil Baramke mehrere Schüler fest.
Ein Regimegegner in Damaskus sagte am Telefon, vor Regierungsgebäuden seien
zahlreiche Soldaten postiert worden. In den Vierteln Messe und Kafr Susa
seien Straßensperren errichtet worden. Die Hauptstadt war in den ersten
Monaten der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad relativ ruhig - das
ändert sich jetzt allmählich.
Landesweit wurden am Montag nach Angaben von Regimegegner 16 Menschen von
den Sicherheitskräften getötet. Aufgrund der Behinderung der Arbeit von
Journalisten in Syrien lassen sich derartige Angaben meist nur indirekt
überprüfen. Zahlreiche Festnahmen wurden am Montag aus der Provinz Daraa
gemeldet. Mehrere Granaten seien am Morgen auf das Viertel Baba Amro in der
Stadt Homs abgefeuert worden, hieß es.
Via Internet wurde eine Botschaft von mehreren islamischen Geistlichen
veröffentlicht, die sich aus Protest gegen die Unterdrückung der Opposition
vom syrischen Ministerium für islamische Stiftungen lossagten. Die
Geistlichen bekundeten ihre Unterstützung für die Deserteure der
sogenannten Freien Syrischen Armee.
## Neue Journalistenvereinigung
Ein Sprecher der Deserteure im türkischen Grenzgebiet begrüßte am Montag
den Vorschlag von zwei US-Senatoren, den Kampf der Opposition mit
Waffenlieferungen über Drittländer zu unterstützen. "Hoffentlich wird dies
umgesetzt, seit elf Monaten hilft uns niemand", sagte er am Telefon.
Bislang hätten sich mehr als 40 000 Soldaten und Offiziere der Freien
Syrischen Armee angeschlossen. Die Organisation Syrischer
Menschenrechtsbeobachter meldete, Deserteure hätten in der Provinz Idlib am
Montag einen Truppentransporter angegriffen und drei Soldaten getötet.
Syrische Medienmitarbeiter gründeten derweil aus Protest gegen die
Berichterstattung der Staatsmedien und die Untätigkeit der staatlichen
Journalistenunion eine eigene Vereinigung. Die Vereinigung der syrischen
Journalisten (SJA) verstehe sich als Alternative zur Syrischen
Journalistenunion, sagte das in Köln ansässige SJA-Mitglied Ahmad Hissou am
Montag.
In der SJA-Gründungserklärung heißt es: "Die offizielle Journalistenunion
ist eine bürokratische Organisation, deren Ziel es ist, die
Medienschaffenden zu gängeln und dem herrschenden Regime zu dienen." Die
Union habe sich nie um das Schicksal von Journalisten gekümmert, die wegen
ihrer unabhängigen Berichterstattung beschimpft, gefoltert oder
festgenommen wurden. Zu den 107 Unterzeichnern der Erklärung gehören
syrische Journalisten im In- und Ausland.
Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) kündigte unterdessen seine
Teilnahme an der Konferenz der "Gruppe der Freunde Syriens" an diesem
Freitag an. "Wir wurden eingeladen und wir werden teilnehmen", sagte das
für Auslandskontakte zuständige SNC-Mitglied Naji Tayyara am Montag in
Dubai.
## Iranische Kriegsschiffe in Syrien eingetroffen
Zwei ins Mittelmeer entsandte iranische Kriegsschiffe sind nach
Medienangaben in Syrien eingetroffen. Wie der iranische Nachrichtensender
Irinn am Montag berichtete, liefen der Zerstörer "Naghdi" und der Versorger
"Charg" in den syrischen Hafen Tartus ein. Ziel des Besuchs sei Hilfe bei
der Ausbildung der syrischen Marine. Worum es dabei gehen soll, blieb
offen. Der Sender verwies lediglich auf ein bestehendes Abkommen über
militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern.
Die Kriegsschiffe waren am Samstag durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer
gefahren. Laut der iranischen Marine soll das Manöver den Ländern der
Region "die Stärke" des Iran verdeutlichen, der international wegen seines
Atomprogramms unter Druck steht. Teheran ist in der Region der letzte
verbliebene Verbündete von Syriens Präsident Baschar al-Assad.
Es ist erst das zweite Mal seit Gründung der Islamischen Republik Iran im
Jahr 1979, dass Teheran Marineschiffe ins Mittelmeer entsendet. Im Februar
vergangenen Jahres hatte die erste derartige Mission der "Charg" und der
Fregatte "Alwand" weltweit für Aufsehen gesorgt. Israel hatte damals seine
Marine in Alarmbereitschaft versetzt, die Schiffe waren dann in den
syrischen Hafen von Latakia eingelaufen.
Dieses Mal erklärte eine Sprecherin des israelischen Außenministeriums
lediglich, die Schiffe würden genau beobachtet und dürften sich nicht
Israels Küste nähern. Israel hat Teheran mehrfach mit Angriffen wegen des
iranischen Atomprogramms gedroht. Der Westen verdächtigt den Iran, unter
dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms am Bau einer Atombombe zu
arbeiten. Teheran weist dies zurück.
20 Feb 2012
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