# taz.de -- Lotsenstreik in Frankfurt: In der Ruhe liegt die Arbeitskraft | |
> Der Streik der Vorfeldlotsen am Frankfurter Flughafen geht auch in dieser | |
> Woche weiter. Es gibt aber weniger Ausfälle als zuletzt und die | |
> Passagiere steigen in die Bahn um. | |
Bild: Wegen des Fluglotsenstreiks müssen viele Passagiere von Inlandsflügen a… | |
FRANKFURT/MAIN taz | Die rund 200 Vorfeldmitarbeiter, die in der | |
Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) organisiert sind, haben ihren Streik | |
am Frankfurter Flughafen ausgeweitet. Nachdem sie bereits am Donnerstag und | |
Freitag zeitweise ihre Arbeit niederlegten, wird Deutschlands größtes | |
Luftfahrt-Drehkreuz seit Montagmorgen um 5 Uhr nun erstmals für 48 Stunden | |
bestreikt. | |
Das große Chaos blieb am Montag aber aus. Laut Wolfgang Schwalm, Sprecher | |
des Flughafenbetreibers Fraport, gehe man aktuell nur von etwa 30 Prozent | |
gestrichenen Flügen aus. In der vergangenen Woche lag diese Quote noch bei | |
rund 50 Prozent. Fraport sei besser vorbereitet, so Schwalm. | |
Das Unternehmen kompensiere den Ausfall der Vorfeldlotsen mit dem Einsatz | |
von Mitarbeitern, die nicht in der GdF organisiert seien oder mit | |
Freiwilligen, "die früher in diesem Bereich tätig waren" und nun extra | |
geschult würden. Somit hätte Fraport am Montag weniger als 300 von | |
insgesamt etwa 1.300 Flügen streichen müssen. Für Dienstag wird mit einer | |
ähnlichen Quote gerechnet. Pro Tag nutzen momentan rund 130.000 Passagiere | |
den Frankfurter Flughafen. | |
Besonders betroffen von den Ausfällen waren am Montag Inlandsflüge sowie | |
manche innereuropäische Verbindungen. Fraport stellte den | |
Fluggesellschaften frei, welche Flüge diese streichen wollten. Die größte | |
Fluggesellschaft am Frankfurter Flughafen, die Lufthansa, sagte 200 Flüge | |
von und nach Frankfurt ab. Für Dienstag erwartet die Firma, nur etwa 160 | |
Flüge annullieren zu müssen. | |
## Die Züge reichen aus | |
Die interkontinentalen Flüge haben Vorrang. "Denn besonders bei | |
innerdeutschen Flügen können Passagieren auf die Bahn umsteigen", erklärte | |
die Sprecherin der Lufthansa, Mi-Kyung Lee. So hat die Fluggesellschaft | |
ihren Kunden angeboten, am Schalter oder im Internet ihre Flugtickets gegen | |
Fahrkarten der Deutschen Bahn umzutauschen. | |
Mehr Züge setzte die Deutsche Bahn entgegen anders lautenden Meldungen aber | |
nicht ein. Laut einem Konzernsprecher sei dies nicht notwendig: "Die | |
vorhandenen Züge reichen vollkommen aus." Am Freitag hingegen habe die Bahn | |
etliche Züge verlängert, um die Kapazitäten zu erhören, so der | |
Konzernsprecher. Am Montag sei die Lage ruhiger gewesen. | |
Dies führt die Lufthansa auf die besser greifenden Maßnahmen von Fraport | |
zurück. Außerdem würden auch Verkehrsleiter der Fluggesellschaft, etwa bei | |
der Vergabe von Parkpositionen für Flugzeuge, streikende Vorfeldmitarbeiter | |
ersetzen. | |
Der Streik verursachte bereits einen erheblichen finanziellen Schaden. So | |
geht Fraport für die beiden Streiktage der letzten Woche, an denen | |
insgesamt 21 Stunden gestreikt wurde, von einem Schaden für das Unternehmen | |
in Höhe von knapp 4 Millionen Euro aus. "Der Verlust der Airlines ist da | |
noch nicht mit mitgerechnet", so Schwalm. Die Lufthansa konnte diesen am | |
Montagnachmittag noch nicht beziffern. | |
## Beratungen über Fortsetzung des Streiks | |
Ob der Streik auch ab Mittwochmorgen fortgeführt wird, darüber wollte die | |
GdF am Montagabend beraten. "Sollten wir keine Einigung erzielen, wird es | |
sicherlich weitergehen", so der Tarifvorstand der GdF, Markus Siebers. | |
"Denn sonst hätten die letzten Streiktage ja keinen Sinn gehabt." | |
Er betonte, dass sich die GdF nicht über entstandene Schäden freue. Dafür | |
schob er die Schuld eher dem Flughafenbetreiber zu. "Schließlich hat | |
Fraport den Schlichterspruch des vom Unternehmen berufenen Schlichters | |
nicht angenommen." | |
20 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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