# taz.de -- Tarifgespräche geplatzt: Erneut Streik am Frankfurter Flughafen | |
> Vergangene Woche legte der Streik des Vorfeldpersonals den Flughafen fünf | |
> Tage lahm. Für die neue Arbeitsniederlegung ab Sonntagabend sieht sich | |
> der Flughafen gut gerüstet. | |
Bild: Leere Landebahnen sollen trotz des neuen Streis vermieden bis Donnerstag … | |
FRANKFURT rtr | Die Vorfeld-Beschäftigten wollen den Frankfurter Flughafen | |
ab Sonntagabend erneut mit mehrtägigen Streiks lahmlegen. Die Gewerkschaft | |
der Flugsicherung (GdF) rief ihre Mitglieder am Samstagabend dazu auf, ihre | |
Arbeit auf Deutschlands größtem Flughafen von Sonntag 21.00 Uhr bis | |
Donnerstag um 05.00 Uhr niederzulegen. | |
Der Flughafenbetreiber Fraport kritisierte den Schritt als "völlig | |
überzogen und nicht nachvollziehbar" und forderte die GdF auf, den | |
Arbeitskampf zu beenden. Fraport sei jedoch gut vorbereitet, um den | |
Flugbetrieb weitgehend aufrechtzuerhalten und auch in der Lage, längere | |
Streikphasen durchzuhalten. Zuvor war der Versuch, den bereits seit Monaten | |
schwelenden Tarifkonflikt wieder am Verhandlungstisch zu lösen, abermals | |
gescheitert. | |
Die rund 200 Flugzeug-Einweiser hatten ihre Arbeit auf dem Großflughafen | |
bereits an fünf Tagen niedergelegt. Insgesamt fielen dadurch rund 1000 | |
Flüge aus. Fraport hatte sich angesichts der verhärteten Fronten in dem | |
Tarifstreit auf Streiks vorbereitet und zusätzliches Personal für die | |
Arbeit auf dem Flugvorfeld geschult. | |
## Geringe Auswirkungen am Sonntagabend erwartet | |
Dadurch klappte der Notbetrieb während des Ausstands immer besser. Fraport | |
zufolge wurden an den bisherigen ganztägigen Streiktagen über 80 Prozent | |
der Flüge abgewickelt, der interkontinentale Flugverkehr sei nicht | |
beeinträchtigt gewesen. Für den nun angekündigten neuerlichen Ausstand | |
rechne man mit ähnlichen Werten, teilte der Flughafenbetreiber mit. | |
Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa erwartete für Sonntagabend | |
nur geringe Auswirkungen auf den Flugverkehr. Da der Streik sehr spät | |
beginne, würden voraussichtlich kaum Flüge gestrichen werden, sagte ein | |
Konzernsprecher. Eine Liste der Flüge, die am Montag ausfielen, werde ab | |
Sonntagnachmittag auf der Internetseite der Lufthansa verfügbar sein. Die | |
Airline, die auf dem Frankfurter Flughafen ihre Heimatbasis hat, war von | |
den Ausständen bisher am stärksten betroffen gewesen. | |
Am Mittwoch hatte die GdF ein neues Gesprächsangebot von Fraport-Chef | |
Stefan Schulte angenommen und den Streik ausgesetzt, um den Tarifkonflikt | |
wieder am Verhandlungstisch zu lösen. Bereits am Freitag eskalierte der | |
Streit jedoch erneut. Der GdF zufolge platzten die Gespräche am Abend, weil | |
Fraport die knapp 90 Vorfeldaufsicht-Mitarbeiter aus dem Tarifvertrag | |
ausschließen wollte. Davon sei zuvor nie die Rede gewesen, kritisierte | |
GdF-Tarifvorstand Markus Siebers im Gespräch mit Reuters. | |
Offensichtlich habe Verdi Fraport zu diesem Schritt gedrängt. "Das können | |
wir als Gewerkschaft nicht hinnehmen." Die GdF vertritt neben den | |
Vorfeldaufsehern auch Mitarbeiter der Vorfeld-Kontrolle und der | |
Verkehrszentrale. Die Arbeit der Vorfeld-Beschäftigten ist mit der | |
Eröffnung der vierten Landebahn in Frankfurt der GdF zufolge wesentlich | |
anspruchsvoller geworden. Die Lohnentwicklung habe damit aber nicht Schritt | |
gehalten, argumentieren die Arbeitnehmervertreter. | |
Die Arbeitgeber wiesen die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. "Die hohen | |
Forderungen der GdF, die nach wie vor Steigerungen im hohen zweistelligen | |
Prozentbereich beinhalten, führen zu Vergütungen deutlich oberhalb der | |
Tarifniveaus vergleichbarer Tätigkeiten sowohl in Frankfurt als auch an | |
anderen Flughäfen", erklärte Fraport. | |
Das Angebot der Fraport beinhalte deutliche Anpassungen, die für die | |
Mitarbeiter der Verkehrszentrale höher als die Münchner Tarife seien. "Die | |
Vorfeldaufsicht liegt bereits heute deutlich über diesem Niveau, weshalb | |
dieser Bereich im bestehenden Tarifgefüge der Fraport verbleiben soll", | |
sagte Fraport-Arbeitsdirektor Herbert Mai. Der Vorwurf der GdF, Fraport | |
wolle diese Mitarbeiter aus der bisherigen Lohnstruktur drängen, sei | |
"absolut falsch". "Die Vorfeldaufsicht ist bereits gut im Tarifgefüge, vor | |
allem auch im Vergleich zu München, positioniert und verbleibt auch in | |
diesem", erklärte der Fraport-Vorstand. | |
26 Feb 2012 | |
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