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# taz.de -- Energiewende an der Zapfsäule: Wasserstoff mit Sonne tanken
> In Freiburg steht die erste Solarwasserstofftankstelle. Damit sollen
> erneuerbare Energien künftig auch zur Stabilisierung des Stromnetzes in
> Deutschland beitragen.
Bild: Super Treibstoff: Mit Wasserstoff im Tank kann Strom aus erneuerbarer Ene…
FREIBURG taz | Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat
am Freitag in Freiburg die erste öffentlich zugängliche
Solarwasserstofftankstelle in Deutschland eingeweiht. Die Anlage unweit des
ISE-Hauptgebäudes hat zwei Ziele: Zum einen soll sie erneuerbare Energien
zur Nutzung für die Mobilität erschließen, zum anderen zum besseren
Management des Stromnetzes beitragen, weil der Wasserstoff nur dann erzeugt
wird, wenn ausreichend Strom im Netz vorhanden ist.
Wasserstoff ist – was in der öffentlichen Diskussion oft vergessen wird –
kein auf der Erde vorhandener Energieträger wie Öl, Erdgas und Kohle,
sondern ein eher mit einer Batterie vergleichbarer Energiespeicher. Das Gas
wird erzeugt, indem Wasser unter Einsatz von Energie in seine Bestandteile
Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Später kann diese Reaktion zum
Beispiel in einer Brennstoffzelle umgekehrt werden, wobei die Energie
wieder frei wird.
Als Speicher für erneuerbare Energien ist Wasserstoff daher sehr attraktiv.
Man kann mit ihm Fahrzeuge betreiben, aber auch noch viel mehr: „Nach den
technischen Richtlinien ist es möglich, dem Erdgas im Netz bis zu 5 Prozent
Wasserstoff beizumischen“, sagte Christopher Hebling, Bereichsleiter
Energietechnik am ISE. So lässt sich erneuerbare Energie in großem Stil
ohne den Bau einer neuen Infrastruktur speichern.
## Großes Speicherpotenzial als Erdgaszusatz
„Würde man die bestehenden Kapazitäten im deutschen Erdgasnetz mit all
seinen Gasspeichern ausschöpfen, und 5 Prozent Wasserstoff beimischen,
hätte man ein riesiges Speicherpotenzial für erneuerbare Energien“, sagte
Hebling. „Dagegen ist die Kapazität aller Pumpspeicherkraftwerke zusammen
minimal.“ In einem weiteren Projekt werde das ISE eine solche
Wasserstoffeinspeisung testen. Bei Bedarf kann das
Wasserstoff-Erdgas-Gemisch in Gaskraftwerken wieder verstromt werden.
Die Tankstelle dient den ISE-Forschern auch zum Testen, wie sich der
Elektrolyseur, der den Wasserstoff herstellt, in das Stromnetz einbinden
lässt. Denn der Strom der 17-Kilowatt-Fotovoltaikanlage wird nicht immer
genau dann genutzt werden, wenn die Sonne scheint. Vielmehr werden sich die
Betriebszeiten des Elektrolyseurs nach den Bedürfnissen des Netzes richten.
Ein Beispiel: Wenn die Sonne scheint, der Strom aber im Netz aufgrund hoher
Nachfrage knapp und damit teuer ist, ruht die Wasserstofferzeugung, und der
Solarstrom wird eingespeist. Wenn bei sinkender Nachfrage hingegen mehr
Strom als benötigt im Netz vorhanden ist, kann auch mit Netzstrom
Wasserstoff generiert werden. Entscheidend für die Ökobilanz ist, dass die
Elektrolyse über das Jahr gerechnet nur so viel Strom verbraucht, wie die
Solarstromanlage gewinnt.
Die Forschungen an der neuen Tankstelle werden auch sozialwissenschaftlich
begleitet. „Wir wollen ermitteln, wie sehr die Kunden offen sind für andere
Mobilitätskonzepte“, sagte zur Einweihung Ministerialdirektor Helmfried
Meinel vom Stuttgarter Umweltministerium.
Dabei geht es etwa um die Akzeptanz von Mobilitätsdienstleistungen wie
Carsharing, die kein Eigentum an einem Fahrzeug mehr voraussetzen. Solche
Modelle erleichtern die Einführung von neuen Antriebskonzepten erheblich.
4 Mar 2012
## AUTOREN
Bernward Janzing
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