# taz.de -- Europas Flüchtlingspolitik: EU-Sieben jagen jetzt Illegale | |
> Gegen die illegale Zuwanderung schließen sich sieben Staaten aus der EU | |
> zusammen. Sie wollen eine knallharte Flüchtlingspolitik und kritisieren | |
> Griechenland. | |
Bild: Menschen ohne Papiere sind nicht erwünscht in Europa. | |
BRÜSSEL epd/dpa/taz | Deutschland und sechs andere EU-Länder wollen | |
gemeinsam den Kampf gegen illegale Einwanderung vorantreiben. Es handelt | |
sich um Länder, die besonders von sekundärer Migration über EU-Grenzen | |
hinweg betroffen sind, wie Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am | |
Donnerstag in Brüssel erläuterte. | |
Die Staaten wollen unter anderem Druck auf Griechenland ausüben, damit es | |
die Grenze zur Türkei besser kontrolliert. Zur Allianz gehören neben der | |
Bundesrepublik auch Österreich, die Niederlande, Belgien, Frankreich, | |
Großbritannien und Schweden. | |
„Es haben sich die Staaten zusammengesetzt, die 75 Prozent aller illegalen | |
Migranten aufnehmen“, unterstrich Friedrich. In jüngster Zeit ist nach | |
Angaben der Bundesregierung der Migrationsdruck weiter gestiegen, was sich | |
auch in den Asylbewerber-Zahlen widerspiegelt: Allein zwischen 2010 und | |
2011 wuchs die Zahl der in Deutschland gestellten Erstanträge von etwa | |
41.000 auf 49.000. Über die türkisch-griechische Grenze kommen | |
beispielsweise Migranten aus Afghanistan, Pakistan und Nordafrika, viele | |
mit Hilfe von Schlepperbanden. | |
Die griechisch-türkische Grenze sei im Moment „offen wie ein Scheunentor“, | |
sagte die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Ihr zufolge | |
wollen die sieben Länder überprüfen lassen, wie viel Geld aus einschlägigen | |
Brüsseler Hilfsfonds bisher nach Griechenland geflossen ist und was die | |
Regierung genau damit getan hat. | |
Wichtig sei auch die Inbetriebnahme der griechischen Asylbehörde, führte | |
Mikl-Leitner aus: Diese sei für ein 300-köpfiges Personal ausgelegt – im | |
Moment arbeiteten dort aber nur 11 Personen. Es mangele wohl an politischem | |
Willen in Griechenland, unterstrich auch Friedrich: „Zumindest kann man | |
feststellen, dass offenkundig die Strukturen nicht funktionsfähig sind.“ | |
Daher sei die Frage „noch offen“, ob andere EU-Staaten ihre Grenzen zu | |
Griechenland wieder überwachen wollten. In jedem Fall sollten die EU-Länder | |
selbst darüber entscheiden – und nicht Brüssel. | |
Die Länder pochen auch auf schnelle Regelungen, um in Ausnahmesituationen | |
wieder Kontrollen an innereuropäischen Grenzen errichten zu können. „Es ist | |
ein unhaltbarer Zustand, dass sich Griechenland nicht an die gemeinsamen | |
Spielregeln hält und zum Haupteinfallstor illegaler Einwanderung geworden | |
ist“, sagte der Europaparlamentarier und Migrationspolitiker Manfred Weber | |
(CSU). „Die EU braucht endlich starke Durchgriffsrechte.“ Die sieben Länder | |
wollen ihren Maßnahmenkatalog mit den übrigen EU-Staaten abstimmen. | |
Im Schengen-Raum werden die Binnengrenzen zwischen den Staaten nur noch | |
stichprobenartig kontrolliert. Die EU-Kommission machte klar, dass nach den | |
geltenden Regeln die Idee der sieben Länder nicht umsetzbar ist – | |
allerdings liegt ein Entwurf der EU-Kommission zur Reform des | |
Schengen-Raums inklusive dieses Punktes auf dem Tisch. Unter den EU-Ländern | |
sind neue Kontrollen im Umfang wie im Grundsatz umstritten. | |
8 Mar 2012 | |
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