| # taz.de -- Gemeinsames europäisches Manifest: Sozialisten raufen sich zusammen | |
| > Mit einer Erklärung von Paris wollen die Sozialdemokraten in Europa eine | |
| > Basis für die kommenden Wahlen schaffen. Im Mittelpunkt steht die | |
| > Finanzkrise. | |
| Bild: Gemeinsam ist's doch schöner, sagen sich die europäischen Sozialisten. … | |
| BRÜSSEL taz | Die europäischen Sozialisten wollen in Zukunft enger | |
| zusammenarbeiten und sich in den anstehenden Wahlkämpfen unterstützen. | |
| Freitag und Samstag treffen sich die Spitzenleute aus mehreren Ländern in | |
| Paris. Sie wollen eine Erklärung verabschieden, die als gemeinsame | |
| Grundlage dienen soll für die anstehenden Wahlen in Frankreich, Italien und | |
| Deutschland sowie die Wahlen zum Europäischen Parlament 2014. | |
| Es ist das erste Mal, dass die Parteien aus mehreren europäischen Ländern | |
| so eng zusammenarbeiten: Frankreichs Sozialistenchef François Hollande hält | |
| heute seine lang erwartete Rede zu Europa. Sigmar Gabriel, der belgische | |
| Premier Elio di Rupo und Italiens Spitzenkandidat Pier Luigi Bersani sind | |
| ebenfalls in Paris – auch um Hollande im Wahlkampf zu unterstützen. | |
| Zwei Tage lang diskutieren die Sozialisten und Sozialdemokraten mit | |
| Ökonomen und anderen Wissenschaftlern. Am Ende soll eine Art Manifest | |
| stehen, sagt Massimo d’Alema, der Vorsitzende der europäischen Stiftung der | |
| Sozialdemokraten FEPS, die die Konferenz gemeinsam mit den Stiftungen aus | |
| den Nationalstaaten organisiert. | |
| „Mit den Wahlen in drei großen europäischen Ländern steht die Zukunft des | |
| Kontinents auf dem Spiel. Es ist möglich, etwas zu ändern – aber nur | |
| gemeinsam“, sagt Massimo d’Alema, ehemaliger italienischer | |
| Ministerpräsident und Initiator des Großprojekts, das den ambitionierten | |
| Namen „Renaissance Europa“ trägt. | |
| Im Mittelpunkt stehen die großen Themen der Europäischen Union – allen | |
| voran natürlich der Umgang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die | |
| Sozialisten wollen eine europäische Schuldenagentur gründen und Eurobonds | |
| einführen. „Es darf natürlich nicht sein, dass zum Beispiel Deutschland die | |
| Schulden der anderen bezahlt. Aber wir brauchen Solidarität in Europa und | |
| eine gemeinsame Verantwortung“, sagt d’Alema. | |
| Die gemeinsamen Schuldscheine reichten dafür aber nicht aus. Darüber hinaus | |
| wollen die Sozialisten europäische Projektbonds aushändigen, um | |
| grenzüberschreitende Infrastrukturvorhaben zu finanzieren und damit die | |
| Wirtschaft anzuschieben. Das Geld dafür wollen Hollande, Gabriel und Co aus | |
| dem EU-Haushalt nehmen. Der müsse zusätzliche Eigenmittel bekommen, sagt | |
| d’Alema. „Wir wollen die Finanztransaktionssteuer. Es kann nicht sein, dass | |
| einzelne Staaten dieses Projekt aus Eigennutz blockieren.“ Massimo d’Alema | |
| hofft damit auch auf einen Neuanfang in der Europapolitik der Sozialisten. | |
| Zurzeit haben die linken Parteien in der Europäischen Union kaum Einfluss. | |
| Alle großen und auch die meisten kleineren Länder werden von Regierungen | |
| geführt, die zur konservativen Parteifamilie gehören. Aber d’Alema sieht | |
| Potenzial für Veränderung. In Dänemark, Belgien, Slowenien und der Slowakei | |
| ist der Machtwechsel bereits eingetreten. | |
| 16 Mar 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Ruth Reichstein | |
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