| # taz.de -- Eon-Manager wird EnBW-Chef: Grüne küren Atomfreund | |
| > Frank Mastiaux hat zwar Erfahrungen mit Ökostrom, sein Lebenslauf ist | |
| > jedoch hauptsächlich von fossilen Energien geprägt. Abwickeln wird er die | |
| > Kernenergie wohl nicht. | |
| Bild: Soll neuer EnBW-Chef werden: Frank Mastiaux. | |
| Über die Nachfolge von EnBW-Chef Hans-Peter Villis war viel spekuliert | |
| worden. Schließlich ist in Karlsruhe ein ungewöhnlicher Posten zu besetzen: | |
| Ein Atomkonzern, der zwischenzeitlich zu knapp der Hälfte einem grün | |
| regierten Land gehört, muss grundlegend umgebaut werden. Nach Meldungen des | |
| Manager Magazins ist die Entscheidung nun gefallen: Der Eon-Manager Frank | |
| Mastiaux soll die Leitung des drittgrößten deutschen Stromkonzerns | |
| übernehmen. | |
| Der 47-jährige promovierte Chemiker hat in den letzten Jahren bei Eon die | |
| Sparte Erneuerbare Energien aufgebaut und sich dort als Freund der | |
| Großprojekte präsentiert: Offshore-Windparks in Nordeuropa gehöre die | |
| Zukunft, sagte er einmal, auch das Wüstenstromprojekt Desertec unterstützte | |
| er. Als besonderer Freund der Fotovoltaik hat er sich hingegen noch nicht | |
| gezeigt: Er halte es „nicht für sinnvoll, sozusagen gegen die Physik | |
| größere Solaranlagen in Deutschland zu errichten“, sagte er 2008 nach | |
| seinem Antritt bei Eon. | |
| Dorthin gelangte Mastiaux, weil der damalige Konzernchef Wulf Bernotat ihn | |
| aus früherer gemeinsamer Tätigkeit für Veba Oel und Aral kannte. Seither | |
| hat er zwar ein paar Jahre Erfahrung mit dem Ökostrom sammeln können – mehr | |
| noch aber prägen die fossilen Energien seinen Lebenslauf. Bevor er zu Eon | |
| kam, war er bei BP für das Flüssiggasgeschäft in 15 Ländern verantwortlich. | |
| Seinen Wechsel zu Eon begründete er damals so: „Ich komme aus der Öl- und | |
| Gasindustrie und habe 15 Jahre lang erleben müssen, wie Stellen abgebaut | |
| wurden. Jetzt will ich sehen, wie es ist, Stellen zu schaffen.“ | |
| Dass dieser Wunsch nun ausgerechnet bei der EnBW in Erfüllung geht, ist | |
| aber eher unwahrscheinlich. Denn die EnBW ist – bedingt durch ihre | |
| Jahrzehnte währende Fixierung auf die Atomkraft – ein Sanierungsfall. Im | |
| vergangenen Jahr verzeichnete der Konzern einen Verlust von 867 Millionen | |
| Euro, jährliche Einsparungen von mehreren 100 Millionen Euro sind damit | |
| unvermeidbar. Letzten Sommer war bereits die Rede von 2.500 Stellen, die | |
| bis 2013 abgebaut werden sollen. | |
| Mastiaux wird also bei der EnBW einige Herausforderungen zu meistern haben. | |
| Zumal das Abwickeln der Atomkraft auch nicht unbedingt das ist, was der | |
| Manager sich einst vorstellte. Vor Fukushima sagte er noch: „Die | |
| Kernenergie gehört zu einem vernünftigen Mix dazu.“ | |
| 20 Mar 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Korruption in Russland: 200 Millionen für den Nikolaus | |
| Der Atomkonzern EnBW soll sich nach Angaben eines Lobbyisten Einfluss in | |
| Russland gekauft haben. Transparency International verlangt die Aufklärung | |
| der Vorgänge. | |
| Hauptversammlung EnBW: Kampf gegen Windmühlen ist vorbei | |
| Kein deutscher Stromkonzern hing so an der Kernkraft wie die EnBW. Wie sich | |
| die großen Energieversorger umstellen müssen – und können, wenn sie wollen. | |
| Rückkauf von EnBW-Aktien: Immer neuer Ärger | |
| Der französische Stromkonzern EDF droht damit, das Land Baden-Württemberg | |
| zu verklagen. Im Finanzministerium schätzt man dies als „schlichtes | |
| Säbelgerassel“ ein. | |
| Widerstand gegen Subventionskürzungen: Regierung kippt Solarförderung | |
| Die massive Reduzierung der Solarförderung ist beschlossen. Aber selbst in | |
| der Koalition ist das Vorgehen von Röttgen und Rösler umstritten. Es könnte | |
| noch Korrekturen geben. | |
| Stuttgart kooperiert mit Schönau: "Ein kleiner Quantensprung" | |
| Ein gemeinsames Vertriebsunternehmen zwischen Schwäbische Stadtwerke und | |
| badischen Stromrebellen soll Kunden in der Landeshauptstadt mit Ökostrom | |
| versorgen. | |
| Kritik an Baden-Würtembergs Klimazielen: Greenpeace widerspricht Grün-Rot | |
| Der Atomausstieg ist nicht schuld an Baden-Württembergs wenig | |
| ambitionierten Vorgaben zur CO2-Reduktion. Der Ausstoß ist durch | |
| europaweiten Emissionshandel gedeckelt. | |
| Energiewende im Praxistest: Atomkraft an die Wand geblasen | |
| Engpass im Rekordwinter? Von wegen. Deutschland exportiert Strom, während | |
| er im Atomland Frankreich wegen der vielen Elektroheizungen knapp wird. | |
| EnBW-Milliarden-Deal: Mappus sucht E-Mails | |
| Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident feierte sich einst für den | |
| Teilkauf des Atomkonzerns EnBW. Jetzt beschäftigt sich ein | |
| Untersuchungsausschuss mit ihm. |