# taz.de -- Kritik an Stiftung Organtransplantation: Ein Faible für Luxus | |
> Dienstwagen, Vetternwirtschaft und teure Büromöbel: Die Vorwürfe gegen | |
> die Stiftung Organtransplantation sind laut einem | |
> Wirtschaftsprüfungsgutachten wahr. | |
Bild: Sind da wirklich Organe drin? Oder ein hübscher neuer Mont-Blanc-Füller? | |
BERLIN taz | Vier Dienstwagen in sechs Jahren. Aufträge für Firmenumzüge | |
und Gärtnerarbeiten an Verwandte und Bekannte. Büromöbel im Wert von | |
490.000 Euro, angeschafft auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung | |
und teils ohne die nötige Zustimmung des Stiftungsrats: Seit Mittwoch sind | |
die bislang anonymen Vorwürfe gegen die Vorstände der Deutschen Stiftung | |
Organtransplantation (DSO), Günter Kirste und Thomas Beck, offiziell. Sie | |
wurden durch ein Wirtschaftsprüfungsgutachten bestätigt. | |
„Unsere Prüfung gegen den Vorstand der DSO ergab, dass die aufgeworfenen | |
Sachverhalte auf Wissen über tatsächliche Vorgänge innerhalb der DSO | |
beruhen“, heißt es etwas umständlich in dem „Bericht über die forensische | |
Sonderuntersuchung“ der BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, der der taz | |
vorliegt. Die Gutachter führen darin auch einen Mont-Blanc-Füller für | |
323,14 Euro sowie Aufträge an Consulting-Firmen für „Lobbying-Arbeiten“ | |
auf, die zwischen 2009 und 2011 105.000 Euro kosteten. | |
Der DSO-Stiftungsrat als Aufsichtsgremium hatte die Prüfung im vorigen | |
Herbst beauftragt, weil es politischen Druck gab. Denn der DSO obliegt eine | |
der sensibelsten bioethischen Aufgaben: Sie verantwortet die Koordinierung | |
sämtlicher Organspenden in Deutschland. | |
## Zweifel am ethisch korrekten Verhalten | |
Ein strafrechtlich relevantes „Fehlverhalten des Vorstands“ mögen die | |
Gutachter jedoch nicht feststellen. Kirste und Beck hätten sich nicht | |
persönlich bereichert, der DSO geschadet, unangemessene Summen ausgegeben | |
oder Krankenkassengelder verschwendet. Dennoch lässt der 51-seitige Bericht | |
Zweifel aufkommen am ethisch korrekten Verhalten der Vorstände. | |
Die gesetzliche Aufgabe der DSO ist die Durchführung der Organentnahme, | |
keinesfalls aber politisches Lobbying. Trotzdem beauftragte die DSO 2010 | |
Consultingfirmen mit „Stakeholderanalysen“ sowie „Lobbying-Arbeiten“. | |
Kirste und Beck orderten eine „Aufstellung von Schlüsselkontakten in | |
Ministerien, Parlamenten, Parteien“ oder eine „Auslotung von Chancen und | |
Gefahren, die von anderen politischen Gegnern ausgehen“. | |
Moniert wird auch das Faible Becks für neue Autos: Er fahre „in seinem | |
sechsten Dienstjahr nunmehr den vierten Dienstwagen, sodass die | |
Nutzungsdauer jedes einzelnen Pkws deutlich unter üblichen Nutzungszeiten | |
von 24–48 Monaten liegt“, heißt es im Gutachten. In der Anschaffung der | |
teuren Dienstmöbel sehen die Prüfer sogar einen „Verstoß des Vorstands | |
gegen das normierte Zustimmungserfordernis des Stiftungsrats“. | |
Über Konsequenzen für die DSO debattierte am Mittwoch der | |
Gesundheitsausschuss des Bundestags hinter verschlossenen Türen mit | |
Vertretern des Stiftungsrats. Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss nicht | |
vor. | |
28 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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