# taz.de -- Steuerabkommen mit der Schweiz: Freikauf für Steuersünder | |
> Vermögen auf Schweizer Konten soll durch ein neues Abkommen legalisiert | |
> und nachträglich versteuert werden. Rot-Grün ist dagegen. | |
Bild: Glücklich nach der Unterzeichnung: Wolfgang Schäuble. | |
BERLIN taz/dpa | Zwischen 130 und 180 Milliarden Euro sollen deutsche | |
Steuerflüchtlinge in der Schweiz geparkt haben, wie Experten schätzen. Ein | |
Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz soll diese Vermögen | |
legalisieren – und gleichzeitig dafür sorgen, dass Steuererträge nach | |
Deutschland fließen. | |
Das Abkommen soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten. Danach werden die | |
Erträge deutscher Anleger in der Schweiz mindestens genauso hoch besteuert | |
wie in Deutschland – also mit wenigstens 26,4 Prozent. Dies entspricht der | |
deutschen Kapitalertragsteuer mitsamt dem Soli-Zuschlag. | |
Zudem soll das beim südlichen Nachbarn geparkte Vermögen rückwirkend für | |
die letzten zehn Jahre nachversteuert werden – mit einem einmaligen | |
Pauschalsatz von 19 bis 34 Prozent. Die Steuerflüchtlinge würden aber | |
weiterhin anonym bleiben. | |
Allein die nachträgliche Versteuerung würde etwa zehn Milliarden Euro | |
bringen, schätzt das Finanzministerium. Davon würden dem Bund drei | |
Milliarden zustehen, die Länder erhielten sieben Milliarden. | |
## Steuerhinterziehung durch geringe Abgabe legalisiert | |
Der Bundesrat muss dem Abkommen zustimmen. Doch die Opposition lehnt die | |
Vereinbarung ab. Die SPD zum Beispiel fordert, dass die Altvermögen mit | |
mindestens 25 Prozent besteuert werden. Zudem monieren die Gegner, dass die | |
Steuerflüchtlinge weiterhin anonym bleiben – während die USA inzwischen | |
durchgesetzt haben, dass die Schweiz die Namen der amerikanischen | |
Kontoinhaber nennt. | |
Die Kritik an dem Steuerabkommen beschränkt sich nicht nur auf die | |
Oppositionsparteien. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter ist gegen die | |
Vereinbarung. Steuerhinterziehung sei eine Straftat – die jetzt gegen eine | |
geringe Abgabe legalisiert würde. „Einen anonymen Freikauf durch | |
schwerkriminelle Straftäter darf es nicht geben“, heißt es in einer | |
Pressemitteilung. | |
Die Schweiz soll inzwischen angeboten haben, die Steuersätze für das | |
Altvermögen auf 21 bis 41 Prozent anzuheben. Dennoch gab das | |
rheinland-pfälzische Finanzministerium am Freitag bekannt, dass die | |
Nachverhandlungen gescheitert seien. | |
Trotz des Widerstands im Bundesrat will Finanzminister Wolfgang Schäuble | |
das Steuerabkommen weiter vorantreiben und den Gesetzgebungsprozess | |
einleiten. Die Regierung hofft, sich doch noch mit Rot-Grün einigen zu | |
können, wenn die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in | |
Nordrhein-Westfalen im Mai vorbei sind. | |
1 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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