Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Solarfirma schließt deutsche Standorte: Die nächste Sonnenfinster…
> Das US-Unternehmen First Solar schließt seine deutschen Standorte. Neuer
> Höhepunkt der Krise in der Fotovoltaikindustrie. Politiker fordern, die
> heimische Industrie zu stützen.
Bild: „Was kriegt der Mensch von seiner Arbeit und Mühe seines Herzens, die …
BERLIN taz | Das Solarunternehmen First Solar wird seine Produktion in
Deutschland im vierten Quartal aufgeben. Wie der US-Konzern mitteilte, sind
1.200 Mitarbeiter in Frankfurt (Oder) sowie 150 in Mainz betroffen. „Wir
bemühen uns, die Auswirkungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
so weit wie möglich abzufedern“, sagte der Leiter des Werkes in Frankfurt,
Burghard von Westerholt.
Mit dem Rückzug eines der größten Solarunternehmens der Welt erreicht die
Krise der Fotovoltaikindustrie nicht nur in Deutschland einen neuen
Höhepunkt. Weltweit leidet die Branche unter einem brutalen
Konkurrenzkampf, First Solar schließt auch vier Produktionslinien in
Malaysia auf unbestimmte Zeit. In Deutschland haben in diesem Jahr bereits
mehrere Unternehmen Insolvenz angemeldet, unter anderem der einstige
Branchenstar Q-Cells.
First Solar begründete seine Entscheidung als Folge politischer
Entscheidungen und spricht von einer „drastisch veränderten Marktsituation
in Europa“: Spanien hat seine Vergütung für Solarstrom abgeschafft,
Deutschland massiv gesenkt und für große Anlagen auf Freiflächen ganz
gestrichen – ein wichtiges Geschäftsfeld von First Solar. Beide Länder
bildeten zudem die wichtigsten Märkte des Unternehmens.
Bereits seit Ende Februar gab es in Frankfurt Kurzarbeit, die Beschäftigten
waren noch im März nach Berlin gefahren, um vor dem Brandenburger Tor gegen
die Politik der Bundesregierung und für einen Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu
demonstrieren.
## Subventionen der Konkurrenz kontern
Unterdessen kursieren Modelle, nach italienischem Vorbild die deutsche
Solarförderung umzubauen und so heimische Hersteller zu schützen. Momentan
bekommt, wer in Deutschland eine Solaranlage betreibt, für den ins Netz
eingespeisten Strom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen
staatlich garantierten Preis.
In Italien gibt es eine um 10 Prozent höhere Vergütung, wenn der Strom aus
Modulen stammt, deren Bauteile zu mindestens 60 Prozent von europäischen
Firmen stammen. Die Regel soll die Subventionen Chinas an die dortige
Solarindustrie kontern. Die USA haben chinesische Hersteller im März mit
Strafzöllen belegt.
„Wir müssen in Deutschland heimische Hersteller nach italienischem Vorbild
unterstützen. Eine solche Regel könnte in der nächsten Novelle des EEG
verankert werden“, sagte der thüringische Wirtschaftsminister Matthias
Machnig (SPD) der taz.
Der Obmann der Unionsfraktion im Umweltausschuss des Bundestages, Josef
Göppel (CSU), spricht von einer „voll wettbewerbsfähigen Fertigung“ in
Deutschland. „Wenn der chinesische Staat diese Offensive nicht aufgibt,
dann bleiben nur Einfuhrzölle oder eine Präferierung europäischer
Hersteller nach italienischem Vorbild“, sagte er.
In Berlin findet das Modell bisher wenig Anhänger. Im
Bundesumweltministerium heißt es, man wolle erst mal die jüngsten Kürzungen
durch den Bundesrat bringen. Die FDP ist strikt gegen eine Regel, die nach
Protektionismus aussieht.
17 Apr 2012
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Diskussion um Energiewende: Wenn man keine Ahnung hat …
Die SPD kritisiert Gaucks Äußerungen zur Energiewende. Die Förderung von
Ökostrom sei keine „Planwirtschaft“. Die FDP fordert eine Reform der
Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz.
Reaktionen auf US-Sanktionen: Solarfreunde aus China unter Druck
Die USA haben Strafzölle gegen chinesische Solarunternehmen verhängt. Die
Europäische Union tut sich mit solchen Maßnahmen schwer.
Hohes Wachstum bei Solaranlagen: Ausbau an der Kapazitätsgrenze
In Deutschland setzt sich der Ausbau der Fotovoltaik rasant fort, die
genaue Zahl der Anlagen ist umstritten. Im ersten Quartal 2012 wurden 40
Prozent mehr Solarstrom erzeugt als im Vorjahr.
First Solar entlässt 1.200 Arbeiter: Paintball in der Solarhalle
Das US-Unternehmen First Solar entlässt 1.200 Arbeiter. Für die Region um
Frankfurt/Oder eine Katastrophe – wenn auch nicht die erste. Eine Reportage
aus den Werkshallen.
Kommentar Solarindustrie: Photovoltaik ist kein Selbstläufer
Die Werksschließung der First Solar in Deutschland zeigt einen bedrohlichen
Trend. Um ihn aufzuhalten, bedarf es intelligenter Förderung und schnellen
Handelns.
Bundestag kürzt Solarförderung: Im Schatten des Staates
Der Bundestag hat am Donnerstag dank Koalitionsmehrheit die Abnahmepreise
für Solarstrom zusammengestrichen. Die Opposition hofft auf eine konträre
Entscheidung im Bundesrat.
Kommentar Solarföderung: Das deutsche Solar-Jo-Jo
Die plötzlich absurd hohe Kürzung für Solarstrom ist für die privaten
Stromverbraucher kaum messbar. Und das politische Signal ist verheerend.
Debatte Klimaschutz: Mit Negawatt in die Zukunft
Wenn die Energiewende nicht scheitern soll, braucht es neue Ideen – eine
Abschaltprämie für die Industrie bei Windflaute gehört dazu. Ökonomisch ist
das vernünftig.
Klimawende kaum noch machbar: Die Wettermaschine schaltet hoch
Die Zahl der Naturkatastrophen in Deutschland hat sich in den letzten 40
Jahren verfünffacht. Laut Experten bleibt nur ein kleines Zeitfenster, um
die Erderwärmung umzukehren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.