# taz.de -- Streit der Woche: Beteiligen Grüne die Bürger besser? | |
> Vor einem Jahr traten die Grünen in Baden-Württemberg mit dem Versprechen | |
> an, die Menschen wieder ernst zu nehmen. Aber sie bekommen bundesweit | |
> Konkurrenz. | |
Bild: Bunt ist die Meinung der Bürgerinnen und Bürger. Und sie will gehört w… | |
Eine ständige Rückkopplung der Politik an die Meinung der Bürgerinnen und | |
Bürger versprachen die Grünen, als sie am 12. Mai 2011 zusammen mit der SPD | |
die Regierungsgeschäfte in Baden-Württemberg übernahmen. Sechs Jahrzehnte | |
CDU-Regierung reichten. Die Menschen forderten einen neuen Regierungsstil, | |
eine „Politik des Gehörtwerdens“, wie die Grünen es bis heute formulieren. | |
Wer, wenn nicht die Grünen, sollte in der Lage sein, die BürgerInnen | |
einzubeziehen? Diese Partei, die aus der Friedens- und Umweltbewegung im | |
Westen und der Bürgerbewegung im Osten hervorgegangen war. Menschennahe | |
Politik lautete die Devise, Basisdemokratie statt eines von elitären | |
Berufspolitikern beherrschten Parlamentarismus. | |
Doch haben nicht auch die Grünen ihren Bewegungscharakter verloren? Hat der | |
parlamentarische Alltag ihnen nicht dieselben hierarchischen | |
Parteistrukturen aufgezwungen wie den anderen Parteien? | |
## Bürgerbeteiligung im digitalen Zeitalter | |
Vor allem aber: So wie Bürgerbeteiligung zur Demokratie gehört, so gehört | |
die neue Kommunikationstechnologie zur Bürgerbeteiligung. E-Partizipation, | |
Demokratie 2.0, Online-Beteiligungsplattformen – das sind die Konzepte der | |
Zukunft. Und das sind die Kernthemen der Piraten, nicht der Grünen. | |
„Die Piratenpartei sieht es als ihre Aufgabe an, die Anpassung der gelebten | |
Demokratie an die neuen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts zu begleiten“, | |
heißt es auf der [1][Website der Piraten]. Die Bürgerbeteiligung der | |
Zukunft wird nicht mit handgeschriebenen Unterschriftenlisten und per Fax | |
eingesandten Petitionen funktionieren, sondern digital. | |
Bernd Schlömer, seit Samstag Bundesvorsitzender der Piratenpartei, möchte | |
im Bundestagswahlkampf 2013 mit Piraten-Kernthemen wie Transparenz und | |
Bürgerbeteiligung punkten. [2][„Politik muss leicht und verständlich für | |
jedermann sein. Sie muss die Menschen einladen mitzugestalten.“] | |
Dass Bürgerbeteiligung als sexy gilt, haben auch die anderen Parteien nicht | |
verpennt. Jüngst hat CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer ein [3][Handbuch | |
zur Bürgerbeteiligung] bei Verkehrsprojekten vorgelegt. Auch die SPD | |
forderte nach der Eskalation um Stuttgart 21 [4][„echte | |
Mitwirkungsmöglichkeiten“] bei Großprojekten. | |
Ein eigenes Amt für Bürgerbeteiligung haben allerdings nur die | |
Baden-Württemberger Grünen geschaffen. Gisela Erler ist die einzige | |
Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung der Republik. Ihre | |
Mission: Die von der grün-roten Regierung beschworene „Politik des | |
Gehörtwerdens“ in die Tat umsetzen! | |
Was meinen Sie: Beteiligen die Grünen die BürgerInnen besser? | |
Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt unter den interessantesten Kommentaren | |
einen oder zwei aus und veröffentlicht sie im Wochenendmagazin sonntaz. Der | |
Kommentar sollte etwa 1.000 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der | |
E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Den ganzen Streit | |
der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 5./6. Mai, dem Wochenendmagazin der | |
taz. An jedem gutsortierten Kiosk, im [5][eKiosk] oder im Briefkasten via | |
[6][Wochenendabo]. | |
1 May 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.piratenpartei.de/politik/staat-und-demokratie/mehr-demokratie/ | |
[2] http://www.youtube.com/watch?v=yiM_TfGTIe8 | |
[3] http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/UI/handbuch-buergerbeteiligung.ht… | |
[4] http://www.spd-fraktion.de/cnt/rs/rs_datei/0,,15552,00.pdf | |
[5] /zeitung/e-paper/e-kiosk/ | |
[6] /zeitung/abo/wochenendabo | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
## TAGS | |
tazlab 2012: „Das gute Leben“ | |
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