# taz.de -- Kommentar EU und Ukraine: Gut gewettet, EU! | |
> Die geschlossene Haltung der EU ist richtig. Auch wenn es der Führung in | |
> Kiew egal ist, ob der Fischereikommissar aus Brüssel sich ein Spiel in | |
> der Ukraine ansieht. | |
Alle 27 EU-Kommissare haben angekündigt, auf einen Besuch der EM-Spiele in | |
der Ukraine zu verzichten, um damit gegen die Behandlung Julija | |
Timoschenkos zu protestieren. Es ist das erste Mal, dass die gesamte | |
„EU-Regierung“ ein solches Sportereignis boykottiert. | |
Vermutlich ist es den Ukrainern herzlich egal, ob der EU-Kommissar für | |
Fischerei nach Kiev zum Fußball-Gucken kommt oder nicht. Aber die Erklärung | |
aus Brüssel zeigt, dass die EM endgültig zum Politikum geworden ist. Die | |
Ukraine galt in Brüssel lange als Musterschüler. Nach der orangen | |
Revolution war die Hoffnung groß, dass sich das Land demokratisch | |
entwickeln und eines Tages Mitglied der EU werden würde. Nun ist schon beim | |
ersten Schritt, dem sogenannten Assoziierungsabkommen, der | |
Annäherungsprozess stecken geblieben. | |
Denn die EU sieht die Bedingungen - etwa eine unabhängige Justiz - nicht | |
mehr gegeben Wie andere Nachbarländer der Ukraine hat sich Polen immer | |
wieder für das Land eingesetzt. Zuletzt hatten aber Oppositionspolitiker in | |
Warschau den Boykott der EM-Spiele unterstützt. Der polnische Präsident | |
Tusk hält sich noch zurück. Er will das Großereignis, an dem schließlich | |
auch sein Land beteiligt ist, nicht gefährden. | |
Das geplante EU-Assoziierungsabkommen brächte seinem Land ja auch | |
erhebliche Vorteile: Polnische Unternehmen würde es den Handel mit dem | |
Nachbarland erleichtern, die EU-Außengrenze verschöbe sich langfristig | |
weiter nach Osten. Das würde den Polen aufwändigen Grenzschutz sparen. | |
Im EU-Ministerrat hat sich aber nun die deutsche Haltung durchgesetzt. Mit | |
ihr ist die Hoffnung verbunden, dass die ukrainische Führung einlenkt, um | |
sich nicht völlig von den westlichen Nachbarn abzuschneiden. Dies ist eine | |
Wette, auf die es die EU-Politiker ankommen lassen sollten. | |
4 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Ruth Reichstein | |
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