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# taz.de -- Die Liberalen in Schleswig-Holstein: Der Rüpel, der die FDP rettete
> Eigentlich wollte Wolfgang Kubicki mit der Politik aufhören – nun hat er
> der FDP gut 8 Prozent verschafft. Für ihn ist es auch ein Sieg gegen die
> Dilettanten in Berlin.
Bild: Profilierte sich gegen die Berliner Liberalen.
BERLIN taz | Kubicki hat die FDP gerettet. Wenn es nach ihm ginge, wäre das
die richtige Überschrift für diesen Abend. Denn so sah sich Wolfgang
Kubicki, 60, FDP-Fraktionschef im Landtag, in den vergangenen Wochen
selbst: als Kämpfer gegen den Trend, gegen die liberalen Dilettanten in
Berlin, gegen hämische Journalisten. Einer gegen alle.
Kubicki, der begnadete Rüpel, der mal das Raubein, mal den Charmeur spielt,
hat es geschafft. Gut 8 Prozent, das ist eine Sensation für eine Partei,
die im Sterben zu liegen schien. Auch dann, wenn die Landes-FDP im
Vergleich zur Wahl 2009 sechs Prozentpunkte abgerutscht ist. Zu dramatisch
ist die Situation im Bund: Die Freidemokraten krebsen in Umfragen seit
Monaten zwischen 2 und 4 Prozent herum.
Wer für diese Dauermisere verantwortlich ist, daraus hat Kubicki nie einen
Hehl gemacht. „Was soll das denn sein? Familienwachstum? Haarwachstum?“,
lästerte er über den Versuch seines Parteichef Philipp Rösler, der FDP mit
dem Wachstumsbegriff eine neue Erzählung zu verpassen. Unverhohlen holzte
Kubicki im Wahlkampf gegen den Milchbubi in Berlin. Und nutzte seine
Schwäche für die eigene Profilierung.
Dass nun das Ende des blassen Bundeschefs und die Wiederauferstehung der
FDP in Kiel beginnen könnte, das ist eine Story, die Kubicki lieben würde.
Ob sie wahr wird, wird sich nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen
entscheiden. Kubicki sind die Berliner Umdrehungen herzlich egal. Für ihn
wird nach Kiel nichts mehr kommen.
## Sein letzter Sieg
Eigentlich hatte er mit dem Gedanken gespielt, mit der Politik aufzuhören.
Damals, als das Landesverfassungsgericht im August 2010 wegen des
Wahlgesetzes Neuwahlen angeordnet hatte. Seit 20 Jahren sitzt er im
Landtag, in den letzten zweieinhalb Regierungsjahren blieb er
Fraktionschef. Um weiter als Anwalt arbeiten zu können. Die Unabhängigkeit,
mit der er sich brüstet, lebt er.
Kubicki weiß: Dieser Sieg ist sein letzter. Der Wahlkampf war auf ihn
zugeschnitten, er legte einen Interviewmarathon hin, auf Wahlplakaten
posierte er als grauhaariger Grandseigneur. Ob er Genugtuung verspüre,
fragte ihn abends eine Journalistin. „Eine Bestätigung“ sei das Ergebnis,
sagte Kubicki. „Die Menschen lieben Typen, die sie identifizieren können.“
Deutlicher hätte er seine Genugtuung kaum beschreiben können.
6 May 2012
## AUTOREN
Ulrich Schulte
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