| # taz.de -- Griechenland und der Euro: Schäuble meint, es geht auch ohne | |
| > Finanzminister Wolfgang Schäuble glaubt, dass ein Austritt Griechenlands | |
| > aus der Euro-Zone so schlimm gar nicht wäre. In Athen wächst der | |
| > Optimismus für eine Regierungsbildung. | |
| Bild: Eulen liegen ja im Trend. Dem griechischen Euro hilft das aber irgendwie … | |
| ATHEN/BERLIN dpa/rtr/dapd/taz | Angesichts der erneuten Debatte um einen | |
| Austritt Griechenlands aus dem Euro hat Bundesfinanzminister Wolfgang | |
| Schäuble die Fortschritte der Währungsgemeinschaft betont. In Athen gibt es | |
| indes wieder Hoffnung für eine pro-europäische Regierungsbildung. | |
| „Wir haben in den letzten zwei Jahren viel gelernt und Schutzmechanismen | |
| eingebaut. Die Ansteckungsgefahren für andere Länder der Euro-Zone sind | |
| geringer geworden, und die Euro-Zone ist insgesamt widerstandsfähiger | |
| geworden“, sagte Schäuble der Rheinischen Post vom Freitag. „Die | |
| Vorstellung dass wir nicht in der Lage wären, kurzfristig auf etwas | |
| Unvorhergesehenes zu reagieren, ist falsch“, sagte Schäuble und fügte | |
| hinzu: „Europa geht so schnell nicht unter.“ | |
| Griechenland forderte er auf, an dem mit Europäischer Union und | |
| Internationalem Währungsfonds (IWF) beschlossenen Sparkurs festzuhalten. Es | |
| gebe keinen anderen als den gemeinsam vereinbarten Weg, sagte Schäuble. | |
| „Die Staaten Europas und die privaten Gläubiger sind Griechenland schon | |
| außergewöhnlich weit entgegengekommen. Wir haben gemacht was möglich ist.“ | |
| Griechenland müsse verstehen, dass es im Gegenzug seine Verpflichtungen | |
| erfüllen müsse. Es sei gefährlich, den Bürgern vorzugaukeln, es gebe einen | |
| einfacheren Weg, auf dem Griechenland gesunden könnte und alle Härten | |
| vermieden würden. „Das ist Unsinn“, sagte Schäuble. | |
| Im Ringen um die Bildung einer Regierung in Griechenland hat sich der | |
| Konservative Antonis Samaras am Freitag zuversichtlich gezeigt. Nach einem | |
| Gespräch mit dem sozialistischen Parteichef Evangelos Venizelos erklärte er | |
| vor seinen Abgeordneten, es gebe noch Hoffnung. „Wir tun alles, was wir | |
| können, um eine Regierung zustande zu bringen, denn eine Regierung muss es | |
| geben", sagte er. | |
| Am Donnerstag hatte der PASOK-Vorsitzende und frühere Finanzminister | |
| Venizelos nach einem Treffen mit dem Führer der Demokratischen Linken, | |
| Fotis Kouvelis, von einem „guten Omen" gesprochen. Kouvelis und er seien in | |
| den Ansichten „sehr, sehr eng beieinander". Die kleine Linkspartei hatte | |
| bei der Wahl am Sonntag 19 Sitze erhalten. Zusammen mit den 41 Mandaten der | |
| PASOK und den 108 Sitzen von Samaras Partei Neue Demokratie (ND) wäre im | |
| griechischen Parlament mit insgesamt 300 Sitzen eine Mehrheit erreicht. | |
| Der Vorsitzende der zweitstärksten Kraft, Alexis Tsipras von der | |
| Linkspartei Syriza, hatte seine Kooperation bereits ausgeschlossen, sollte | |
| die künftige Regierung an dem strengen Sparprogramm festhalten. Venizelos | |
| wurde mit der Regierungsbildung beauftragt, nachdem Tsipras am | |
| Mittwochabend seine Bemühungen für gescheitert erklärt hatte. Als Chef der | |
| zweitstärksten Partei hatte er als zweiter den Auftrag zur | |
| Regierungsbildung erhalten. Samaras hatte sein Mandat am Montag schon nach | |
| wenigen Stunden zurückgegeben. | |
| Scheitert auch Venizelos, ruft Staatspräsident Karolos Papoulias die Führer | |
| der im Parlament vertretenen Parteien zu einem letzten Versuch zusammen, | |
| eine Regierung zu bilden. Gibt es keine Einigung, wird im Juni erneut | |
| gewählt. | |
| ## Linksbündnis in Umfragen vorn | |
| Dann könnte das Bündnis (Syriza) im Falle von erneuten Neuwahlen nach einer | |
| Umfrage mit 23,8 Prozent klar stärkste Partei werden. Das radikale | |
| Linksbündnis würden damit noch vor der konservativen Nea Dimokratia (ND) | |
| landen, die bei der Neuwahl am 6. Mai mit 18,9 Prozent und 108 Abgeordneten | |
| noch stärkte Fraktion geworden war. Dies ergab eine repräsentative Umfrage | |
| des Meinungsforschungsinstituts Marc laut dem griechischen Fernsehsender | |
| Alpha. | |
| Bei der Wahl am vergangenen Sonntag hatte keine Partei die absolute | |
| Mehrheit erreicht. Die Konservativen und das Bündnis der Radikalen Linken | |
| waren in den vergangenen Tagen mit ihren Versuchen [1][gescheitert], eine | |
| Mehrparteienkoalition auf die Beine zu stellen. | |
| Die Euro-Finanzminister wollen bei ihrem nächsten Treffen am Montag (14.5.) | |
| in Brüssel über die Lage in dem krisengeschüttelten Land und die | |
| Regierungsbildung beraten. Strafbeschlüsse gegen Griechenland werden dabei | |
| nach Angaben eines EU-Diplomaten nicht erwartet. Dass die Parteien, die das | |
| mit internationalen Geldgebern verhandelte Spar-und Reformprogramm | |
| mittragen, inzwischen nicht mehr in der Mehrheit sind, führt zu | |
| Unsicherheit an den Finanzmärkten. | |
| Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger forderte eine gelassene Reaktion der | |
| Eurozone. „Jetzt die Prinzipientreue durchzusetzen und kein Geld mehr nach | |
| Griechenland zu schicken, halte ich nicht für zielführend“, sagte er der | |
| österreichischen Tageszeitung Standard. „Am Ende hätte der Euroraum den | |
| Schaden“. Er sehe die Gefahr einer Kettenreaktion, dass dann auch andere | |
| Länder unter Druck kommen würden. Man brauche für Griechenland „eine | |
| Lösung, bei der beide Seiten das Gesicht wahren können, etwa indem | |
| Programme vorgestellt werden, mit denen die Jugendarbeitslosigkeit gesenkt | |
| wird“, fügte das Mitglied des Sachverständigenrates hinzu. | |
| Das radikale Linkdbündnis hatte eine Revision des von der EU auferlegten | |
| Sparprogramms gefordert. Syriza-Chef Tsipras warnte in einem Brief an die | |
| EU-Spitzen vor einer humanitären Katastrophe in Griechenland. | |
| 11 May 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Regierungsbildung-in-Griechenland/!93068/ | |
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