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# taz.de -- Streit um Urheberrechte im Netz: Anonymous outet die Urheber
> Anonymous-Aktivisten haben offenbar Daten der Unterzeichner des „Wir sind
> die Urheber“-Aufrufs im Netz veröffentlicht. Die Aktion zeigt, wie sehr
> die Fronten verhärtet sind.
Bild: Beliebte Anonymous-Aktion: Die Anonymität anderer angreifen.
BERLIN taz/dpa | Als die Wochenzeitung Die Zeit vergangene Woche einen
[1][gemeinsamen Aufruf] von Schauspielern, Schriftstellern und anderen
veröffentlichte, in dem diese ihre Interessen in der Urheberrechtsdebatte
deutlich machten, war die Empörung im Netz groß. Was dort zu lesen war,
galt umgehend als Besitzstandswahrung und als teilweise rückwärtsgewandte
Rechtfertigung von Eingriffen in die Freiheitsrechte. Umgehend startete ein
Münchner Social–Media-Berater [2][die Gegenkampagne „Wir sind die Bürger�…
und einige der Mitunterzeichner des Zeit-Aufrufs mussten sich im Netz
[3][unangenehme Fragen gefallen lassen].
Am Montag eskalierte der Streit weiter: Nutzer, die sich der
Anonymous-Gruppierung zugehörig fühlen, veröffentlichten auf der
Ablageplattform Pastebin massenhaft Daten von Urhebern, die sich dem
Zeit-Aufruf angeschlossen hatten – unter ihnen prominente Schriftsteller
wie Charlotte Roche und der Musiker Sven Regener. Die Täter überschrieben
die Veröffentlichung der Daten mit den Worten „fuck your copyright blah
blah blah“.
Der öffentliche Aufruf „Wir sind die Urheber! Gegen den Diebstahl geistigen
Eigentums“ wurde bislang von mehr als 6.000 Personen unterzeichnet. Diese
bezeichnen das Urheberrecht als „historische Errungenschaft bürgerlicher
Freiheit“ und als „materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen�…
Sie wenden sich indirekt gegen Initiativen aus mehreren Parteien, das
Urheberrecht an die veränderten Bedingungen im Netz anzupassen.
Die nun veröffentlichten Daten der Unterzeichner scheinen zwar allesamt
vorher schon im Netz zugänglich gewesen zu sein – also alles andere als
geheim –, doch von der Veröffentlichung geht das Signal aus: Wir bekämpfen
Euch mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Diskussion um das
Urheberrecht kann dies natürlich nicht weiterbringen. Stattdessen verhärmt
es die verhärteten Fronten weiter und hat eher den Charakter eines wütenden
Kindes, das auf den Boden stampft und „ich will aber“ ruft.
Im öffentlichen Kampfhahngeschrei ist die Debatte um das Urheberrecht in
den letzten Monaten hinter einen Punkt zurückgefallen, den sie schon
erreicht zu haben schien: dass alle Beteiligten ihre Interessen klar
artikulieren und anhand dieser Standpunkte dann die notwendige
Überarbeitung des Urheberrechts in Angriff genommen wird. Derzeit erinnert
sie eher an die Orchideensportart Schachboxen: mal wird ein wenig gedacht,
mal haut man auf sich ein.
14 May 2012
## LINKS
[1] http://www.wir-sind-die-urheber.de/
[2] http://www.wir-sind-die-buerger.de
[3] http://www.facebook.com/miguelriverossilva/posts/399306416775250
## AUTOREN
Falk Lüke
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