# taz.de -- Facebook führt bezahlte Einträge ein: Wenn die Freunde unaufmerks… | |
> Facebook-Einträge erreichen nur etwa ein Zehntel der Kontakte im sozialen | |
> Netzwerk. Wen das stört, kann sich nun Aufmerksamkeit dazukaufen – für | |
> zwei Dollar pro Post. | |
Bild: Werden nur an wenige Freunde verteilt: Fotos auf Facebook. | |
BERLIN taz | Wenn eine [1][hauseigene Statistik des Internet-Konzerns] | |
Facebook stimmt, erreichen im Schnitt nur 12 Prozent der Beiträge, die im | |
Nachrichtenstrom des sozialen Netzwerks auftauchen, auch den eigenen | |
Freundeskreis. Verantwortlich dafür ist der Algorithmus, den der Dienst bei | |
der Verteilung der zahllosen Postings verwendet: Die Software sorgt anhand | |
verschiedener geheimer Variablen dafür, dass nicht jede Gefühlsregung auch | |
im gesamten persönlichen Netzwerk verteilt wird. Außerdem passiert es nicht | |
selten, dass Neuigkeiten einfach durchrutschen, weil sie überlesen werden | |
oder die Freunde schlicht offline waren. Dann werden wieder andere, neuere | |
Beiträge nach oben gespült. | |
Wer sich mit der Tatsache, potenziell ignoriert zu werden, gar nicht | |
anfreunden kann, dem will Facebook gegen Bezahlung künftig helfen. Wie der | |
neuseeländische [2][IT-Nachrichtendienst Stuff meldet], führt der kurz vor | |
seinem Börsengang stehende Netzwerk-Konzern derzeit in der | |
englischsprachigen Welt einen Test durch, der sich „Highlight an Important | |
Post“ nennt. „Stelle sicher, dass Deine Freunde dies sehen“, heißt es da… | |
werbend. | |
Die Idee: Jede Status-Mitteilung kann per „Highlight“ speziell markiert | |
werden. Das bedeutet nicht, dass solche Postings in einer eigenen Farbe | |
oder in einer besonderen Größe dargestellt werden, wie „Stuff“ zunächst | |
meldete. Stattdessen will Facebook so garantieren, dass die Botschaft | |
tatsächlich beim Freundeskreis ankommt, also nicht zu den 88 Prozent der | |
ignorierten Einträge gehört. | |
Kostenlos ist der Spaß allerdings nicht: Im aktuellen Test, der nur bei | |
einem Bruchteil der knapp 900 Millionen Nutzer weltweit sichtbar gewesen | |
sein soll, verlangt Facebook satte zwei US-Dollar für die Markierung. | |
Zahlbar ist das Ganze bequem über den Bezahldienst PayPal oder mit jeder | |
handelsüblichen Kreditkarte. | |
## „Dauernd neue Funktionen“ | |
Eine Begrenzung, wie oft man die „Highlight“-Funktion nutzen darf, gibt es | |
laut einem [3][Bericht des Technik-Blogs TechCrunch] derzeit nicht. Die | |
Seite fürchtet deshalb, dass die Funktion von Menschen missbraucht werden | |
könnte, die über genügend Geld zur Pflege des persönlichen Narzissmus | |
verfügen. Facebook selbst gab nur zu Protokoll, dass man „dauernd neue | |
Funktionen“ innerhalb des gesamten Angebotes teste. „Dieser spezielle Test | |
dient einfach nur der Überprüfung, ob die Leute ein Interesse an dieser | |
Methode des Teilens mit ihren Freunden haben.“ | |
Trotzdem kann „Highlight“ als eine der bislang aggressivsten Versuche | |
gelten, mit Facebook-Nutzern direkt Geld zu verdienen. Bislang rühmt sich | |
das soziale Netzwerk nämlich noch damit, dass der Grunddienst für User | |
„immer kostenlos“ bleiben werde – und genau dazu gehört eben auch die | |
Möglichkeit, wichtige Informationen mit dem eigenen Freundeskreis zu | |
teilen. Geld will Facebook stets mit anderen Dingen – vor allem mit | |
personalisierter Werbung – verdienen, wie sich auch aus dem aktuellen | |
[4][interaktiven Börsenprospekt] erschließen lässt. | |
Natürlich kann man auch jetzt schon Werbung für die eigene Facebook-Präsenz | |
unter Facebook-Nutzern betreiben. Dazu nutzt man den gleichen Werbedienst, | |
der auch Firmen und Großkonzernen, die auf Facebook Reklame schalten | |
wollen, zur Verfügung steht. Einzelne Freundesgruppen sind darüber bislang | |
aber nur teilweise ansprechbar, „Freunde von Fans“ [5][beispielsweise]. | |
Ansonsten legt man hier dann beispielsweise die Altersgruppe fest oder kann | |
wählen, ob sich eine Person in einer Beziehung befindet, aus einer | |
bestimmten Region kommt oder bestimmte Dinge mag. Solche Anzeigen sind | |
allerdings relativ deutlich von restlichen Inhalten getrennt, auch wenn | |
Facebook über sogenannte „[6][Sponsored Stories“] mittlerweile Reklame und | |
Äußerungen von Freunden zu verbinden versucht. | |
15 May 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://techcrunch.com/2012/02/29/facebook-post-reach-16-friends/ | |
[2] http://www.stuff.co.nz/technology/digital-living/6904136/Facebook-running-p… | |
[3] http://techcrunch.com/2012/05/10/highlight-facebook-status-updates/ | |
[4] http://facebook.retailroadshow.com/launch.html | |
[5] http://mashable.com/2009/11/11/facebook-ads-friends-of-fans/ | |
[6] https://www.facebook.com/business/ads/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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