# taz.de -- Verfassungsschutz und Gemeinnützigkeit: FDP will sich nützlich ma… | |
> Vereine, die die Schlapphüte als extremistisch einstufen, können nicht | |
> gemeinnützig sein, beschließt das Kabinett. Das missfällt nicht nur der | |
> Opposition. | |
Bild: Vertrauen ist Glückssache. | |
BERLIN taz | Die geplanten Änderungen bei der Gemeinnützigkeit von | |
Organisationen sorgen für Konflikt in der schwarz-gelben Koalition. [1][Wie | |
die taz berichtet hatte,] soll nach den Plänen des Bundesfinanzministeriums | |
jede Organisation automatisch ihre Gemeinnützigkeit verlieren, wenn sie in | |
einem Verfassungsschutzbericht von Bund oder Ländern als extremistisch | |
eingestuft wird. Die Möglichkeit, gegen eine solche Entscheidung | |
Widerspruch bei den Finanzbehörden oder dem Finanzgericht einzulegen, soll | |
gestrichen werden. | |
Während das Bundeskabinett die umstrittenen Pläne am Mittwoch im Rahmen des | |
Jahressteuergesetzes 2013 ohne Änderung verabschiedete, regt sich im | |
Parlament nun Widerstand. Die rechtspolitische Sprecherin der | |
FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz, deren Büro sich bei einer ersten | |
taz-Anfrage noch für „nicht zuständig“ erklärt hatte, übte mittlerweile | |
Kritik an den Plänen. | |
„Der Verfassungsschutzbericht ist kein Verwaltungsakt, sondern eine | |
Unterrichtung ohne rechtsverbindlichen Charakter“, erklärte sie. Daher | |
könnten die dort dargelegten Erkenntnisse nicht als Beweise, sondern | |
allenfalls als Anhaltspunkte dienen. „Das muss zweifellos auch im | |
Steuerrecht gelten.“ | |
Piltz zeigte sich zudem verwundert über die Pläne. Es gebe keine Hinweise, | |
dass sich die bisherige Rechtslage nicht bewährt habe: Noch im Jahr 2009 | |
habe das Finanzministerium auf eine Anfrage der FDP geantwortet, eine | |
automatische Sanktion als Konsequenz aus dem Verfassungsschutzbericht | |
widerspreche „den Grundsätzen des Rechtsstaates“. Das müsse auch heute | |
Bestand haben, fordert die FDP-Innenpolitikerin: „Die Grundsätze unseres | |
Rechtsstaates haben sich seither nicht geändert.“ | |
## Parlament außen vor | |
Auch Birgit Reinemund, FDP-Abgeordnete und Vorsitzende des zuständigen | |
Finanzausschusses, lehnt den Vorstoß des Finanzministeriums ab. „Das | |
Parlament wurde bisher überhaupt nicht eingezogen“, sagte sie der taz. „Ich | |
sehe bei dieser Fragen keinen Handlungsbedarf und bezweifle, dass es dafür | |
eine Mehrheit geben wird.“ | |
Die Beratungen in den zuständigen Bundestagsausschüssen beginnen erst nach | |
der nun erfolgten Verabschiedung des Gesetzes im Kabinett. Eine | |
Entscheidung wird erst nach der Sommerpause fallen. Abgeordnete aller | |
Oppositionsfraktionen hatten in der taz bereits angekündigt, den Plan | |
abzulehnen. Für die Grünen bekräftigte Finanzobfrau Lisa Paus am Mittwoch | |
die Kritik am Regierungsvorhaben und kündigte einen Alternativvorschlag an. | |
23 May 2012 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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