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# taz.de -- Grenzschutzagentur Frontex: Aufmarsch in der Türkei
> Die Grenzschutzagentur unterzeichnet ein Abkommen mit Ankara. Die
> Zusammenarbeit soll intensiviert werden. Im Gegenzug sollen Türken
> EU-Visaerleichterungen erhalten.
Bild: Kein schönes Frontex-Empfangskomitee für die über 45.000 Flüchtlinge,…
ISTANBUL taz | Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen ist es der
EU-Grenzschutzagentur Frontex jetzt gelungen, mit der Türkei einen ersten
Schritt zu einer Vereinbarung zu machen. Nach Informationen der türkischen
Presse hat die EU-Agentur zu Abwehr „illegaler Einwanderung“ mit dem
türkischen Außenministerium ein sogenanntes Memorandum of Understanding
abgeschlossen.
Damit soll erreicht werden, dass die Türkei künftig „illegale“ Einwandere…
die von der Türkei aus in die EU gelangt sind, wieder zurücknimmt. Zudem
soll sich die Türkei verpflichten, Flüchtlinge daran zu hindern, über die
Grenze nach Griechenland oder Bulgarien zu gelangen.
Hintergrund des Drängens von Frontex ist die Situation an der
griechisch-türkischen Grenze. Mehr als 80 Prozent der illegalen
Einwanderung in die EU verläuft über diese Grenze. Die meisten Flüchtlinge
bleiben in Griechenland hängen und verursachen zusätzlich zu der schlechten
Lage in Griechenland weitere soziale Unruhe.
Seit es Frontex mithilfe der früheren Despoten in Nordafrika gelungen war,
den Weg über das Mittelmeer weitestgehend zu blockieren, hatte sich die
Flüchtlingsbewegung aus Asien und Afrika immer mehr auf die griechische
Grenze konzentriert.
Bislang hat die türkische Regierung sich geweigert, einen Vertrag mit
Frontex abzuschließen, weil die EU nicht bereit war, im Gegenzug
Visaerleichterungen für türkische Staatsbürger zu gewähren. Vor allem
Deutschland hat dies abgelehnt – angeblich, weil dann Hunderttausende
Türken nach Deutschland kämen. Mittlerweile wandern aber mehr Türken aus
Deutschland in die Türkei ab als zuziehen
## Vielleicht kann sich Griechenland den Grenzzaun sparen
Die Innenminister der EU haben deshalb jetzt die EU-Kommission ermächtigt,
mit der Türkei über Visaerleichterungen bis hin zu visafreiem Reiseverkehr
zu verhandeln. Die türkische Regierung will im Gegenzug ihre Zusammenarbeit
mit Frontex Zug um Zug intensivieren.
Während sich Griechenland dann vielleicht doch den geplanten Bau eines
Grenzzaunes sparen kann, ist das für Tausende von Flüchtlingen eine
schlechte Nachricht. Ihr Weg in die EU wird künftig schwieriger und teurer.
Insider gehen davon aus, dass sich die Migration in diesem Fall in Richtung
Schwarzes Meer verlagern wird.
3 Jun 2012
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
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